Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
mit Capra schon weitergekommen?«
» Er hat unsere Beschatter entdeckt, hat einen, der ihm zu nahe kam, außer Gefecht gesetzt und mich dann auf einen Martini eingeladen– in einer Bar, die jetzt ihm gehört, drüben beim Bryant Park. The Last Minute heißt sie.«
Braun lächelte. » Eine Bar. Wenn ich nicht so wütend auf ihn wäre, könnte ich den Kerl noch richtig sympathisch finden.«
» Er will uns nichts über diese Mila sagen und behauptet, keine anderen Informationen zu Novem Soles zu besitzen. Ich hab das Gefühl, dass er sein eigenes Leben führt und sich nicht weiter für uns interessiert. Er ist jetzt Geschäftsmann und will von unseren Angelegenheiten nichts mehr wissen.«
» Und sein Sohn?«
» Nichts Neues. Sagt er jedenfalls.«
» Ich glaub nicht, dass er die Hände in den Schoß legt«, meinte Braun. » Er wird alles tun, um seinen Sohn zu finden.«
August griff nach seiner Tasse und kostete das dunkle Gebräu. Der beste Kaffee, den er je getrunken hatte. So gehaltvoll und aromatisch, dass seine Geschmacksknospen fast geschockt waren. Braun beobachtete ihn lächelnd.
Das ist ein Typ, der auf jedes Detail achtet, dachte August.
Er wusste, dass Braun Sams Akte gelesen hatte. » Er steht vielleicht genauso vor einer Wand wie wir.«
» Könnte Ihr Informant von Capras Baby wissen?«
» Keine Ahnung. Ich hab ihn nicht gefragt«, fügte August mit einigem schlechten Gewissen hinzu. » Ich hatte keine Gelegenheit mehr, ins Detail zu gehen.«
» Dieses Kind könnte als Druckmittel verwendet werden.«
» Nur bis zu einem gewissen Grad. Sam würde nichts gegen uns unternehmen, auch wenn sie es von ihm verlangen. Er würde es uns sagen, wenn jemand eine solche Forderung an ihn stellt.«
Braun hob eine Augenbraue. » Liebt Ihr Vater Sie, August?«
» Ja, Sir.«
» Würde er töten, um Sie zu retten, falls es nicht anders ginge?«
» Ehrlich gesagt, Sir«, antwortete August, » ich glaube schon, dass mein Dad so weit gehen würde.«
» Sam würde Ihnen vielleicht die Kehle durchschneiden, wenn er dadurch seinen Sohn retten könnte. Gehen Sie zu dem Treffen, aber seien Sie sehr vorsichtig.« Braun sah ihn mahnend an. » Langley sagt, dieser Informant hat Sie verlangt. Er muss also wissen, dass Sie die Task Force leiten. Vielleicht ist das Treffen nur dazu gedacht, Sie zu töten oder Sie zu schnappen, um Sie auszuquetschen.«
» Sie machen mir richtig Lust auf die Arbeit.« August stand auf. » Darf ich Sie was fragen? Es geht um etwas, über das ich mit Sam gesprochen habe.«
» Ja?«
» Diese Mila.« Er legte das Foto vor Braun auf den Schreibtisch. » Sie war gestern Abend wieder mit Sam zusammen. Wir haben sie verloren.«
Braun studierte das Bild. » Ich hab Ihnen schon gesagt, ich kenne sie nicht. Ich war aber auch ein paar Jahre nicht im Geschäft.«
» Wir haben ein paar Dinge über sie aufgeschnappt. Vor drei Jahren hat jemand ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt: eine Million Dollar, und das gilt immer noch.«
» Ich hab noch nie gehört, dass ein Verbrecherring ein so hohes Kopfgeld zahlt. Wie hat sie’s geschafft, am Leben zu bleiben?«
» Sie ist entweder sehr gut oder hat verdammt viel Glück.«
» Vielleicht hat sie einfach noch niemand gefunden.« Braun studierte das Foto erneut. » Ein solches Kopfgeld, und keiner weiß, wo sie steckt? Unglaublich. Wo haben Sie das aufgeschnappt?«
» In verschiedenen Diskussionsforen von Extremisten, die auf der Suche nach Geld sind.«
» Wer hat das Kopfgeld ausgesetzt?«
» Die Spur führt zu einem Gmail-Account, den nie jemand genutzt hat. Oder vielmehr nur an einem Computer, der nicht aufzuspüren ist.«
» Stehen die Details in Ihrem Bericht?«
» Ja, Sie kriegen ihn bis heute Abend.«
Braun gab ihm das Foto zurück. » Okay, August. Bringen Sie uns diesen Informanten. Und die Frau auch.«
Sonst können Sie sich einen neuen Job suchen, fügte August säuerlich in Gedanken hinzu.
Das Internet-Café befand sich nahe dem Campus der New York University. Er suchte es eine Stunde, nachdem August gegangen war, auf, weil er keinen CIA -Computer benutzen wollte. Zuerst hatte er noch in Ruhe seinen exquisiten Kaffee getrunken. Ricardo Braun betrat das Lokal und bestellte einen koffeinfreien Kaffee, mit wenig Hoffnung, dass er den Ansprüchen seines Gaumens genügen würde. Er setzte sich an ein Terminal abseits der anderen Gäste und öffnete einen E-Mail-Account, den er vor sechs Jahren eingerichtet hatte und nur selten nutzte, ein
Weitere Kostenlose Bücher