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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Jonge
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Versuch, die Identität ihrer Kunden zu schützen.
    »Mir gefällt die neue Evelyn viel besser«, sagt O’Hara, während Lee ihren Mac neu startet. »Wo kommen Sie her?«
    »Tenafly, New Jersey.«

31
     
    Als Daniel Delfinger am Montagmorgen seine Brille auf der Kante seines lederbezogenen Schreibtisches ablegt, seinen Kopf in den Papierkorb steckt und sich seines Frühstücks entledigt, nutzt O’Hara die günstige Gelegenheit und wirft einen unverstellten Blick auf die Wand dahinter, um so viel wie möglich über den 43-jährigen Steueranwalt und jüngsten Partner in der Kanzlei von Kane, Lubell, Falco und Ritter zu erfahren. Gerahmt hängt dort seine Abschlussurkunde aus Harvard sowie ein Artikel aus der Law Review, daneben ein Bild seiner Frau und seiner drei sehr kleinen Kinder vor einem riesigen Durchschnittshaus in einem Durchschnittsvorort sowie eine Reihe von Fotos, die Delfinger mit drei alten Freunden zeigen. Offenbar ließen sie sich über 25 Jahre hinweg einmal jährlich immer an derselben Stelle auf einem Spielplatz auf Coney Island fotografieren. Im Verlauf der Zeit verwandelt sich der als Teenager auffällig beleibte Delfinger in einen schlanken, beinahe attraktiven Erwachsenen und nur noch seine kindlichen Pausbacken lassen auf ein Gewichtsproblem in jüngeren Jahren schließen.
    Knapp zusammengefasst lautet die Botschaft, die hier leicht verdaulich aufbereitet wurde: Ich bin ein ganz normaler Junge, der hart gearbeitet und es geschafft hat, aber niemals vergessen wird, wo er herkommt. O’Haras Interpretation fällt weniger wohlwollend aus: Ich bin ein heuchlerisches Arschloch mit mehr Geld als Geschmack. Wobei sie ihm ein paar Punkte für Coney Island und seine Anhänglichkeit an alte Freundschaften gutschreibt. »Geht’s wieder?«, fragt O’Hara.
    »Sie haben gut reden«, sagt Delfinger, seine Stimme hallt in dem verchromten Abfallbehälter und eine beginnende Hinterkopfglatze schimmert durch seinen lockigen Schopf. Als er eine Zeit lang das Kotzen eingestellt hat, zeigt ihm O’Hara ein Bild von Pena. Delfinger bekennt bereitwillig, sie getroffen zu haben und erklärt, das Rendesvouz sei vor acht Monaten durch Aphrodite vermittelt worden. »Das war am 11. April. Ich erinnere mich deshalb daran, weil meine Partner und ich an demselben Tag einen Prozess gewonnen haben. Aber sie nannte sich nicht Francesca. Es war irgendwas weniger Spanisches, Maggie oder Molly.«
    »Was ist mit Holly?«
    »Könnte sein.«
    »Wollten Sie sie kein zweites Mal sehen?«
    »Nein.«
    »Daniel?«
    »Na gut, ich habe versucht, eine zweite Verabredung zu vereinbaren. Mehrmals sogar. Aber sie war verschwunden, hatte sich aus der Branche verabschiedet, was auch immer. Kaum zu glauben, aber ich musste mich damit abfinden.«
    »Wo waren Sie am Abend vor Thanksgiving?«
    »Zu Hause.«
    »Da?«, fragt O’Hara und zeigt auf die Wand.
    »In Stamford, Connecticut. Wir haben früher Schluss gemacht. Ungefähr um zwei Uhr war ich zu Hause und blieb das ganze Wochenende dort.«
    »Kann das jemand bestätigen?«
    »Ungefähr zwanzig Leute. Mittwoch bis Samstag hatten wir die Eltern meiner Frau zu Besuch, ihre beiden Schwestern, deren Ehemänner und ihre sieben Kinder.«
    »Das macht dreizehn.«
    »Achtzehn mit uns.«
    »Ihre Frau kann das bestätigen?«
    »Kommt darauf an, wie Sie danach fragen. Wäre schön, wenn Sie es so anstellen würden, dass Sie nicht mein gesamtes Leben ruinieren. Die Nummer von Aphrodite hatte ich hinten aus dem New York Magazine. Ist das auch illegal?«
    »Ich würde mir keine Sorgen machen. Ehefrauen, die in großen Häusern wohnen, kommen meistens ganz gut über so was hinweg.«
    »Naomi kam fünf Jahre lang über gar nichts hinweg«, sagt Delfinger und starrt in den Abfalleimer, als wolle er erneut darin verschwinden.
    »Sonst gibt es keine Beweise dafür, dass sie zu Hause waren?«
    »Meine Sekretärin hat meinen Kalender. Da können Sie nachlesen, bis wann ich am Mittwoch hier war und wann ich am Montag gekommen bin.«
    »Das reicht nicht.«
    »Ich müsste meine Mautabrechnung noch in den E-Mails haben, wenn sie nicht schon im Papierkorb gelandet ist.«
    Kein Witz, denkt O’Hara. »Zeigen Sie mal.«
    Immer noch grün im Gesicht findet Delfinger seine Novemberabrechnung unter den kürzlich gelöschten E-Mails und druckt sie aus. O’Hara sieht, dass Delfinger an derselben Mautstelle nach Manhattan hinein- und auch wieder hinausfuhr wie sie. In südlicher Richtung kam er meist gegen sieben Uhr morgens

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