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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Rücken. Es war in seine Boxershorts gerutscht, ein Klebestreifen hatte sich gelöst, doch der andere hatte Gott sei Dank gehalten. Er zog das Notizbuch heraus und ignorierte die kurzen Blicke der Frauen, die ihm gegenübersaßen. In New York musste schon viel passieren, um den Leuten mehr als einen kurzen Blick zu entlocken, und wenn jemand ein Notizbuch aus der Unterhose zog, kümmerte das keinen. Er wischte den Sand von dem roten Einband und drückte das Buch an seine Brust.
    Nach Hause konnte er jedenfalls nicht mehr. Seine eigene Mutter hatte ihn verraten. Die CIA hatte ebenfalls nicht Wort gehalten, und Novem Soles hatte Sam Capra und diese rothaarige Frau zum Treffpunkt geschickt, um ihn zu töten.
    Novem Soles hatte Augusts Team infiltriert. Sie hatten von dem Treffen gewusst.
    Was mach ich jetzt?, fragte er sich. Wo soll ich hin? Und zum ersten Mal hatte Jack Ming keine Antwort und keine Idee. Er zog die Knie hoch und fuhr in der U-Bahn unter dem großen pulsierenden Herzen der Stadt, dem einzigen Ort, an dem er sich zurzeit einigermaßen sicher fühlte.
    Was soll ich tun?
    Das Gewicht des Notizbuchs fühlte sich wie Gold in seinen Händen an. Es war alles, was er besaß. Er hatte seinen Rucksack verloren, seinen Laptop.
    Sam Capras merkwürdige Worte gingen ihm durch den Kopf. Die bringen sonst meinen Sohn um. Es tut mir leid. Was meinte er damit? Und die Rothaarige hatte gesagt: Vergeben Sie mir. Sie müssen sterben, es tut mir leid.
    Warum zum Teufel entschuldigten sich die Handlanger von Novem Soles bei ihm? Das ergab keinen Sinn.
    Der Typ war sogar bereit gewesen, selbst zu sterben, nur um dich zu töten. Er entschuldigte sich dafür. So verhält sich kein Auftragskiller. Und auch kein CIA -Agent, der auf die schiefe Bahn geraten ist.
    So verhält sich jemand, der verzweifelt ist.
    Die bringen sonst meinen Sohn um.
    Jack strich mit den Fingern über die Kante des Notizbuchs.
    Sorry, Sam Capra, dachte er, aber ich sterbe nicht für dein Kind. Sorry.
    Sein erster Impuls war wegzulaufen, wenn es sein musste bis zum Pazifik oder zu den Anden. Ein wirklich schlauer Plan. Nein, du kannst nicht ewig weglaufen. Genau das erwarten sie ja von dir. Du musst sie irgendwie stoppen, sonst wirst du nie mehr frei atmen können. Was hat dir das Weglaufen denn gebracht? Gar nichts. Du wärst um ein Haar gestorben. Du musst dich wehren, damit kannst du sie überraschen. Das heißt, du musst die Waffen einsetzen, die du hast: deinen Kopf und das Notizbuch.
    Er würde seine Waffen als Köder benutzen, um sie anzulocken. Zeit und Ort würde er bestimmen.
    Er begann über einen Plan nachzudenken. Falls jemand so nett war, seinen verlorenen Laptop einzuschalten, konnte er sich Zugang zu dem Gerät verschaffen und es für sein eigenes Vorhaben benutzen.

55
    Last Minute Bar, Manhattan
    Mit zerrissenem Anzug und gebrochenem Arm betrat ich die Bar. Falls jemand in mein Lokal käme, der so aussah wie ich in diesem Moment, würde ich ihn eigenhändig rausschmeißen. Das blaue Auge unterstrich mein seriöses Äußeres. Leonie saß allein an einem Ecktisch, ein Guinness vor sich, das sie kaum angerührt hatte. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich sah.
    Der Barkeeper– ein Typ, den ich nicht kannte– kam auch gleich hinter der Theke hervor, um mich zum Ausgang zu geleiten. Ein paar Gäste starrten mich an, um zu sehen, ob der Rauswurf reibungslos ablaufen würde.
    » Äh, Sir, kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, fragte der Barkeeper. Das war der höfliche erste Teil der Amtshandlung, der unmissverständliche zweite Teil würde lauten: Und jetzt raus.
    » Ich bin Sam Capra. Mir gehört die Bar. Ist Bertrand da?«
    » Äh, nein, Mr. Capra, er hat heute keinen Dienst.« Wenigstens kannte der Barkeeper meinen Namen.
    » Ich hatte einen Unfall.«
    » Ja, Sir, äh, soll ich Sie ins Krankenhaus bringen?«
    Ich spürte Leonies glühenden Blick. Mit der stummen Frage: Hast du’s getan? Ist Jack Ming tot?
    » Nein. Ich geh rauf ins Büro. Rufen Sie Bertrand an, und sagen Sie ihm, er soll sofort kommen. Dann bringen Sie mir bitte zwei Martinis, je zwei Oliven. Mit Plymouth Gin.«
    » Ja, Mr. Capra.«
    » Die Lady dort am Ecktisch ist eine Freundin von mir, sie ist mein Gast.«
    Der Barkeeper nickte. Die Augen der Gäste waren immer noch auf uns gerichtet. Das gefiel mir gar nicht. » Sind Sie sicher, dass Sie okay sind, Mr. Capra?«
    » Ja, es geht schon.«
    » Sie sind… verletzt.«
    » Ich weiß. Rufen Sie Bertrand an, und machen Sie die

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