Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
ich bereit, Ihnen zu glauben, General.«
    »Damit hätten wir immerhin einen Anfang.« Gau musterte mich von oben bis unten. »Sie sagten, Sie wären in der Kolonialen Verteidigungsarmee gewesen. Nach dem, was ich über Menschen weiß, bedeutet das, dass Sie nicht ursprünglich aus der Kolonialen Union stammen. Sie sind von der Erde, nicht wahr?«
    »Das ist richtig.«
    »Die Menschen sind ein sehr interessantes Volk. Sie sind
die einzige Spezies, die sich freiwillig eine neue Heimatwelt zugelegt hat. Sie sind nicht die Einzigen, die Ihre Soldaten von nur einer einzigen Welt rekrutieren, aber Sie sind die Einzigen, die zu diesem Zweck nicht auf Ihre Hauptwelt zurückgreifen. Ich fürchte, wir haben die Beziehung zwischen der Erde und Phoenix und den übrigen Kolonien nie richtig verstanden. Für uns ergibt das alles nur wenig Sinn. Vielleicht kann ich Sie eines Tages dazu bringen, es mir zu erklären.«
    »Vielleicht«, sagte ich vorsichtig.
    Gau deutete meinen Tonfall völlig richtig. »Aber nicht heute.«
    »Eher nicht.«
    »Schade. Ich fand unser Gespräch bis jetzt hochinteressant. Wir haben sechsunddreißig Kolonien aufgelöst. Dies ist die letzte. Im Großen und Ganzen hatten die Anführer der Kolonien – mit Ausnahme dieser und der ersten – nicht viel zu sagen.«
    »Es ist schwierig, entspannt mit jemandem zu plaudern, der bereit ist, einen massiven Angriff zu starten, wenn man seinen Forderungen nicht nachgibt.«
    »Das ist wohl wahr. Aber Führungspersönlichkeiten sollten Charakter haben. Und daran scheint es vielen Kolonialverwaltern zu mangeln. Ich frage mich unwillkürlich, ob diese Kolonien tatsächlich ernsthafte Unternehmungen waren oder ob man einfach nur sehen wollte, ob wir unser Verbot neuer Kolonien wirklich durchsetzen würden. Allerdings gab es einen Versuch, mich zu ermorden.«
    »Der offensichtlich erfolglos war.«
    »Richtig.« Gau deutete zu seinen Soldaten, die uns aufmerksam beobachteten, aber einen respektvollen Abstand hielten. »Einer von meinen Leuten konnte die Attentäterin erschießen,
bevor sie mich abstechen konnte. Es gibt einen Grund, warum ich diese Besprechungen im Freien abhalte.«
    »Also nicht nur wegen der Sonnenuntergänge.«
    »Leider nein. Und vielleicht können Sie sich vorstellen, dass nach der Erschießung der Leiterin der Kolonie eine gewisse Anspannung herrschte, als ich mit ihrem Stellvertreter weiterverhandeln wollte. Aber in diesem Fall konnte die Kolonie evakuiert werden. Abgesehen von der Anführerin gab es kein Blutvergießen.«
    »Aber Sie haben dem Blutvergießen nicht völlig entsagt«, erwiderte ich. »Wenn ich mich weigere, diese Kolonie freiwillig aufzugeben, würden Sie nicht zögern, sie zu vernichten.«
    »Richtig«, sagte Gau.
    »Und soweit mir bekannt ist, hat sich keines der Völker, deren Kolonien Sie aufgelöst haben – ob gewaltsam oder nicht -, entschieden, dem Konklave beizutreten.«
    »Auch das ist richtig.«
    »Also scheinen Sie nicht gerade die Herzen im Sturm zu erobern.«
    »Mit dieser Redensart bin ich nicht vertraut. Aber ich glaube zu verstehen, was Sie meinen. Nein, diese Völker haben sich nicht dem Konklave angeschlossen. Doch es wäre auch unrealistisch, es von Ihnen zu erwarten. Wir haben ihre Kolonien aufgelöst, und sie waren nicht in der Lage, uns daran zu hindern. Wenn Sie jemanden auf diese Weise erniedrigen, können Sie nicht damit rechnen, dass er sich zu Ihren Überzeugungen bekehren lässt.«
    »Diese Völker können zu einer Bedrohung werden, wenn sie sich zusammenschließen würden.«
    »Mir ist bekannt, dass die Koloniale Union genau dieses Ziel verfolgt«, sagte Gau. »Es geschieht nicht sehr viel, von
dem wir nichts erfahren, Verwalter Perry. Aber die Koloniale Union hat etwas Ähnliches schon einmal versucht, als sie die Bildung eines ›Kontra-Konklave‹ gefördert hat, während wir noch im Konsolidierungsprozess steckten. Damals hat es nicht funktioniert, und wir sind überzeugt, dass es auch jetzt nicht funktionieren wird.«
    »Sie könnten sich irren.«
    »Das wäre möglich. Wir werden sehen. Doch bis es so weit ist, muss ich jetzt auf den Punkt kommen. Verwalter Perry, ich fordere Sie auf, Ihre Kolonie aufzugeben. Wenn Sie kapitulieren, helfen wir Ihren Kolonisten, sicher zu ihren Heimatwelten zurückzukehren. Oder Sie schließen sich dem Konklave an, unabhängig von der Politik Ihrer Regierung. Oder Sie weigern sich und werden vernichtet.«
    »Ich möchte Ihnen ein Gegenangebot machen«, sagte ich.

Weitere Kostenlose Bücher