Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Leitung übertragen.«
» Ja. Danke.«
» Sie sollten dir als Tarnung dienen, damit du Jobs für uns erledigen kannst.«
» Ah.«
» Ich glaub nicht, dass du dir den Kleinen auf den Rücken schnallst, wenn du in den Kampf ziehst.«
» Nein.«
» Okay. Kann ich die Bars dann zurückhaben?« Sie fragte so höflich.
» Nein.«
» Ich versteh nicht.«
» Die Tafelrunde braucht doch jemanden, der sich um die Bars kümmert, nicht? Und ihre Leute, wie du zum Beispiel, brauchen sie als sichere Häuser.«
» Ja.«
» Dann lasst mich doch die Bars führen. Ich kümmere mich darum, dass sie ordentliche Gewinne machen.«
» Und das genügt dir?«
» Im Moment ja.«
Mila zog die Knie ans Kinn. » Und was ist mit dem, was das alte Arschloch über deinen Bruder gesagt hat?«
» Ich habe Daniel. Rache interessiert mich nicht mehr.«
» Soll ich ganz ehrlich sein?«
» Du bist immer noch mein Boss.«
» Hatte ich grad vergessen. Im Moment zählt für dich nur dieses fettglänzende Kind. Du willst einfach ein guter Vater sein. Aber irgendwann wirst du unruhig werden.«
» Mit ihm wird’s mir nie langweilig sein.«
» Das glaub ich schon. Trotzdem wird es dich irgendwann quälen, nicht mehr zu wissen.«
» Du meinst, von der Wahrheit?« Zviman hatte gesagt, Novem Soles hätte etwas mit mir vorgehabt. Etwas Langfristiges, das schon vor Jahren begonnen hätte. Ich hatte immer noch keine Ahnung, worum es ging. Doch war das so wichtig?
» Nein, du wirst einfach wissen wollen, was diese Arschlöcher vorhaben«, erklärte Mila. » Du und Jack Ming habt ihnen die wichtigste Informationsquelle genommen. Doch sie werden Zviman ersetzen und auch neue Betätigungsfelder finden. Neue Wege, um Gewinn zu machen und sich Macht zu verschaffen. Oder es taucht irgendein anderer Schurke auf, von dem keiner weiß, dass er eine Bedrohung darstellt, oder gegen den es niemand sonst aufnimmt.«
» Nicht mein Problem«, antwortete ich nachdenklich. » Zumindest nicht im Moment.«
» Ah, ein Hoffnungsschimmer. Darum darfst du die Bars behalten. Vorläufig. Und sieh zu, dass sie Gewinn abwerfen, sonst bring ich Danny Boy einen Haufen Barney- DVD s mit.«
» Leonie nennt ihn Dat.«
Mila verzog das Gesicht. » Für eine Frau, die ihr Geld damit verdient, Namen zu erfinden, hat sie einen grauenhaften Geschmack.« Sie deutete mit dem Kopf auf die Glastür. » Sie ist gegangen, als ich kam.«
» Dein Charme wirkt wohl irgendwie ansteckend.«
» Warum ist sie noch hier?«
» Wegen Daniel.«
» Wie praktisch, dass sein Kindermädchen eine Meisterfälscherin ist. Sie kann ihm einmal beibringen, deine Unterschrift zu fälschen, für eine Entschuldigung in der Schule.«
» Sie ist nicht sein Kindermädchen.«
» Okay. Sie ist nicht seine Mutter, sie ist nicht deine Frau– was ist sie dann? Außer eine riesengroße Lügnerin?«
» Das finden wir gerade heraus.«
Mila beobachtete, wie der Birnenbrei von Daniels Lippen tropfte. » Mir ist aufgefallen, dass es drei Schlafzimmer hier gibt. Alle belegt.«
» Gut beobachtet.«
» Sam. Sie hat keinen Anspruch auf dein Kind. Die Adoption war illegal und unmoralisch. Belohne sie nicht auch noch dafür. Lass diese Frau nicht… in dein Leben.«
Ich blickte zu ihr auf. » Soll ich jemanden, der Daniel so liebt, ins Gefängnis bringen? Sie wäre für ihn gestorben.«
» Nein, das sollst du nicht. Dazu müsstest du zu viel von dir selbst preisgeben. Die Polizei würde dich fragen, wo du warst, als Daniel geboren wurde.«
Da hatte sie recht.
» Es ist so, wie es ist«, sagte ich. » Lass das meine Sache sein.«
» Ich mische mich nicht mehr ein«, fügte Mila leise hinzu.
Ich beschloss, das Thema zu wechseln. » Gibt’s von deiner Quelle in der CIA etwas Neues von Jack Ming?«
» Ja. Er und Ricki haben neue Namen und leben in einer anderen Stadt. Sie fangen ganz neu an.«
Ganz neu anfangen. Hatte das nicht jeder verdient?
Ich ließ Mila mit Daniel allein. Sie konnte sich ja überlegen, ob ein Handtuch sie vor einem Fettfleck auf der Bluse schützen würde, wenn sie Daniel in den Arm nahm. Ich schritt über den Sand zum Wasser hinunter, wo Leonie stand. Die Brandung schwappte über ihre Füße und zog sich wieder zurück. Land und Meer. Wo eine Welt aufhört, fängt eine andere an. Ich hatte es immer geliebt, wenn meine Eltern auf ihren Missionen als Weltverbesserer in ein Küstengebiet geschickt wurden. Etwas hört auf, etwas anderes beginnt. Das Wasser rollt über das Alte hinweg und
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