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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Theo reicht ihr folgendes Bild:
     
    Die kurzen Striche, wie Anführungszeichen links und rechts neben dem Dollarzeichen, lassen den Eindruck entstehen, als würde das Herz kein Blut, sondern Geld durch den Körper pumpen.

21
     
    O’Hara steckt die Kopie von Penas Tätowierung in ihre Manteltasche und tritt wieder hinaus in die Kälte. Der Fluss ist so nah, dass sie ihn an den Hafendamm klatschen hört. Man hat einen Ausblick auf das gesamte östliche Manhattan gegenüber, vom East River Park angefangen, wo Loomis und Navarro vor fünf Tagen Penas Leiche fanden, bis nach Triboro. Na, wie ist das?, denkt O’Hara. Was, wenn das Mädchen aus Brooklyn, das erst von der Highschool fliegen musste, um zu kapieren, wie schlau sie ist, etwas weiß, was die in Manhattan nicht wissen. Damit sieht die Stadt gleich ganz anders aus.
    O’Hara weiß, dass das Papier in ihrer Tasche von Bedeutung ist. Wenn der Killer Penas Tattoo absichtlich entfernt hat, dann dienten all die anderen Kerben und Verbrennungen vielleicht nur als Ablenkungsmanöver und sind der Versuch, ein mit kalter Berechnung ausgeführtes Verbrechen nach einem willkürlich agierenden Psychopathen aussehen zu lassen. Das könnte auch das Missverhältnis zwischen einer offensichtlich mehrere Stunden dauernden Prozedur voller Hass und dem Fehlen jeglicher DNA-Spuren erklären. Seit McLain in Rikers einsitzt, hat Lowry die Suche nach seinem 1986er Aerostar ausgeweitet und Beamte des NYPD auch nach Westfield und in die Umgebung dort geschickt, um die Ermittlungen mit den zuständigen Polizeibehörden von Boston, Springfield und Hartford zu koordinieren. Sogar nach Farmington in Connecticut, wo Pena die Schule besuchte, hat er Beamte ausgesandt. Sieht man von McLain ab, hat Lowry nicht mehr als einen opportunistischen Täter, jemanden, der zufällig in einer dunklen Ecke auf ein betrunkenes Mädchen stieß und die Gelegenheit nutzte. Wenn es dem Killer aber derart wichtig war, die Tätowierung zu entfernen, muss es eine Verbindung zwischen Täter und Opfer geben. Sie können sich nicht fremd gewesen sein.
    Zu aufgekratzt, um klar denken zu können, rast O’Hara über die Williamsburg Bridge zurück. Die Mordkommission Süd ist im 13. Revier auf der East 21st Street im Abschnitt zwischen 2nd und 3rd Avenue untergebracht, hinten im dritten Stock in Räumen versteckt, die kleiner und schmutziger sind, als das Büro der Beamten im 7. Jetzt, um drei Uhr morgens, ist nur noch Lowry da. Er sitzt an seinem Schreibtisch und sieht sich Pornos auf seinem Laptop an. Obwohl er O’Hara zuliebe das Gestöhne leiser dreht, nimmt er den Blick nicht vom Bildschirm.
    »Mädchen mit Mädchen«, sagt er, »meine große Schwäche.« O’Hara zieht die Abbildung des Tattoos aus ihrer Tasche und legt sie Lowry neben den Laptop. »Was jetzt? Haben Sie noch ein paar Quittungen über Rosenkohleinkäufe gefunden?«
    O’Hara weiß, dass sie ihren Zettel nehmen und schleunigst verschwinden sollte, aber sie findet das, was sie gerade in Erfahrung gebracht hat, viel zu aufregend, um es für sich zu behalten. Zumal sie sich dadurch bestätigt und Lowry widerlegt sieht. Sie verhaspelt sich bei dem Versuch, alles möglichst schnell und auf einmal zu erzählen. Sie erklärt, wie Lebowitz daraufkam, dass die erste und tiefste von Penas Wunden entstanden sein musste, als eine Tätowierung entfernt wurde. Dass sie in einem Tattooshop in Williamsburg, wo sich Pena ihr Tattoo hatte stechen lassen, einen Ausdruck des entfernten Tattoos auftreiben konnte. Während O’Hara erläutert, was dies ihrer Meinung nach bedeutet, widmet sich Lowry erneut seinem Laptop und lächelt voller Zustimmung angesichts dessen, was er dort sieht. Die Tätowiervorlage würdigt er keines Blickes.
    »O’Hara«, sagt er schließlich. »Jedes Mädchen in Amerika hat ein Arschgeweih über dem Maurerdekolleté. Lassen Sie mich raten – Sie auch? Und was ist mit der Vergewaltigung? Oder sollte ich sagen: den Vergewaltigungen? Waren das auch nur Ablenkungsmanöver? Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Rotschopf, und der geht aufs Haus: Bleiben Sie bei Ihrem Job im Streifendienst.«
    O’Hara schnappt sich den Ausdruck von Lowrys Schreibtisch und schleppt sich genervt Richtung Innenstadt. Sie hat keine Ahnung, wohin sie will, bis sie plötzlich merkt, dass sie die Stahltreppe des Three of Cups heruntersteigt. Der Laden ist gerammelt voll, aber an der Bar steht noch ein einzelner, freier Hocker. O’Hara macht es sich gerade darauf

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