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Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Die letzte Minute: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Minute: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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Brieftasche, nicht zu den Kreditkarten. Ich sah verschmierte Tintenschrift auf der Rückseite, als sie das Bild hineinfummelte. Sie steckte die Brieftasche wieder in ihre Handtasche. » Nein.«
    » Wie erklären Sie ihm, dass Taylor nicht mehr da ist?«
    » Er kümmert sich nicht um sie. Ihm wäre es völlig egal. Er hat sie einmal gesehen und klargestellt, dass er sie nicht wiedersehen will.«
    » Wie alt ist Taylor jetzt?«
    » Fast ein Jahr.« Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. » Taylor bedeutet alles für mich, Sam. Alles.«
    » Wir holen sie zurück. Beide.«
    » Anna muss beide Kinder nach New York bringen, wenn sie sich an die Vereinbarung hält«, flüsterte sie. » Ich frag mich, wie sie das mit meiner Kleinen so schnell machen will.«
    » Gar nicht. Weil sie uns belügen«, erwiderte ich.
    Ihre Augen sprangen zu mir herüber.
    » Vielleicht geben sie uns unsere Kinder zurück«, fügte ich rasch hinzu. » Aber wir sollen sicher nicht in New York bleiben, nachdem wir… den Auftrag erledigt haben. Dieser versprochene Anruf und die Idee, die Kinder bei einer Kirche auszusetzen– das muss gelogen sein, Leonie. Sie wollen ja nicht, dass wir gefasst werden. Nach einem solchen Job bleibt man nicht in der Gegend. Man entfernt sich so schnell wie möglich.«
    Leonie schwieg. Sie spannte sich an, als ich das Wort » Job« aussprach, als hätte sie Angst, die dösenden Geschäftsleute und die verkaterten Las-Vegas-Urlauber wüssten, dass damit ein Mord gemeint war.
    » Sie sind Gewalt nicht gewohnt«, sagte ich.
    Sie sah mich nicht an. » Nein.« Sie rieb sich das Gesicht und beugte sich zu mir. Ihr Mund roch nach Atembonbons. » Verstehen Sie mich nicht falsch, aber wie ein Killer sehen Sie auch nicht gerade aus.«
    Ich hatte sehr wohl getötet. Nicht bevor meine Frau entführt worden war. Danach jedoch mehrmals, um mich selbst oder andere zu schützen, nachdem Novem Soles mein Leben aus der Bahn geworfen hatte. Gern würde ich sagen, dass es schwer auf mir lastete, doch das wäre gelogen. Sie hatten mir Frau und Kind weggenommen. Und mich daran gehindert, sie zurückzuholen. Sie hatten versucht, mich zu töten. Warum sollte ich also Schuldgefühle haben? Ich war nicht stolz darauf, und ich würde am liebsten nie wieder jemanden töten. Manchmal träumte ich davon, doch ich wollte nicht glauben, dass mich diese Taten irgendwie veränderten, wie einen Soldaten, der die schrecklichsten Dinge im Krieg erlebt hat.
    Und jetzt dieser junge Kerl, Jin Ming. Offenbar hatte ihn die CIA in Amsterdam geschnappt und gezwungen, sie zu der alten Schlosserei zu führen, wo es dann zu dem Schusswechsel gekommen war. Nun kämpfte er gegen Novem Soles. Ich sollte ihm gratulieren und ihn vor seinen Verfolgern schützen. Ich sollte ihn in mein privates Zeugenschutzprogramm aufnehmen, damit er mir all die schmutzigen Geheimnisse über Novem Soles verriet und ich die ganze Organisation vernichten konnte.
    Doch stattdessen würde ich ihn umbringen. Ich schloss die Augen. Er war– wie alt? Zweiundzwanzig? Äußerst bemerkenswert, dass ein Beinahe-Teenager eine tödliche Bedrohung für ein internationales Verbrechersyndikat darstellte, denn das schien Novem Soles zu sein, darüber konnte auch der hochtrabende lateinische Name nicht hinwegtäuschen.
    Doch ich brauchte nicht über ihn nachzudenken. Ich musste ihn nur töten. Mit den seelischen Konsequenzen würde ich mich später beschäftigen. Oder auch nicht.
    » Ich bin eigentlich kein Killer«, sagte ich zu Leonie. » Aber ich werde einer sein.«

18
    Flug 903, Las Vegas– New York
    Das Essen in der ersten Klasse war recht ordentlich: Shrimpssalat, Steak-Medaillons, Kartoffelgalette und eine missglückte Crème brûlée.
    » Sie sollen unseren Mann also finden. Welche Anhaltspunkte haben Sie, außer dass er in New York City ist?«
    » Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, behalte ich ein paar Geheimnisse für mich.«
    » Ich finde, wir sollten unsere Optionen besprechen– falls sie uns betrügen.«
    » Ohne Taylor wäre für mich sowieso alles vorbei. Ich glaube, ich würde aufhören zu atmen.«
    Mehr gab es nicht zu sagen. Die Flugbegleiterin kam zu uns und fragte, ob wir Kaffee wollten. Wir verzichteten beide. Leonie erklärte, sie würde den Rest des Fluges schlafen. Ich schloss die Augen und dachte darüber nach, wie ich vorgehen würde.
    Als Leonie schlief, fotografierte ich sie heimlich. Aus irgendeinem Grund dachte ich mir, dass es noch nützlich sein würde, ein Bild von

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