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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Gehirnzelle an. » Ich hab sie auf’m Küchentisch unterschrieben.«
    Jack stand auf und begann in all dem Müll auf dem Tisch zu wühlen. Da war es: ein Papier von der Amsterdamer Polizei mit einer Liste der beschlagnahmten Dinge. Vier Laptops, zwei Desktop-Computer, Finanzunterlagen, Handys. Jack fragte sich, ob irgendetwas davon auf ihn hinwies. Er fühlte sich wie im Fieber, als würde die Zeit immer schneller ablaufen. Doch von einem Notizbuch stand nichts da. Die Polizei hatte es nicht gefunden.
    » Ich muss wissen, wo dieses Notizbuch ist.« Er bemühte sich, seine Panik zu verbergen.
    Sie war ihm in Nics Zimmer gefolgt. » Weiß auch nicht.«
    » Sie haben kein Geld, nicht wahr? Oder irgendein Einkommen? Jetzt wo Nic nicht mehr da ist?« Es war die brutale Wahrheit.
    Sie sah ihn nicht an. » Nic hat so viel verdient, dass ich nicht zu arbeiten brauchte.«
    Weil Betriebsspionage, Spamming und Pornografie lukrative Geschäfte waren. Die Frau tat ihm leid. Wenn er das Notizbuch verkaufte, würde er ihr einen Teil des Geldes zukommen lassen. » Denken Sie nach. Wo könnte Nic etwas versteckt haben, das ihm besonders wichtig war? Hatte er einen Lagerraum? Eine zweite Wohnung?«
    » Nein, nein.«
    » Angeblich hat er Videos gemacht.« Jack musste sich zwingen, es auszusprechen. » Ähm… illegale Videos. Hatte er irgendeinen Ort, wo er gefilmt haben könnte?«
    Sie biss sich auf die Lippe, und er sah, dass sie sehr wohl etwas geahnt hatte von den schauderhaften Aktivitäten ihres Sohnes, aber bereit gewesen war, sie zu ignorieren. Sie setzte sich auf einen Stuhl.
    » Mrs. ten Boom. Bitte.«
    » Er hat mir gesagt… er hat aufgehört damit.« Sie kniff die Lippen zusammen. » Er hat’s mir versprochen.«
    » Wo?«
    » Er hatte da eine Wohnung… er bezahlte sie in bar. Ich glaube, unter einem anderen Namen.«
    » Wissen Sie die Adresse?«
    » Er hat mich nie mitgenommen«, erwiderte sie etwas entrüstet. » Aber einmal… ist schon länger her, da bin ich ihm gefolgt. Er sagte, er hätte damit aufgehört, aber ich wollte es genau wissen. Es war wie eine Sucht, wissen Sie.«
    Die Ironie, dass ausgerechnet sie von Sucht sprach, entging ihr offenbar. » Also, ich folgte ihm und sah, wie ein anderer Mann drei junge Mädchen hinbrachte…« Sie blinzelte. » Ich ging wieder nach Hause und trank einen Schluck, und…« Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Doch er schloss aus ihren Worten, dass sie in diesem schmerzlichen Augenblick so richtig mit dem Trinken begonnen hatte.
    Er schwieg eine lange Minute. Er hatte diese Frau für eine dumme alte Trinkerin gehalten, doch jetzt konnte er erahnen, was die dunkle Ahnung um die Verbrechen ihres Sohnes aus ihr gemacht hatte.
    » Er war mein Baby. Jeder Mensch auf der Welt, der Böses tut, war mal das Baby einer Mutter. Mit viel Hoffnung und Freude. Er war so ein schlauer Bursche. Was hab ich falsch gemacht?«
    » Es ist nicht Ihre Schuld«, sagte Jack. » Ganz sicher nicht.«
    Sie seufzte tief und sagte schließlich mit einiger Überwindung: » Ich kann Sie hinbringen.« Sie stand auf, ging zum Küchenschrank, zog die Schublade heraus und drehte sie um. An der Unterseite war ein Schlüssel festgeklebt. » Das ist er«, sagte sie. » Der Einzige, den wir haben.«
    Jack wollte nicht mit dem Bus oder Zug fahren, da sein Gesicht in der Zeitung war, deshalb hatte er sich Rickis kleinen Wagen ausgeliehen.
    » Er war so ein schlauer Junge. Wie sein Vater. Nic hatte Mathe immer drauf, ich selber konnte nie gut rechnen. Doch in dem Computerjob haben sie ihn gefeuert. Sie mochten ihn nicht, weil er schlauer war als seine Chefs.«
    Jack schwieg zu ihrer Lobeshymne. Er bog auf einen Parkplatz bei einem Wohnkomplex ein. Es war nicht gerade eine feine Gegend, Graffiti in einem halben Dutzend Sprachen bedeckten die Wände. Es war so widerlich, dachte Jack. Hätte er gewusst, womit Nic sein Geld verdiente, hätte er nie für ihn gearbeitet. Doch es ließ sich nun einmal nicht ungeschehen machen, deshalb musste er die Sache durchziehen.
    Die Wohnung lag in einem sogenannten » Problembezirk«, der Kolenkitbuurt. Der Hausflur war sauber, doch die Luft war verraucht und von den schweren, aber appetitlichen Düften der türkischen Küche erfüllt. Jack und Mrs. ten Boom stiegen die Treppe hinauf und gelangten zur Wohnungstür. Jack schloss auf und trat ein, und Mrs. ten Boom folgte ihm mit einem leisen, summenden Laut.
    Sie fürchtete sich vor dem, was sie vielleicht hier zu sehen bekamen.
    Jack

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