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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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genau das Richtige für Leute, denen der Las Vegas Strip zu uncool war oder die einfach genug hatten von den Spielautomaten, Würfeln und Chips. Es gab eine kleine Tanzfläche, und der DJ bot eine Mischung aus älteren Songs von Massive Attack und aktuellem Hip-Hop.
    Ich beobachtete das Geschehen über die Sicherheitskameras von meinem Büro im ersten Stock aus.
    Das Lokal war gut gefüllt. Ich kannte Annas Gesicht von dem Überwachungsfoto und dem Passfoto, die wir uns angeeignet hatten: groß, dunkles Haar, ein Schönheitsfleck am Mundwinkel. Aber diese Merkmale ließen sich leicht verändern. Jedenfalls fiel mir niemand in der Bar auf, der ihr ähnelte.
    Ein bekanntes Gesicht sah ich jedoch, offenbar eben erst gekommen: Mila, an einem Tisch ganz hinten, mit rotbraun gefärbtem Haar (oder einer hochwertigen Perücke). Sie flirtete mit einem breitschultrigen Typen im maßgeschneiderten grauen Nadelstreifenanzug. Sein Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor, und das beunruhigte mich, bis ich plötzlich wusste, wer er war: Er hatte früher bei den New York Giants Football gespielt. Wahrscheinlich glaubte er, das Glück sei ihm hier in Vegas doch noch hold. Mila lächelte ausgelassen, dabei hatte sie ihr Glas noch kaum angerührt. Er schenkte sich nach und kippte schon seinen zweiten Champagner hinunter, seit ich die beiden beobachtete. Sie sah sich wahrscheinlich ebenfalls um; ich war mir sicher, dass ihr kein Gesicht in der Bar entging. Sie musste besonders vorsichtig sein, jetzt da sich die Company wieder verstärkt für mich interessierte.
    Ich stieg die Treppe hinunter und setzte mich an einen vorsorglich reservierten Ecktisch. Ich war meiner Rolle als Gastgeber entsprechend gekleidet: Nadelstreifenanzug, weißes Hemd, silber-grau gestreifte Krawatte. In der eigenen Bar sollte man möglichst gut aussehen, außerdem verbarg das Jackett meine Browning-Pistole, und die Hose mein Messer, das ich an der Wade befestigt hatte.
    Mila stand auf und flüsterte etwas, das für ihren Gesprächspartner bestimmt sehr vielversprechend klang, doch dann kam sie zu mir herüber.
    » Ich soll also wieder deine Frau sein. Jedes Mal, wenn ich diese Rolle spiele, gibt’s Ärger.«
    Sie hatte einen späteren Flug genommen als ich– es war besser, wenn wir nicht zusammen reisten. Sie war unter einem falschen Namen unterwegs. Ich wiederum hatte mich vergewissert, dass mir vom Flughafen Las Vegas niemand folgte.
    » Das Rotbraun gefällt mir«, sagte ich.
    Der Ex-Footballspieler schaute finster zu mir herüber und wartete, dass sie zu ihm zurückkam. » Warum hast du dich zu ihm gesetzt?«
    » Football interessiert mich eigentlich nicht besonders. Ich dachte mir, er könnte als Bodyguard für Anna hier sein. Ich hab mit allen Männern von seiner Statur gesprochen.« Sie blickte sich in der Menge um. » Kein großes Angebot. Vielleicht schickt sie ja eine Frau her.«
    » Du brauchst dich nicht mehr lange umzusehen. Wir müssen Anna nur hinauf ins Büro locken, dann zwingen wir sie, uns zu sagen, wo mein Sohn ist.«
    » Sehr einfach«, meinte Mila.
    » Ich seh keinen Grund, es komplizierter zu machen.«
    » Du bist immer so optimistisch.« Mila schlug die Beine übereinander und begutachtete ihre Fingernägel. » Diese Frau, Anna Tremaine, verrät dir, an wen sie dein Baby verkauft hat. Gut. Was machst du dann mit ihr? Willst du sie ein paar Tage da oben einsperren, während wir deinen Sohn holen?«
    Ich hob eine Augenbraue.
    » Du wirst sie töten müssen, Sam.«
    » Dein Blutdurst ist nicht schön.«
    » Die Wahrheit ist eben oft hässlich, so wie das orange Kleid dieser Frau an der Bar«, meinte Mila. » In einem Büro über einer Bar kann man keine Geisel länger festhalten. Und freilassen kannst du sie auch nicht. Sie wird die Leute warnen, bei denen Daniel jetzt ist, und sie würden verschwinden.«
    » Du hältst Mr. Bell ja auch irgendwo in New York fest.«
    » Nein. Wir haben das wenige, das er weiß, aus ihm herausgekitzelt. Er ist schon wieder bei seiner Familie, aber wir haben ihn in der Tasche, wann immer wir ihn brauchen. Eine Marionette, die nach unserer Pfeife tanzt.«
    » Er weiß, dass wir zwei Männer getötet haben.«
    » Genau darum will er mich nicht zum Feind haben.«
    Ich ließ die Geräusche der Feiernden einige Augenblicke auf mich einwirken. » Ich habe einen Plan.«
    » Ich bin gespannt auf deine brillante Strategie.«
    » Ich übergebe Anna an die CIA . Sie kann ihnen so einiges über ihre Vorgesetzten

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