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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hoffte, dass es ein Schreckenslaut war. Es rannte nach Osten davon, sprang auf einen Baum, kletterte hastig weiter hinauf und sprang von dort zu einem anderen Baum. Kurz darauf war es im Blätterdach verschwunden.
    Ich blickte mich um. Sie waren fort. Alle waren gleichzeitig verschwunden.
    Etwas bewegte sich, und ich richtete das Gewehr darauf. Es war Jane. Sie zog ein Messer aus einem toten Werwolf. Ein zweites Exemplar lag in der Nähe. Ich sah mich nach Juan und Deit um und fand sie leblos am Boden liegend.

    »Alles klar?«, fragte Jane.
    Ich nickte.
    Sie stand auf und hielt sich die Seite. Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor.
    »Du bist verletzt«, sagte ich.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Es sieht schlimmer aus als es ist.«
    Aus der Ferne war ein sehr menschlicher Schrei zu hören.
    »DeLeon.« Jane rannte los, ohne die Hand von ihrer Wunde zu nehmen.
    Ich lief hinterher.
    Das meiste von DeLeon fehlte. Einen Teil hatten sie zurückgelassen. Der verschwundene Rest von ihm lebte noch und schrie. Eine Blutspur verlief vom Baumstamm, auf dem er gesessen hatte, zu einem Baum. Wieder ein Schrei.
    »Sie bringen ihn nach Norden«, sagte ich. »Weiter.«
    »Nein«, sagte Jane und zeigte nach Osten, wo sich etwas in den Bäumen bewegte.»Sie benutzen DeLeon als Köder, um uns wegzulocken. Die meisten bewegen sich in östliche Richtung. In Richtung der Kolonie.«
    »Wir können DeLeon nicht zurücklassen«, sagte ich. »Er lebt noch.«
    »Ich werde ihn holen«, sagte Jane. »Du kehrst um. Aber sei vorsichtig. Beobachte die Bäume und den Boden.« Dann war sie weg.
    Fünfzehn Minuten später stürmte ich aus dem Wald und befand mich auf der freien Fläche rund um das Dorf. Dort hatten vier der Werwölfe einen Halbkreis um Hiram Yoder gebildet, der völlig ruhig in der Mitte stand. Ich ließ mich zu Boden fallen.
    Die Werwölfe bemerkten mich nicht. Sie waren ganz auf
Yoder konzentriert, der immer noch stocksteif dastand. Zwei Werwölfe zielten mit Speeren auf ihn, bereit, ihn sofort zu töten, falls er sich rührte. Aber er rührte sich nicht. Alle vier klickten und zischten. Die Zischlaute drifteten immer wieder in den Ultraschallbereich ab. Deshalb hatte Jane sie lange vor uns gehört.
    Einer der Werwölfe trat näher an Yoder heran und zischte und klickte ihn an. Er war stämmig und muskulös, wohingegen Yoder groß und schlank war. Er hielt ein einfaches Steinmesser in einer Hand. Er hob die andere Hand und stach Yoder mit einer Kralle in die Brust. Yoder ertrug es und blieb weiterhin reglos stehen. Dann griff das Wesen nach Yoders rechtem Arm, um ihn zu beschnuppern und zu untersuchen. Yoder leistete keinen Widerstand. Yoder war Mennonit und Pazifist.
    Plötzlich schlug der Werwolf ihm kräftig auf den Arm, vielleicht um ihn zu testen. Yoder wankte leicht unter dem Hieb, verlor aber nicht das Gleichgewicht. Der Werwolf stieß eine Reihe schneller Zwitscherlaute aus, dann taten seine Artgenossen dasselbe. Ich vermutete, dass sie lachten.
    Der Werwolf hob erneut eine Hand und zog seine Krallen durch Yoders Gesicht. Er riss seine rechte Wange auf. Blut strömte über Yoders Gesicht, und er legte unwillkürlich eine Hand auf die Wunde. Der Werwolf gurrte und blickte Yoder an, ohne dass seine vier Augen blinzelten. Er wollte sehen, was er als Nächstes tun würde.
    Yoder nahm die Hand vom blutigen Gesicht und erwiderte den offenen Blick des Werwolfs. Langsam drehte er den Kopf, um ihm die andere Wange anzubieten.
    Der Werwolf trat von Yoder zurück und gesellte sich zwitschernd zu den anderen. Die beiden, die ihre Speere auf Yoder gerichtet hatten, ließen sie ein wenig sinken. Ich atmete
erleichtert aus und senkte für eine Sekunde den Blick. Dabei wurde mir bewusst, dass mir kalter Schweiß ausgebrochen war. Yoder hatte überlebt, indem er keinen Widerstand leistete. Die Geschöpfe waren zumindest intelligent genug, um zu erkennen, dass er keine Bedrohung darstellte.
    Ich hob wieder den Kopf und sah, dass einer der Werwölfe genau in meine Richtung starrte.
    Er stieß einen trillernden Ruf aus. Der Werwolf, der Yoder am nächsten war, blickte sich zu mir um, knurrte und trieb dann sein Steinmesser in Yoders Brust. Yoder erstarrte. Ich hob mein Gewehr und schoss dem Werwolf in den Kopf. Er stürzte zu Boden. Die anderen Werwölfe sprangen zurück in den Wald.
    Ich lief zu Yoder hinüber, der am Boden lag und zaghaft das Steinmesser betastete. »Nicht berühren«, sagte ich. Falls das Messer wichtige Blutgefäße

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