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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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    »Bitte«, sagte ich.
    Die beiden Obin griffen an ihre Kragen und schalteten ihre Ich-Persönlichkeiten ab. Ich beobachtete, wie die lebhaften Regungen aus ihren Mienen verschwanden und nur noch bloße Intelligenz übrig blieb.
    »Wir werden uns jetzt ausruhen«, sagte Hickory. Dann gingen die beiden Obin und ließen mich allein in einem leeren Zimmer zurück.

3

    So könnte man eine Kolonisation durchziehen: Man nehme zwei- oder dreihundert Leute, lässt sie einpacken, was sie für sinnvoll halten, setzt sie auf einem Planeten ab, den sie sich ausgesucht haben, sagt »Bis dann!« und kommt ein Jahr später wieder – nachdem sie alle aus Unwissenheit oder aus Mangel an Vorräten an Unterernährung gestorben sind oder durch eine andere Spezies ausgerottet wurden, die den Planeten für sich haben wollte -, um die Knochen einzusammeln.
    Das ist keine sehr erfolgreiche Kolonisationsmethode. Während unserer viel zu kurzen Vorbereitungsperiode hatten sowohl Jane als auch ich genügend Berichte über den Niedergang wilder Kolonien gelesen, die genau auf diese Weise geplant worden waren, sodass wir uns dieser Tatsache bewusst waren.
    Andererseits sollte man auch nicht einhunderttausend Menschen auf einer neuen Kolonialwelt absetzen, mitsamt allem Luxus, den eine hoch entwickelte Zivilisation zu bieten hat. Die Koloniale Union hätte die Mittel, um so etwas zu machen, aber sie ist nicht daran interessiert, es so zu machen. Ganz gleich, wie ähnlich ein Planet der Erde oder anderen von Menschen kolonisierten Welten ist, sei es die Schwerkraft, die Größe, die Verteilung der Landmassen, die Atmosphäre oder die Biochemie des einheimischen Lebens, man darf nie vergessen, dass es nicht die Erde ist. Niemand kann vorher wissen, welche bösen Überraschungen ein Planet aus dem Ärmel zaubert, nachdem sich die Menschen darauf niedergelassen haben.
Sogar die Erde ist sehr erfindungsreich, wenn es darum geht, neue Krankheiten und Seuchen hervorzubringen, um unvorsichtige Menschen umzubringen, und auf dieser Welt sind wir immerhin eine einheimische Spezies. Wir sind Fremdwesen, wenn wir auf neuen Welten landen, und wir wissen, was jedes Ökosystem zu tun versucht, wenn Fremdwesen darin eindringen: Es versucht sie so schnell wie möglich umzubringen.
    Es gibt eine interessante Tatsache, die ich über gescheiterte Kolonien erfahren habe: Die Ursache Nummer eins für das Ende menschlicher Kolonien (wilde nicht mitgerechnet) ist keineswegs der Besitzstreit mit anderen intelligenten Spezies. Es sind vielmehr einheimische Bazillen, die die Siedler reihenweise getötet haben. Gegen andere Intelligenzwesen können wir uns wehren, mit dieser Art von Kampf kennen wir uns aus. Aber der Kampf gegen ein komplettes Ökosystem, das einen ausradieren will, ist eine wesentlich schwierigere Angelegenheit.
    Einhunderttausend Kolonisten auf einem Planeten abzusetzen, nur um zuzusehen, wie sie alle sehr schnell von einer bislang unbekannten Infektion dahingerafft werden, gegen die sich nicht schnell genug ein Heilmittel finden lässt, wäre eine sträfliche Verschwendung von guten Kolonisten.
    Was nicht heißt, dass man den Streit um Landbesitz unterschätzen sollte. Für eine menschliche Kolonie besteht eine exponenziell höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie in den ersten zwei oder drei Jahren angegriffen wird als zu jedem anderen Zeitpunkt. Die Kolonie ist noch ganz darauf konzentriert, sich selbst auf die Beine zu bringen, und kann sich daher kaum gegen einen Angriff wehren. Die Präsenz der Kolonialen Verteidigungsarmee in der Nähe einer neuen Kolonie ist zwar nicht unbedeutend, aber trotzdem nur ein Bruchteil dessen,
was ein oder zwei Jahrzehnte später zu einer Raumstation im Orbit des Planeten ausgebaut wird. Und die simple Tatsache, dass jemand einen Planeten kolonisiert hat, macht ihn für alle anderen plötzlich sehr attraktiv, denn diese Kolonisten haben einem bereits den schwierigsten Teil der Arbeit abgenommen. Jetzt muss man sie nur noch von der Oberfläche des Planeten fegen und ihn für sich in Besitz nehmen.
    Einhunderttausend Kolonisten auf einem Planeten abzusetzen, nur damit sie wieder weggefegt werden, wäre ebenfalls eine sträfliche Verschwendung von guten Kolonisten. Obwohl die Koloniale Union die Dritte-Welt-Länder auf der Erde im Wesentlichen als Anbauflächen für neue Kolonisten betrachtet, werden einem, wenn man bei jedem Scheitern einer Kolonie einhunderttausend Kolonisten verliert, irgendwann die neuen

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