Die letzte Minute: Thriller (German Edition)
Trümpfe in der Hand.«
» Nein«, erwiderte ich. » Das glaubt sie bloß.«
» Also, wer kommt uns da in die Quere? Die CIA ?«
» Jeder kann sagen, er sei von der CIA «, antwortete ich. » Ich weiß es nicht. Aber wenn wir Jack Ming vor ihnen finden, spielt es keine Rolle.«
» Wer ist diese Mila?«
Wie soll man jemandem erklären, wer Mila ist? » Eine Freundin.«
» Auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist.«
» Eine interessante Freundin.«
» Du wolltest den Kerl vorhin nur provozieren.«
» Ich wollte niemanden ans Messer liefern, danke für das Vertrauen.«
» Ich danke dir. Dass wir lebend da rausgekommen sind.«
» Wir stecken gemeinsam in der Sache.«
» Ja«, pflichtete sie mir bei. Jetzt war es uns erst so richtig bewusst. Sie verstummte. Ich überlegte, wie Special Projects es geschafft haben mochte, den Informanten als Jack Ming zu identifizieren. Ich dachte an Fagin. Möglicherweise hatte er seine Bosse in der CIA doch angerufen. Ich fragte mich, ob sie einen ehemaligen Agenten des lettischen Geheimdienstes für die Drecksarbeit anheuern würden.
Wir fuhren nach Williamsburg, Brooklyn, zur Adresse von Russell Mings Haus, dessen Schlüssel Jack Ming vermutlich mitgenommen hatte. Alle Fenster waren dunkel. Das dreistöckige Gebäude sah aus, als hätte es früher eine kleine Fabrik beherbergt. Im Gegensatz zu anderen alten Fabriken war diese nicht zu Läden, Ateliers oder Wohnungen für all die hippen jungen Selbstständigen und Bürger Manhattans umgestaltet worden, die nach Williamsburg drängten. Die Fenster waren vernagelt, auf einem Schild stand: MING PROPERTIES .
» Brechen wir ein?«, fragte Leonie angespannt.
» Ja. Er ist vielleicht da drin.«
Ich knackte das Schloss, und wir traten ein.
Ein Alarm ging los.
» Verdammt«, sagte ich. Wir rannten zurück zu unserem Wagen. Aus einer Seitenstraße behielten wir das Haus im Auge. Als Erstes erschien das Auto eines privaten Sicherheitsdienstes. Der Wächter ging hinein und stellte den Alarm ab.
» Ich glaub nicht, dass Jack Ming hier ist«, meinte Leonie.
Nach ein paar Minuten kam der Sicherheitsmann heraus, verschloss die Tür, machte noch einen Rundgang um das Gebäude und fuhr wieder weg.
» Kein Jack«, sagte sie.
Doch er hatte die Schlüssel sicher nicht ohne Grund mitgenommen. Falls er nicht hier war, würde er demnächst herkommen. Ich glaubte nicht, dass ich mich so gründlich geirrt hatte.
» Warten wir hier, bis er aufkreuzt?«, fragte sie.
Mein Kopf hämmerte, mein Auge war fast völlig zugeschwollen. Bald würde ich ein richtiges Veilchen haben. Nicht gut. Ein Veilchen war ziemlich auffällig, und ich musste möglichst unsichtbar bleiben.
» Wir brauchen einen Beobachtungsposten«, meinte ich. » Wir müssen das Haus im Auge behalten und herausfinden, wie oft der Sicherheitsdienst vorbeikommt.«
Wir fuhren noch einmal an dem Gebäude vorbei, und unsere Lichter glitten über das Schild. Security: Proxima Systems. Leonie suchte die Telefonnummer auf ihrem iPhone. Dann nahm sie Mrs. Mings Handy zur Hand und wählte die Nummer.
» Proxima New York.«
» Hier ist Sandra Ming von Ming Properties. Sie sind für die Sicherheit eines unserer Häuser in Williamsburg zuständig.« Leonie ließ ihre Stimme etwas schroffer und tiefer klingen.
» Ja, Ma’am, dürfte ich Sie um das Passwort bitten?«
Sie zögerte ungefähr fünf Sekunden. » Jack.«
Wir hörten jemanden tippen. » Danke, Ma’am, was kann ich für Sie tun?«
Ich starrte sie ungläubig an. Woher hatte sie das gewusst?
» Ich überlege gerade, ob die bisherigen Sicherheitschecks ausreichen. Ich habe von anderen Hausbesitzern gehört, dass immer mehr Einbrüche in der Gegend gemeldet werden.«
» Ja, Ma’am, einen Moment.« Wieder Tippgeräusche. » Der Sicherheitsmann kommt um elf Uhr abends vorbei, um ein Uhr und vier Uhr nachts, um sechs Uhr morgens und dann noch einmal zu Mittag, mit einer Abweichung von bis zu zehn Minuten. Falls er sich verspäten sollte, rufen wir Sie an. Möchten Sie eine verstärkte Überwachung haben?«
» Nein, im Moment noch nicht. Danke«, antwortete Leonie und beendete das Gespräch.
» Du hättest den Sicherheitsdienst kündigen sollen«, meinte ich trocken.
» Dazu muss man normalerweise persönlich vorbeischauen oder ein zweites Passwort zur Bestätigung angeben«, erwiderte Leonie. » Ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit erregen. Wir haben ja jetzt den Turnus des Sicherheitsmanns.«
» Woher kennst du das
Weitere Kostenlose Bücher