Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Hauptdatenbank für belgische Reisepassinformationen in Brüssel eingedrungen. Auf die Datenbank wurde immer dann zugegriffen, wenn ein befreundetes Land eine Anfrage bezüglich eines belgischen Passes stellte. Die Nummer konnte eingescannt oder in die entsprechende Datenbank des Gastlandes eingegeben werden, worauf eine Bestätigung zurückgeschickt wurde.
Ricki hatte nach Mitternacht noch einige Anrufe getätigt und einen Hacker in Antwerpen ausfindig gemacht, der bereit war, ihr zu helfen.
» Du müsstest das System dazu bringen, innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens alle belgischen Pässe zu bestätigen«, erklärte sie ihm.
» Dreißig Minuten könnte ich schaffen. Länger möchte ich nicht im System bleiben– das würde Spuren hinterlassen«, antwortete der Hacker.
» Dreißig Minuten.« Und wenn Jin Ming bei der Einreisekontrolle länger als eine halbe Stunde brauchte…
» Ab jetzt«, sagte sie ins Telefon.
Der Hacker drückte die Taste.
Laut der Website der Fluglinie war die Maschine aus Brüssel soeben gelandet. Bitte, stell dich nicht ganz hinten an, dachte sie.
Ricki hörte es an ihrer Tür klopfen. Sie stand auf, beugte sich vor und tippte einen Code ein, der das System verschlüsselte.
Ricki drückte ein Auge an den Spion, um zu sehen, wer es war, und im nächsten Moment krachte die Tür herein.
Die Zollbeamtin blickte wieder auf ihren Bildschirm.
Großer Gott, dachte Jack. Ich bin erledigt. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er als Amerikaner unter falschem Namen und falscher Staatsangehörigkeit nach Amerika einreisen wollte. Mein Gesicht. Wie ähnlich sieht mein Gesicht dem Bild, das sie in ihrer Datenbank haben? Was, wenn Rickis Plan nicht funktionierte? Und falls er festgenommen wurde– bestand dann die Möglichkeit, mit der Behörde einen Deal herauszuschlagen? Wissen Sie, ich bin hergeflogen, um der CIA Beweise zu liefern, mit denen sie einen Verbrecherring zerschlagen kann. Ja, gern geschehen, dann gehe ich jetzt mal.
Die Zollbeamtin knallte einen Stempel in den Pass und schob ihn Jack zu. » Danke, Mr. Lin, einen schönen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten.«
Er nickte und ging weiter, während sich die Beamtin bereits dem Nächsten in der Schlange zuwandte.
Er ließ die Wangenprothesen drinnen. Die Zollbeamten durchsuchten seine Tasche und winkten ihn durch. Er hielt den Kopf gesenkt, während er das Terminal durchquerte, damit die Sicherheitskameras möglichst wenig von ihm zu sehen bekamen. Novem Soles hatte mehrfach Daten von Polizei und Regierungsbehörden geklaut, außerdem wusste er aus Nics Notizbuch, dass sie Leute in verschiedenen Behörden auf ihrer Seite hatten. Vielleicht suchten sie auch hier nach ihm. Er fuhr mit dem AirTrain bis zur Station Howard Beach, wo er in die Subway nach Manhattan umstieg. Niemand sah ihn an, niemand beachtete ihn. Während der Fahrt nach Manhattan beugte er den Kopf hinunter, spuckte alle Kunststoffteile in seine Hand und steckte sie ein.
Er musste einmal noch Jack Ming sein, nur für zehn Minuten. Nur um Auf Wiedersehen zu sagen.
Danke, Ricki, dachte er. Du hast mich hergebracht, du bist die Größte.
20
Amsterdam
» Ein guter Freund ist etwas Großartiges«, sagte der Beobachter und setzte sich Ricki gegenüber, während sie zitternd am Rand der Couch saß. Er war in die Wohnung eingedrungen und hielt die Pistole auf sie gerichtet.
» Sie brauchen keine Angst zu haben.« Er lächelte. » Ich will nur ein paar Auskünfte, dann verschwinde ich wieder.« Wie um es zu beweisen, ließ er die Waffe sinken. » Wir haben einen gemeinsamen Freund: Pierre in Brüssel. Der hat einem Kumpel von Ihnen neue Papiere beschafft. Einem chinesischen Jungen.«
Sie schwieg.
» Pierre erfuhr, dass wir Ihren Freund suchen, nachdem er Ihnen die falschen Papiere geschickt hatte.«
» Pierre arbeitet nicht für Sie.«
» Er braucht nicht für mich zu arbeiten. Er hat Angst vor mir, das genügt.« Als der Beobachter die Meldung erhalten hatte, jemand aus Amsterdam habe sich mit wichtigen Informationen über Novem Soles an die CIA gewandt, wusste er sofort, dass es der chinesische Junge sein musste, den sein Auftragskiller im Krankenhaus nicht hatte ausschalten können. Er war der einzige Unsicherheitsfaktor, der von der Frühjahrsoffensive noch übrig war. Und jetzt stellte er eine echte Gefahr dar.
» Ich weiß nicht, was Ming macht.«
Der Beobachter betrachtete sie lächelnd. Sie war reizend. Er hatte oft Nigeria besucht, und auch
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