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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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kaltblütiger Mistkerl. Er würde Nelly umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    » Danke, Natalia. Behältst du das Baby?«
    Mein veränderter Ton überrascht sie, und sie blinzelt. » Ja.«
    » Sie haben dich nicht gezwungen, es wegzumachen?«
    » Sie ließen mich nach Hause fahren.« Sie senkt den Blick zu Boden.
    » Oh, das war ja richtig großzügig von ihnen.«
    Natalia versucht zu nicken, doch nicht einmal diese einfache Geste will ihr gelingen.
    » Wie viele Mädchen hat es gekostet, dass du nach Hause durftest?«
    Sie reagiert, als hätte ich sie geohrfeigt. Ich warte. » Fünf«, sagt sie schließlich.
    » Und eine davon ist Nelly.«
    Natalia kann mich nicht ansehen. Ich schaue auf die zerbrochenen Bierflaschen am Boden hinunter. » Meine Mutter hat den Ersatz für mich beschafft. Sie hat es für mich getan.« Jetzt hebt Natalia ihr Gesicht.
    Ersatz. Das Wort fühlt sich an wie ein Messer zwischen den Rippen. Ich merke, dass ich mir auf die Innenseite der Wange gebissen habe. Der metallische Geschmack von Blut im Mund.
    » Du bist nur eine einfache Lehrerin. Gegen Vadim kommst du nicht an, er hat jeden bestochen, der ihm querschießen könnte, von hier bis nach Istanbul. Wenn du dich gegen ihn stellst, ist Nelly tot. Beschaff ein paar Mädchen als Ersatz, und vergiss diese Leute.«
    » Ich kenne deine Mutter«, sage ich. » Ich weiß, wo sie wohnt, wo sie einkauft, wo sie gern ein Glas Wein trinkt.«
    Natalia blinzelt, ihr kleiner Mund zittert vor Angst. » Lass Mama in Ruhe, bitte. Bitte.«
    » Du sagst niemandem ein Wort über unser Gespräch. Sonst erfährt Vadim von mir, dass du mir alles erzählt hast. Dann bereut er es, dass er so großzügig zu dir war.«
    Sie will sich losreißen, und ich erkenne, dass das noch nicht reicht. Sie wird Vadim warnen. Ich packe ihren Arm. » Wenn du mit Vadim sprichst, bring ich deine Mutter um. Mitten auf der Straße schieße ich ihr eine Kugel in den Kopf. Und das ist weniger schlimm als das, was ihr meiner Schwester angetan habt.«
    Kannst du dir vorstellen, dass ich das gesagt habe, Sam? Ich, die Lehrerin. Ich hab das wirklich gesagt, und es war absolut ernst gemeint.
    Meine Stimme klingt überzeugend. Natalia wird bleich vor Angst. Ich lasse sie gehen, und sie stolpert aus der Gasse. Ich schaue auf meine Uhr. Heute bringt mir Iwan bei, wie man mit dem Messer umgeht. Wir trainieren in einer aufgelassenen Weinkellerei, ein paar Kilometer außerhalb der Stadt. Dort hört keiner die Schüsse, die ich auf die Zielscheiben abgebe.

65
    Harpă, Moldawien
    Im Internet finde ich drei Fotos von amerikanischen Mädchen, die wie Ausweis- oder Passfotos aussehen. Es ist eine Website für Leute, die wegen irgendwelcher dummen Delikte festgenommen worden waren. Die Mädchen wirken attraktiv, aber ein bisschen derb, man sieht, dass sie nicht auf der Sonnenseite des Lebens daheim sind. Ich denke mir drei Namen aus und maile die drei Fotos an Vadim, damit er gefälschte Pässe besorgen kann.
    Ich warte. Ich fahre regelmäßig mit Iwan in die aufgelassene Weinkellerei– davon gibt es viel zu viele in Moldawien–, und er zeigt mir, was ich zu tun habe.
    » Warum lässt du dir nicht von mir helfen?«, fragt er. Er ist ein alter Herr. Er hat sein Bein im Krieg in Afghanistan verloren, während Moldawien noch Teil der Sowjetunion war. Als die Kriminalität in den letzten Jahren immer mehr zunahm, lehrte er mich und Nelly, wie man Fußtritte austeilt, mit der Faust zuschlägt und den Angreifer dort trifft, wo er am verwundbarsten ist: Augen, Hals, zwischen den Beinen. Ich rufe mir alles in Erinnerung, was er mir schon beigebracht hat und was ich als Sportlerin gelernt habe, und versuche, innerhalb weniger Wochen eine Soldatin zu werden. Er korrigiert mich sanft, aber bestimmt, wenn ich die Pistole auf das Ziel richte, wenn ich das Messer ziehe. Es ist ein Intensivkurs, und er warnt: » Mädchen, ich bereite dich hier wahrscheinlich auf deinen Tod vor. Bitte, tu das nicht. Es kann nicht gutgehen, tu mori.« Das bedeutet: du stirbst.
    » Was soll ich denn machen?«, sage ich. » Ein paar nette Mädchen in die Sklaverei verkaufen?«
    » Geh zur Polizei«, meint Iwan, aber mit wenig Überzeugung.
    Ich habe im Internet nach Optionen gesucht. Die UNO sieht Moldawien als kritisches Land, was den Menschenhandel betrifft. Hochrangige Vertreter der Armee, der Polizei und der Regierungsbehörden stehen im Verdacht, von diesem Sklavenhandel zu profitieren. An wen soll ich mich da wenden?
    Es

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