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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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lang schicke Cocktails aus. Um halb drei machten ihre Freundinnen Feierabend und Pena, die sich offensichtlich für einen Kerl interessierte, blieb. Aus der Anmache wurde nichts, soweit wir wissen, aber sie blieb eine weitere Stunde und ging als Letzte.«
    »Um halb vier torkelte unser Opfer also alleine auf die dunkelste Straße in Lower Manhattan? Ganz hervorragend.«
    »Abgesehen vom Torkeln, ja. Conway meint, man habe ihr nicht angemerkt, dass sie betrunken war.«
    »Ist doch klar, dass er das behauptet, oder?«
    »Die Aushilfe, mit der wir gesprochen haben, sagt dasselbe. Conway behauptet, nachdem ihre Freundinnen gegangen waren, stieg sie von den schicken Cocktails auf Whiskey-Cola um und nuckelte eine ganze Stunde an ihrem Glas.«
    »Trinken Sie das, um nüchtern zu werden, Red? Whiskey-Cola?«
    »Ich hab schon blödere Sachen gemacht«, sagt O’Hara und merkt, dass ihr Krekorian sachte auf den rechten Fuß tritt, da er sich wegen ihres zunehmend spitzen Tonfalls Sorgen macht. Der Stupser erinnert O’Hara an einen Abend vor sechs Monaten, den sie mit Krekorian in einer wunderschönen alten Bar in der East 18th Street verbrachte. Ursprünglich hieß die Kneipe Old Town, war aber wegen der Buntglasscheiben, der hohen Decken und der kühlen Holznischen, die einem wie Kirchenbänke vorkamen, in Church of the Holy Spirits umgetauft worden. Im Frühjahr gingen sie nach dem Spätdienst öfter mal dorthin, besonders wenn’s eine schlimme Schicht gewesen war. Einmal kam es an einem solchen Abend dazu, dass sie wegen des üblen Nachgeschmacks, den die Arbeit hinterlassen hatte, eine Runde nach der anderen tranken. Nach drei oder vier Jamesons zu viel verstieß Krekorian gegen das ungeschriebene Gesetz, das ihnen verbot, dem anderen etwas zu erzählen, das er nicht hören wollte. »Dar, dein Problem ist«, sagte er, »du hast Komplexe so groß wie der Arsch eines armenischen Mädchens«. Krekorian verriet ihr damit nichts Neues. Sie hatte von sich nie etwas anderes angenommen, schon seit sie höchstens drei oder vier Jahre alt war. Mit der Zeit hatte es sich noch verschlimmert. Trotzdem war sie sprachlos, denn sie hatte alle anderen Aspekte ihrer Persönlichkeit so ausgebildet, dass sie der Verschleierung eben jenes Umstands dienten.
    »Ich auch«, sagt Lowry jetzt, »aber ich wiege 160 Kilo und nicht mal meine eigene Mutter hält mich für schlau.«
    Das erklärt einiges, denkt O’Hara und Lowry wirft ihr einen derart strengen Blick zu, dass sie nicht mehr sicher ist, ob sie es nicht vielleicht doch laut gesagt hat.
    »Sonst noch was?«, fragt Lowry, der sie immer noch anstarrt.
    »Nachdem ihre Freundinnen gegangen waren, kam ein Mann oder vielleicht auch der Mann zu ihr und versuchte sie anzubaggern. Laut Conway verpasste sie ihm eine eiskalte Abfuhr. Ebenfalls laut Conway gab es aber kein Theater und der Mann ging eine Stunde vor ihr, nachdem er seine Rechnung beglichen hatte – leider bar.«
    »Was ist mit dem Exfreund, der die Vermisstenanzeige aufgegeben hat?«
    »David McLain«, sagt O’Hara, »ich glaube nicht, dass er’s war.«
    »Ach, was Sie nicht sagen«, entgegnet Lowry und O’Hara ist nicht sicher, ob Sarkasmus oder Herablassung in seinen Worten mitschwingt. Wahrscheinlich eher Herablassung.
    »Jemanden stundenlang foltern, anschließend zur Polizei spazieren und eine Vermisstenanzeige aufgeben, scheint mir ein starkes Stück für einen 19-jährigen Slacker aus Westfield, Massachussetts, der sich erst seit drei Wochen in der Stadt aufhält. Krekorian und ich haben gestern Abend mit ihm gesprochen, bevor Pena gefunden wurde. Der Junge ist in einem schlimmen Zustand, aber er bleibt, wo er ist. Wenn er sie getötet hätte, glaube ich nicht, dass er geblieben wäre.«
    »Mehr haben Sie in den zwei Tagen nicht herausgefunden?«
    O’Hara blättert absichtlich noch einmal ihre Notizen durch. Obwohl sich dort weitere erwähnenswerte Details finden, wie zum Beispiel Conways Bemerkung, es sei sehr ungewöhnlich gewesen, dass eine Schönheit wie Pena ganz alleine bis Feierabend in der Bar sitzen blieb, sowie K.s ähnlich gelagerte Frage, weshalb sie noch geblieben war, nachdem sie den Mann abserviert hatte, entschließt sich O’Hara diese für sich zu behalten und davon auszugehen, dass eine Legende wie Lowry solche Auffälligkeiten längst selbst bemerkt hatte.
    »Das war’s«, sagt O’Hara und klappt ihr Notizbuch zu.
    »Dann brauche ich zwei Dinge«, sagt Lowry. »Die sogenannten Freundinnen hier auf

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