Die letzte Kolonie
ich es ihr erklärt hatte.
»Das sehe ich genauso«, sagte ich. »Und ich würde wetten, das mein Dutzend ganz anders aussieht als deins.«
10
Eine Woche nach der Ankunft im Orbit um Roanoke machte sich die KUS Sacajawea auf den Weg nach Phoenix, an Bord 190 Mitglieder der ehemaligen Besatzung der Magellan . Vierzehn Besatzungsmitglieder blieben zurück. Zwei hatten in der Zwischenzeit Kolonisten geheiratet, eine Frau war schwanger und wollte sich nicht mit ihrem Ehemann konfrontieren, ein Mann befürchtete, dass ein Haftbefehl auf ihn wartete, wenn er nach Phoenix zurückkehrte, und die übrigen zehn wollten einfach auf Roanoke bleiben. Und es gab zwei weitere Besatzungsmitglieder, die die Reise ebenfalls nicht mitmachten, weil sie verstorben waren. Einer hatte einen Herzinfarkt erlitten, und der andere war im Zustand der Trunkenheit durch einen Unfall mit einer landwirtschaftlichen Maschine zu Tode gekommen. Captain Zane hatte sich von allen überlebenden Besatzungsmitgliedern verabschiedet, die nicht mitkamen, und ihnen versprochen, eine Möglichkeit zu finden, ihre restliche Heuer auszuzahlen. Er war ein guter Mann, aber ich nahm es ihm nicht übel, dass er ins Territorium der KU zurückkehren wollte.
Wenn die Sacajawea Phoenix erreichte, durften die Besatzungsmitglieder der Magellan keineswegs nach Hause gehen. Roanoke war eine größtenteils unerkundete Kolonialwelt, und ihre Flora, Fauna und Mikroorganismen waren unbekannt und stellten demnach eine potenzielle Gefahr für Menschen dar. Die gesamte Besatzung sollte einen Standardmonat lang in einem Flügel der medizinischen Einrichtungen in der
Phoenix-Station in Quarantäne gehalten werden. Wie zu erwarten war, probten die Raumfahrer den Aufstand, als sie davon erfuhren. Daraufhin einigte man sich auf einen Kompromiss: Sie mussten in Quarantäne bleiben, aber jeder durfte einen kleinen Kreis von Angehörigen kontaktieren, allerdings unter der Bedingung, dass diese Personen über die Rückkehr der Besatzung Stillschweigen wahrten, bis die KU offiziell bekannt gab, dass man die verlorene Kolonie Roanoke wiedergefunden hatte. Alle Beteiligten, sowohl die Besatzung als auch die Verwandtschaft, waren sofort mit diesen Konditionen einverstanden.
Wie zu erwarten war, sickerte die Neuigkeit von der Rückkehr der Besatzung der Magellan sehr schnell durch. Nachrichtenmedien und Kolonialregierungen, die mehr wissen wollten, erhielten offizielle Dementis von der KU und inoffizielle Warnungen, dass sie bei einer Veröffentlichung dieser Gerüchte sehr negative Konsequenzen zu befürchten hätten. Offiziell blieb die Geschichte unter Verschluss. Aber die Neuigkeit breitete sich unter den Verwandten der Besatzung der Magellan aus und von dort zu Freunden und Kollegen und schließlich zu anderen zivilen und militärischen Raumschiffen. Die Gerüchte erhielten neue Nahrung durch Bemerkungen der Besatzungsmitglieder der Sacajawea , die selbst nicht unter Quarantäne standen, obwohl auch sie auf Roanoke gelandet waren und Kontakt zu den Leuten von der Magellan gehabt hatten.
Die Koloniale Union hatte zwar nicht viele Verbündete in der Galaxis, aber es waren doch ein paar, und schon bald hatte sich die Neuigkeit von der Rückkehr der Besatzung der Magellan auch unter anderen außerirdischen Völkern verbreitet. Diese wiederum steuerten mit ihren Schiffen andere Raumhäfen
an, von denen nicht alle der Kolonialen Union freundlich gesonnen waren und zum Teil sogar dem Konklave angehörten. Dort konnten einige dieser außerirdischen Besatzungsmitglieder ihr Wissen über die Rückkehr der Magellan gegen harte Währungen eintauschen. Es war kein Geheimnis, dass das Konklave nach der verlorenen Kolonie Roanoke suchte – und dass sie gern für zuverlässige Informationen bezahlte.
Einige von denen, die diese Information weitergegeben hatten, wurden vom Konklave durch das Versprechen wahrlich unvorstellbarer Reichtümer ermutigt, herauszufinden, wo genau im Universum sich die Besatzung der Magellan die ganze Zeit aufgehalten hatte. Es wäre nicht leicht, an diese Information heranzukommen, was der Grund war, warum die Belohnung so unfassbar hoch war. Doch dann trug es sich zu, kurz nach der Rückkehr der Sacajawea zur Phoenix-Station, dass ein Navigator wegen Trunkenheit im Dienst gefeuert wurde. Dieser Offizier stand nun auf einer schwarzen Liste, was bedeutete, dass er nie wieder zu den Sternen reisen würde. Die Angst vor der Armut sowie das Bedürfnis nach Rache veranlassten
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