Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
hat, auf die Jagd zu gehen und die eigene Landwirtschaft in Gang zu bringen. Aber Sie bekommen die doppelte Menge an Vorräten. Das ist typisch für eine nicht kompatible Welt, weil Sie sich nicht sofort von dem ernähren können, was die Natur hergibt. Vor allen Dingen ist es mehr als für eine normale NKW geliefert wird; normalerweise sind es Trockenvorräte für vier Monate und Lebensmittel für sechs Wochen.«
    »Warum gibt man uns mehr Lebensmittel als sonst mit?« In Wirklichkeit wusste ich die Antwort längst – schließlich sollte ich diese Kolonie leiten -, aber ich wollte sehen, ob Ferro tatsächlich so gut war, wie er von sich behauptete.
    Ferro lächelte. »Der Hinweis liegt genau vor Ihrer Nase, Mr. Perry. Sie fliegen außerdem mit einer doppelten Ladung Bodenverbesserer und Dünger los. Das verrät mir, dass der Boden dort nicht gut ist, das heißt, nicht gut für menschliche Nutzpflanzen. Die zusätzlichen Lebensmittel sollen Ihnen über die Runden helfen, falls irgendein Idiot seinen Acker nicht richtig konditioniert.«
    »Das ist richtig«, sagte ich.
    »Klar«, stimmte Ferro zu. »Und der letzte Punkt: Sie haben mehr als die übliche Ration an Mitteln gegen Vergiftungen in Ihren medizinischen Vorräten. Auch das ist typisch für NKWs. Das Gleiche gilt für veterinäre Entgiftungsmittel. Was mich auf noch einen Punkt bringt.« Ferro nahm mir den PDA ab und rief eine andere Containerliste auf. »Richtig. Auch eine doppelte Ladung an Viehfutter.«
    »Sie sind der Meister der Frachtlisten, Ferro«, sagte ich. »Haben Sie jemals daran gedacht, selber Kolonist zu werden?«

    »Um Himmels willen, nein! Ich habe genügend Kolonistenschiffe beladen, um zu wissen, dass so manche es nicht geschafft haben. Ich bin völlig zufrieden, wenn ich Sie beladen und Ihnen zum Abschied winken kann, um anschließend nach Phoenix zu Frau und Katze zurückzukehren. Nichts für ungut, Mr. Perry.«
    »Keine Ursache«, sagte ich und deutete auf die Frachtliste. »Sie können also an so einer Liste erkennen, ob eine Kolonie es schaffen wird oder nicht. Wie steht es mit uns?«
    »Sie sind bis zum Stehkragen beladen«, sagte Ferro. »Sie werden es schon hinkriegen. Aber es sind ein paar ziemlich seltsame Dinge dabei – Dinge, die ich noch nie auf einer Frachtliste gesehen habe. Sie haben mehrere Container mit völlig überflüssigem Zeug an Bord.« Ferro reichte mir noch einmal die Liste. »Schauen Sie, das sind alles Sachen, die man für eine Schmiede braucht. Auf dem Stand von 1850. Ich wusste gar nicht, dass solches Werkzeug außerhalb von Museen überhaupt noch existiert.«
    Ich sah mir die Liste an. »Einige unserer Kolonisten sind Mennoniten«, sagte ich. »Moderne Technik benutzen sie nur, wenn es gar nicht anders geht. Für sie ist so etwas nur eine unnötige Ablenkung.«
    »Wie viele von Ihren Kolonisten gehören zu … zu diesen Leuten?«, fragte Ferro.
    »Etwa zweihundert, vielleicht zweihundertfünfzig«, sagte ich, während ich ihm den PDA zurückgab.
    »Hm«, machte Ferro. »Dann scheinen Sie ziemlich gut auf alles Mögliche vorbereitet zu sein, einschließlich einer Zeitreise in den Wilden Westen. Wenn die Kolonie scheitert, können Sie die Schuld nicht dem Kerl geben, der diese Sachen bestellt hat.«

    »Also wäre dann alles meine Schuld«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich«, sagte Ferro.

    »Ich glaube, wir sind uns alle darin einig: Wir wollen nicht, dass diese Kolonie scheitert«, sagte Manfred Trujillo. »Ich denke, dass uns diese Gefahr nicht droht. Aber ich mache mir Sorgen wegen einiger Entscheidungen, die getroffen wurden. Ich glaube, sie machen für uns einiges schwieriger.«
    Überall am Konferenztisch wurde genickt. Rechts von mir machte sich Savitri Notizen. Am anderen Ende des Tisches saß Jane mit ausdrucksloser Miene, aber ich wusste, dass auch sie Köpfe zählte. Immerhin hatte sie schon für den Geheimdienst gearbeitet. Darin war sie gut.
    Wir näherten uns dem Ende der offiziellen Eröffnungssitzung des Roanoke-Rats. Er bestand aus mir und Jane als Leiter der Kolonie und zehn Repräsentanten, die je eine Herkunftswelt der Kolonisten vertraten und unsere Delegierten waren. Zumindest theoretisch. In der ralen Welt hatten die Machtspielchen längst begonnen.
    Manfred Trujillo war der eifrigste von ihnen. Er hatte vor einigen Jahren den Anstoß gegeben, dass man Kolonialwelten erlauben sollte, neue Kolonien zu gründen, in seiner Stellung als Repräsentant von Erie im Parlament der KU. Er hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher