Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)
bei einer Folge »CSI: New York« mitzuwirken.
»Am rechten Handgelenk des Opfers finden sich Abschürfungen und Prellungen, ebenso Abschürfungen am Handballen und den Fingerspitzen der linken Hand. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Opfer an den Füßen über Pflastersteine oder eine ähnlich raue und harte Oberfläche geschleift wurde.«
Nach Abschluss der zweiten Sichtung der Leiche holt Lebowitz Instrumente, um zu prüfen, ob Pena vergewaltigt wurde. Er nimmt Abstriche von ihrer Vagina sowie dem Anus und Mund und stellt auch bei diesen drei Bereichen wieder Verletzungen fest. Er bemerkt, dass sich etwas in Penas Zähnen festgesetzt hat und untersucht dies mit einem Vergrößerungsglas. »Schokolade«, sagt er und kratzt sie in eine weitere Plastiktüte.
Anschließend nimmt er einen Stahlkamm aus dem Utensilienkoffer und geht Penas Schamhaare durch, die O’Hara länger und dichter erscheinen, als es die aktuelle Mode vorsieht. Lebowitz packt den Kamm ebenfalls in eine Plastiktüte, kratzt den Schmutz unter Penas Fingernägeln heraus und schneidet diese ab. In der Hoffnung, an ihnen, ebenso wie am Schamhaar und dem Paketband, kleine Partikel des Angreifers zu finden. Nachdem er auch die abgeschnittenen Fingernägel sorgfältig verstaut hat, weist er auf Risse an Anus und Vagina sowie auf Würgemale an der Kehle hin.
Bis zu einem gewissen Grad gehört all dies noch zum Vorspiel. Die eigentliche Autopsie, bei der Penas Gehirn, ihr Herz, ihre Leber und andere Organe chirurgisch entfernt und gewogen werden, hat noch gar nicht begonnen. Als Lebowitz einen langen Schnitt auf Penas Stirn direkt unter dem Haaransatz vornimmt und ihr mit einer entschlossenen Handbewegung die Kopfhaut vom Schädel zieht, haben alle sechs Detectives, von O’Hara bis zu den abgehärtetsten Mordkommissaren, genug gesehen und verschwinden Richtung Ausgang.
In einer Ecke des Wartebereichs, draußen vor der Tür, sitzt ein völlig erschüttertes Paar. Obwohl sie ganz anders aussehen, als sie sich die beiden vorgestellt hat, weiß O’Hara, dass es Penas Eltern sein müssen. Beide sind Ende dreißig. Die Mutter ist groß, blond und wirkt osteuropäisch, der Stiefvater ist untersetzt und ein eher dunkler Typ. Seine dicken Arbeiterhände liegen mit der Handfläche nach oben neben ihm. Nur O’Hara bleibt stehen. Sie stellt sich als diejenige vor, die wenige Abende zuvor bei ihnen angerufen hat.
»Ich habe einen Sohn, ungefähr in ihrem Alter«, sagt sie, »aber ich vermag trotzdem nicht einmal zu ahnen, was jetzt in Ihnen vorgeht. Ich verspreche Ihnen, dass wir denjenigen finden, der das getan hat.«
Keiner von beiden sagt ein Wort.
12
Lowry und Grimes fahren vom Büro des Gerichtsmediziners aus direkt zur Wache des 7. Reviers. Lowry belegt den Tisch in Callahans Büro mit Beschlag und lässt anschließend O’Hara und Krekorian hereinrufen.
»Ich habe gehört, Sie beschäftigen sich bereits seit einigen Tagen mit dem Fall«, sagt er. »Was haben Sie für mich?«
»Das wird Ihnen O’Hara erzählen«, sagt Krekorian. »Sie hat den Fall am Freitagabend als Vermisstenanzeige aufgenommen.«
»Mir scheißegal, wer’s aufgenommen hat. Ich will nur wissen, was Sie bislang haben. Wenn Sie überhaupt etwas haben.«
Freut mich auch, Sie kennenzulernen, denkt O’Hara und blättert in ihrem Notizbuch. O’Hara war der Ansicht gewesen, der Fall würde 72 Stunden lang Krekorian und ihr gehören, aber offensichtlich gilt die Regel nicht, wenn sich die Medien einschalten und ein Mord derart in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung rückt.
»Das Opfer wurde am Morgen von Thanksgiving um 3.30 Uhr zum letzten Mal gesehen«, sagt O’Hara, wobei sie von ihren Notizen abliest, »sie verließ eine Bar in der Rivington Street im Abschnitt zwischen Bowery und Chrystie, und zwar alleine. Der Laden heißt Freemans.«
»Gibt’s in der gottverlassenen Ecke jetzt auch schon Bars?«, fragt Lowry.
»Drei«, sagt O’Hara, »es sei denn, heute Morgen wurde eine weitere eröffnet. Von dem Geschäft mit sogenannten Marketendereien will ich gar nicht erst anfangen.«
»Militärbedarf«, sagt Lowry. »Ein Marketender bietet Waren für den Militärbedarf an. Wer hat gesehen, wann sie die Bar verließ?«
»Der Barkeeper, Billy Conway«, sagt O’Hara, von sich selbst genervt, weil sie sich die Marketenderei nicht verkneifen konnte und doppelt genervt, weil Lowry auch noch weiß, was das ist. »Conway schenkte Pena und ihren Mädchen vier Stunden
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