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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Kolonisten ausgehen.
    Zum Glück gibt es einen angenehmen Mittelweg zwischen diesen beiden Extremfällen. Er besteht darin, etwa zweieinhalbtausend Kolonisten zu nehmen, sie in der Frühlingszeit auf einer neuen Welt abzusetzen, ihnen widerstandsfähige Technik zur Verfügung zu stellen, mit der sie ihre dringendsten Bedürfnisse decken können, und sie vor die Aufgabe zu stellen, möglichst schnell zu Selbstversorgern zu werden und die Welt darauf vorzubereiten, etwa zwei oder drei Jahre später ungefähr zehntausend weitere Kolonisten aufzunehmen. Diese zweite Welle bekommt nun wieder fünf Jahre oder so, um alles für die Ankunft der nächsten fünfzigtausend vorzubereiten und so weiter.
    Für die Startphase einer Kolonie sind im Allgemeinen fünf solcher Wellen eingeplant, und anschließend hat die Kolonie im Idealfall eine Bevölkerungsgröße von etwa einer Million, die sich über zahlreiche kleinere Ansiedlungen und ein oder
zwei größere Städte verteilt. Nachdem sich die fünfte Welle häuslich eingerichtet hat und die Infrastruktur der Kolonie etabliert ist, schaltet man auf fließende Einwanderung um. Wenn die Bevölkerung ungefähr bei zehn Millionen liegt, hört die Einwanderung ganz auf, die Kolonie erhält innerhalb des föderalen Systems der KU den Status eingeschränkter Selbstverwaltung, und die Menschheit besitzt ein weiteres Bollwerk gegen die drohende Vernichtung ihrer Spezies durch ein gnadenloses Universum. Das heißt, natürlich nur, wenn die ersten zweitausendfünfhundert Kolonisten sich gegen ein feindseliges Ökosystem, Angriffe durch Aliens, selbst verursachte menschliche Organisationsprobleme und das allgegenwärtige schlichte Pech behaupten konnten.
    Zweitausendfünfhundert Kolonisten genügen, um den Prozess der Umwandlung einer Welt in eine für Menschen geeignete Welt in Gang zu bringen. Die Zahl ist klein genug, dass die KU, falls diese Menschen nicht überleben, eine Träne vergießen und dann wie gehabt weitermachen kann. Wobei man auf die Sache mit den Tränen keineswegs ein Anrecht hat. Es ist interessant, wichtig und gleichzeitig entbehrlich für das menschliche Streben zu sein, sich über die Sterne auszubreiten. Insgesamt fand ich, wäre es wohl klüger gewesen, auf Huckleberry zu bleiben.

    »Also gut, ich gebe es auf«, sagte ich und zeigte auf den schweren Container, der gerade in den Frachtraum der Ferdinand Magellan bugsiert wurde. »Sagen Sie mir, was es ist.«
    Aldo Ferro, der Lagermeister des Schiffs, konsultierte die Frachtliste auf seinem PDA. »Darin befinden sich alle Komponenten für das Klärwerk Ihrer Kolonie«, sagte er und zeigte
auf eine Reihe von Containern. »Und das sind Ihre Kanalisationsrohre, septischen Tanks und Abfalltransporter.«
    »Keine Außenklos auf Roanoke«, sagte ich. »Wir werden stilvoll kacken.«
    »Das hat nichts mit Stil zu tun«, sagte Ferro. »Sie werden einen Planeten der Klasse sechs besiedeln, auf dem ein komplettes nicht kompatibles Ökosystem existiert. Sie werden alles brauchen, was sich zu Dünger verarbeiten lässt. Diese Kläranlage wird Ihre gesamten biologischen Abfälle aufbereiten, vom Klopapier bis zum Kadaver, und daraus Kompost für Ihre landwirtschaftlichen Felder machen. Das ist wahrscheinlich das Wichtigste, was auf dieser Frachtliste steht. Sie sollten gut aufpassen, dass nichts davon kaputtgeht.«
    Ich lächelte. »Sie scheinen sich gut mit Abfallentsorgung auszukennen.«
    »Richtig«, sagte Ferro. »Aber vor allem kenne ich mich mit der Fracht für eine neue Kolonie aus. Ich arbeite hier schon seit fünfundzwanzig Jahren, und wir beliefern ständig neue Kolonien. Geben Sie mir eine Frachtliste, und ich kann Ihnen sagen, auf was für einem Planeten die neue Kolonie gegründet werden soll, wie die jahreszeitlichen Verhältnisse sind, wie hoch die Schwerkraft ist und ob diese Kolonie das erste Jahr überstehen wird oder nicht. Sie wollen wissen, woran ich sehe, dass Ihre Kolonialwelt ein nicht kompatibles Ökosystem hat? Abgesehen vom Klärwerk, meine ich. Das ist Vorschrift für jede Kolonie.«
    »Klar«, sagte ich.
    Ferro rief etwas auf seinem PDA auf und zeigte mir den Bildschirm, auf dem die Container aufgelistet waren. »Gut, erster Punkt: die Nahrungsmittelvorräte. Jedes Kolonistenschiff bekommt Vorräte an Trockennahrung und Nahrungsgrundmitteln,
mit denen sämtliche Kolonisten drei Monate lang am Leben erhalten werden können. Hinzu kommt ein weiterer Monatsvorrat an Trockennahrung, damit die Kolonie Zeit

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