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Die letzte Kolonie

Titel: Die letzte Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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»Lassen Sie diese Kolonie in Ruhe. Schicken Sie eine Drohne zu Ihrer Flotte, die, wie ich sehr wohl weiß, auf Skip-Distanz wartet. Sagen Sie ihr, dass Sie bleiben soll, wo sie ist. Nehmen Sie Ihre Soldaten da drüben, kehren Sie zu Ihrem Schiff zurück, und fliegen Sie zurück. Tun Sie so, als hätten Sie uns nie gefunden. Lassen Sie uns einfach in Ruhe.«
    »Dazu ist es zu spät«, sagte General Gau.
    »Das habe ich mir fast gedacht. Aber ich wollte, dass Sie dieses Angebot zur Kenntnis nehmen.«
    Gau sah mich eine Weile schweigend an. »Ich vermute, ich weiß bereits, was Sie zu meinem Angebot sagen werden, Verwalter Perry. Bevor Sie es sagen, möchte ich Sie bitten, es sich noch einmal ganz genau zu überlegen. Denken Sie daran, dass Sie verschiedene realistische Möglichkeiten haben. Ich weiß, dass Sie Anweisungen von der Kolonialen Union bekommen haben, aber vergessen Sie nicht, dass Sie nach Ihrem eigenen
Gewissen entscheiden können. Die Koloniale Union ist die Regierung der Menschheit, aber die Menschheit ist mehr als die Koloniale Union. Und Sie kommen mir nicht wie jemand vor, der sich zu etwas drängen lässt, weder durch mich, durch die Koloniale Union oder irgendjemand anderen.«
    »Wenn Sie mich für einen harten Brocken halten, sollten Sie unbedingt meine Frau kennenlernen.«
    »Das würde ich sehr gern«, sagte Gau. »Ja, ich glaube, ich würde sie wirklich gern kennenlernen.«
    »Ich würde gern behaupten, dass Sie recht haben«, sagte ich. »Ich würde gern behaupten, dass ich mich zu nichts drängen lasse. Aber ich habe den Verdacht, dass ich durchaus beeinflussbar bin. Oder mir werden Dinge aufgedrängt, gegen die ich machtlos bin. Dies ist ein solcher Fall. Im Augenblick bleiben mir keine anderen Möglichkeiten, General, bis auf die eine, die ich Ihnen eigentlich nicht anbieten sollte. Und die besteht darin, dass Sie jetzt gehen, bevor Sie Ihre Flotte rufen, und Roanoke in Ruhe lassen. Bitte denken Sie gut über mein Angebot nach.«
    »Ich kann es nicht annehmen«, sagte Gau. »Es tut mir leid.«
    »Und ich kann nicht vor Ihnen kapitulieren«, sagte ich. »Tun Sie, was Sie tun müssen, General.«
    Gau blickte sich zu einem seiner Soldaten um und gab ihm ein Zeichen.
    »Wie lange wird es dauern?«, fragte ich.
    »Nicht lange«, sagte Gau.
    Er hatte recht. Innerhalb der nächsten Minuten trafen die ersten Schiffe ein – neue Sterne am Himmel. Kaum zehn Minuten später hatten sich alle über Roanoke versammelt.
    »So viele«, sagte ich. Mir standen Tränen in den Augen.

    General Gau bemerkte es. »Ich lasse Ihnen genug Zeit, um zu Ihrer Kolonie zurückzukehren, Verwalter Perry. Und ich verspreche Ihnen, dass es schnell und schmerzlos geschehen wird. Ich wünsche Ihnen viel Kraft, Ihren Leuten beizustehen.«
    »Ich weine nicht um meine Leute, General«, sagte ich.
    Der General sah mich verblüfft an, und dann schaute er gerade noch rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie die ersten Schiffe seiner Flotte explodierten.

    Alles ist möglich, wenn man genügend Zeit und den nötigen Willen hat.
    Die Koloniale Union hatte zweifellos den Willen, die Flotte des Konklave zu vernichten. Die Existenz dieser Flotte war ihr ein unerträglicher Dorn im Auge. Also hatte man beschlossen, sie zu vernichten, sobald man von Ihrer Existenz erfahren hatte. Es bestand keine Hoffnung, dass die Koloniale Union sie im Kampf Schiff gegen Schiff besiegen konnte, denn mit 412 Schlachtschiffen war sie größer als die gesamte Flotte der KVA. Die Konklaveflotte trat nur dann zusammen auf, wenn sie eine Kolonie auslöschte. Also bestand die Möglichkeit, die Schiffe einzeln anzugreifen. Aber das wäre genauso sinnlos gewesen, da jedes Mitgliedsvolk die vernichteten Schiffe sofort ersetzen würde. Und es hätte bedeutet, dass sich die Koloniale Union in einen Krieg gegen jede einzelne der über vierhundert Spezies verstrickte, von denen viele die KU in ernsthafte Bedrängnis bringen konnten.
    Aber die Koloniale Union wollte mehr erreichen, als nur die Flotte des Konklave zu vernichten. Sie wollte das Konklave erniedrigen und destabilisieren. Sie wollte ihm einen Schlag
versetzen, der ihre Mission und ihre Glaubwürdigkeit infrage stellte. Die Glaubwürdigkeit des Konklave beruhte auf seiner Größe und seiner Fähigkeit, das Kolonisationsverbot durchzusetzen. Die Koloniale Union musste dem Konklave eine Niederlage zufügen, die seinen Größenvorteil neutralisierte und sein Durchsetzungsvermögen infrage stellte. Sie musste das

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