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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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verraten.«
    »Völlig richtig«, sagte Rybicki.
    »Davon bekomme ich ein Schleudertrauma«, sagte ich. »Wir haben uns ein Jahr lang versteckt, damit Sie das Konklave
schwächen können, und jetzt wollen Sie, dass wir uns preisgeben. Vielleicht bin ich gerade etwas durcheinander, aber ich verstehe nicht ganz, wie es der Kolonialen Union hilft, wenn wir uns abschlachten lassen.«
    »Sie gehen davon aus, dass Sie abgeschlachtet werden?«
    »Könnte es auch anders ausgehen? Wenn wir höflich darum bitten, wird das Konklave uns dann erlauben, unsere Sachen zu packen und abzuziehen?«
    »Das will ich damit nicht sagen«, erwiderte Rybicki. »Ich meine, dass die Koloniale Union Ihre Existenz verborgen hat, weil es nötig war. Jetzt wollen wir, dass das Konklave erfährt, wo Sie sind. Wir haben etwas geplant. Und wenn wir unsere kleine Überraschung aus dem Hut gezaubert haben, besteht kein Grund mehr, Ihre Kolonie vor dem Konklave oder den anderen Menschenwelten geheim zu halten. Weil das Konklave dann am Ende sein wird, und Sie werden der Schlüssel zu seinem Zusammenbruch sein.«
    »Das müssen Sie mir erklären, wie das funktionieren soll.«
    »Gut«, sagte Rybicki und tat es.

    »Wie geht es dir?«, fragte ich Jane in der Blackbox.
    »Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, Leute abzustechen, falls du das meinst«, sagte Jane und tippte sich gegen die Stirn, hinter der sich ihr BrainPal befand. »Trotzdem bin ich darüber nicht glücklich.«
    »Wie kommt es, dass du vorher nichts davon bemerkt hast?«
    »BrainPals werden ferngesteuert aktiviert«, sagte sie. »Ich selbst hätte es nicht tun können. Rybickis Schiff hat ein Suchsignal gesendet, das meinen BrainPal weckte. Jetzt ist er eingeschaltet.
Ich habe mir die Dateien angesehen, die Hickory mir gegeben hat.«
    »Alle?«
    »Ja. Mein Gehirn wurde völlig umstrukturiert, und mit dem BrainPal erreiche ich wieder die Datenverarbeitungsgeschwindigkeit der Spezialeinheit.«
    »Und?«
    »Sie stimmen mit unseren überein. Hickory hat Videos und Dokumentationen, die vom Konklave stammen und grundsätzlich nicht vertrauenswürdig sind. Aber sie werden durch weiteres Material gestützt, das aus Quellen der Obin, von Völkern, deren Kolonien aufgelöst wurden, und sogar von der Kolonialen Union stammt.«
    »Das alles könnte gefälscht sein«, gab ich zu bedenken. »Es könnte ein einziger gewaltiger Schwindel sein.«
    »Nein«, sagte Jane. »Die Dateien der Kolonialen Union haben einen Verifikationscode im Metatext. Ich habe sie mit meinem BrainPal überprüft. Sie sind echt.«
    »Da muss man dem guten alten Hickory Anerkennung zollen, nicht wahr?«
    »Richtig«, sagte Jane. »Er hat nicht gelogen, als er erwähnte, die Obin würden keineswegs irgendjemand zu Zoë schicken. Obwohl ich nach diesem Datenmaterial eher den Eindruck habe, dass Dickory von den beiden den höheren Rang hat.«
    »Unglaublich!«, sagte ich. »Also scheint man mit guter Menschenkenntnis bei den Obin nicht allzu weit zu kommen. Das hätte ich dem Knaben nicht zugetraut. Oder dem Mädchen. Oder dem Wesen von unbestimmtem Geschlecht, um etwas genauer zu sein.«
    »Daran ist nichts unbestimmt«, sagte Jane. »Sie sind beides.«

    »Was ist mit diesem General Gau?«, fragte ich. »Steht in deinen Dateien etwas mehr über ihn?«
    »Ein bisschen«, sagte Jane. »Aber nur allgemeine Informationen. Er ist ein Vrenn, und was er in der Langfassung unseres Videos sagt, scheint korrekt zu sein. Nach der Schlacht gegen die Kies hat er sich für die Gründung des Konklave eingesetzt. Zu Anfang bekam er deswegen Schwierigkeiten. Er wurde wegen politischer Agitation ins Gefängnis gesteckt. Doch dann fand der Herrscher der Vrennu ein bedauernswertes Ende, und das folgende Regime hat den General rehabilitiert.«
    Ich hob eine Augenbraue. »War es ein Attentat?«
    »Nein«, sagte Jane. »Chronische Schlafstörungen. Er ist während des Essens eingeschlafen und fiel mit dem Gesicht auf sein Messer. Die Klinge drang ins Gehirn ein. Er war sofort tot. Der General hätte offenbar die Möglichkeit gehabt, zum Herrscher der Vrennu zu werden, aber er entschied sich stattdessen für das Konklave. Er ist auch jetzt nicht der Herrscher der Vrennu. Dieses Volk gehörte nicht einmal zu den Gründungsmitgliedern des Konklave.«
    »Als ich mit Rybicki sprach, sagte er, das Konklave würde nach dem Schneeballsystem funktionieren. Die mächtigeren Völker würden davon profitieren, und die schwächeren Vertreter sollen die Verarschten

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