Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
kleines Versteck im Web. Heute hatte er sich an eine Nachricht erinnert, die er vor zwei Jahren hier erhalten hatte. Er bewahrte etwa zwei Dutzend Nachrichten hier drin auf, für den Fall, dass sie ihm noch einmal nützlich sein könnten. Anfragen nach Informationen. Angebote. Die CIA -Pension war nicht so üppig, wie sie sein sollte, und obwohl er etwas Geld geerbt hatte, war ein bisschen zusätzliches Kapital nie zu verachten. Jedenfalls solange er mit seinen kleinen kreativen Nebenjobs seinem geliebten Land nicht schadete. Er achtete stets darauf, das Geld sehr diskret zu investieren; die CIA hatte ein wachsames Auge auf das Einkommen ihrer ehemaligen Agenten.
Die Nachricht hatte ein Foto der Frau namens Mila enthalten. Damals hatte er ihr Gesicht zum ersten Mal gesehen. Diese fein geschnittenen Züge.
Er betrachtete das Foto: Tatsächlich, das musste sie sein. Sie hatte eine andere Frisur, doch die Wangenknochen waren so wie auf Augusts Foto, auch der Mund und die scharfen Augen, die schon viel Schlimmes gesehen zu haben schienen. Das Bild zeigte sie mit einer Pistole in der Hand, in Hose und Jacke aus Leder, sie blickte sich in einem Zimmer um. Das Foto stammte vermutlich von einer privaten Sicherheitskamera.
Er las die Nachricht noch einmal. Kontaktieren Sie 45899 wegen Details zum Job. Hohes Honorar. Er fragte sich, ob das Angebot noch galt. Kurz entschlossen schrieb er eine Nachricht auf seinem Handy, von dem die CIA nichts wusste.
Es kam ein Autoreply, das ihn auf eine private Website verwies und ihm ein Passwort lieferte.
Braun wechselte auf die angegebene Website. Die URL bestand aus einem wilden Durcheinander aus Zahlen und Buchstaben: keine Seite, auf der man zufällig landete. Er tippte das Passwort ein.
Die Website öffnete sich. Sie zeigte weitere Fotos von Mila, von derselben Kamera geschossen. Darunter der Text in fünf Sprachen: EINE MILLION US - DOLLAR FÜR DIESES MISTSTÜCK . ICH WILL SIE LEBEND . Braun starrte auf den Bildschirm. Eine Million Dollar war normalerweise der Preis für Staatsoberhäupter oder Direktoren irgendeiner bedeutenden Organisation. Braun selbst hatte einst hunderttausend CIA -Dollars dafür verwendet, einen ruandischen Warlord auszuschalten. Das Doppelte hatte er für einen Drogenboss in Ecuador bezahlt. Braun besaß ein privates Adressbuch mit Leuten, an die er sich wenden konnte, wenn CIA -Personal nicht in Frage kam.
Wer war diese Frau, und wer bot eine Million, um sie auszuschalten? Er blickte auf das letzte Update: vor einem Monat, eine kurze Botschaft. Angebot steht noch. Dazu eine E-Mail-Adresse.
Braun schrieb folgende Antwort: Ich habe eine Spur zu einem Partner von ihr, doch ich muss wissen, ob ich mich auf die Auszahlung verlassen kann.
Nachdem die Nachricht abgeschickt war, schloss er den E-Mail-Account und die Website und löschte den Browserverlauf. Er verließ das Internet-Café und suchte eine Pizzeria auf, die vor allem von Studenten besucht wurde. Dort aß er im Stehen eine dicke Pizzaecke und trank dazu eine Cola.
Eine Million Dollar. Mit der Bedingung, sie lebend abzuliefern, was die Sache natürlich komplizierter machte.
Als er aufgegessen hatte, ging er nach Hause und setzte sich in seinen Lederstuhl. Er dachte an Novem Soles, an Mila und überlegte, wie er sich die Million holen konnte.
13
Las Vegas
Es geschieht nicht jeden Tag, dass man a) ein Geschäft inspiziert, das man soeben erworben hat, und b) eine Entführerin dort treffen will. Die Canyon Bar war voller gutgelaunter Gäste, die den Casinos mit ihren Touristenscharen aus dem Weg gingen und sich einfach einen schönen Abend machten.
Ich hatte vor, die Frau hier festzuhalten, die mein Kind gestohlen hatte.
Die Canyon Bar war keine Touristenfalle, wie so viele Lokale im Nachtleben von Las Vegas. Schon in der ersten Stunde, die ich hier verbrachte, stellte ich fest, dass die Kellner und Barkeeper ihr Handwerk verstanden; sie waren aufmerksam, freundlich und konzentriert. Mag sein, dass sie sich anstrengten, nachdem ich mich ihnen vorgestellt hatte, doch wenn man bisher schlampig gearbeitet hatte, ließ sich das nicht auf Knopfdruck verbergen.
Ich hatte mitbekommen, wie ein Kellner einem unentschlossenen Gast freundlich von einem Chocolate Martini abriet und ihm einen handgemixten Old-Fashioned empfahl, einen echten Drink für einen echten Menschen. Die Einrichtung war edel: schön geformte Holzbalken an den geschwungenen Wänden, die Tische aus poliertem Granit. Die Canyon Bar war
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