Die letzte Mission
Buffett.
»Hallo«, sagte Egan, der am liebsten sofort kehrtgemacht hätte. »Ich brauche neue Papiere.«
Zu seiner Überraschung blitzte in den Augen des Mannes so etwas wie Verstehen auf, bevor es ihm gelang, diesen Ausdruck zu unterdrücken. »Ich glaube, Sie haben sich in der Tür geirrt. Wen suchen Sie denn?«
Egan warf einen Blick über die Schulter, und als er niemanden auf der Straße sah, stieß er den Mann ins Haus und folgte ihm.
»He! Was soll das? Verschwinden Sie, oder ich rufe die Polizei!«
»Ich brauche ein paar Informationen über Salam al Fayed«, sagte Egan, während er die Tür hinter sich zumachte. Im Haus brannte kein Licht. In dem düsteren Halbdunkel roch es nach Zigaretten und Marihuana.
»Nie von ihm gehört«, sagte der Mann zögernd.
»Das kommt mir etwas unwahrscheinlich vor, denn er ist in jeder Nachrichtensendung des Landes.«
Der Mann, dessen Namen man ihm gegeben hatte, wich einen Schritt zurück. »Ich meine, ich weiß nichts über ihn … Sie wissen, was ich meine! Wer sind Sie? Sind Sie von der Polizei? Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«
»Ich arbeite nicht für die Polizei. Und es ist mir völlig egal, wie Sie sich Ihre Brötchen verdienen. Aber vor einer Weile haben Sie für al Fayed falsche Papiere angefertigt, von denen ich Kopien brauche. Sie setzen sich jetzt an Ihren Computer und drucken sie mir aus. Dann gehe ich, und Sie werden nie wieder von mir hören.«
»Ich weiß nicht, was Sie mit diesem Gefasel über falsche Papiere meinen. Sie haben sich in der Tür geirrt. Und jetzt verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe.« Er wollte zu einem Telefon gehen, das auf einem Regal neben einer teuer aussehenden Stereoanlage stand, aber Egan hielt ihn auf.
»Wie heißen Sie?«
»Syd.«
»Syd. Ich bin kein schlechter Mensch, aber ich brauche diese Information, und ich werde alles tun, um sie zu bekommen. Also, warum überspringen wir den unangenehmen Teil nicht, und Sie geben mir einfach, was ich haben will?«
»Meine Nachbarn sind nur ein paar Meter weg«, warnte der Mann. »Wenn ich anfange zu schreien, wählen sie sofort den Notruf.«
»Syd, seien Sie vernünftig.«
»Ich zähle bis drei. Dann werde ich schreien. Wirklich. Eins … zwei …«
Egan trat dem Mann mit solcher Wucht zwischen die Beine, dass er einen Moment dachte, er hätte sich am Knöchel verletzt. Nachdem er seinen Fuß zurückgezogen hatte, bewegte er ihn hin und her, um herauszufinden, ob er sich etwas gebrochen hatte. Der Mann hatte sich in den Schritt gefasst und gab ein leises Quieken von sich, das seine Nachbarn mit Sicherheit nicht hören würden, egal, wie nah sie wohnten. Egan versetzte ihm einen kleinen Schubs, der ihn auf den Teppich stürzen ließ, und warf ein Regal mit CDs auf ihn. Da sich sein Knöchel wieder mehr oder weniger normal anfühlte, holte er aus, um dem Mann einen weniger heftigen Tritt in die Rippen zu verpassen.
Plötzlich starrte ihn seine Frau an. Ihre zweite CD lag auf dem Teppich.
»He.« Egan beugte sich über den Mann und schlug ihm ins Gesicht. »Syd! Alles in Ordnung? Können Sie mich hören?«
Offenbar konnte er noch nicht reden, aber er schaffte es, mit dem Kopf zu nicken.
»Ich hasse so etwas. Ehrlich. Und ich fühle mich noch schlechter, wenn es vollkommen unnötig ist. Ich will doch nur Kopien von den Papieren haben, die Sie für al Fayed gemacht haben. Ich schwöre Ihnen, dass die Polizei nichts davon erfahren wird …«
»Das kann ich nicht«, stieß der Mann hervor. Er rollte sich auf den Rücken, während er sich immer noch den Schritt hielt. Seine Gesichtsfarbe sah so bedenklich aus, dass Egan sich fragte, ob er gerade einen Schlaganfall bekam. Das hätte ihm noch gefehlt. »Warum sollte ich Kopien aufbewahren? Sie … sie würden mich doch nur belasten.«
»Oh, bitte … Ich bin kein Idiot, Syd. Heutzutage kann man sich eine fast hundert Prozent sichere Verschlüsselung für weniger als den Gegenwert einer Tasse Kaffee kaufen und seine Dateien anonym auf irgendeinem Server in der Welt speichern. Sie haben Kopien. Man weiß schließlich nie, wann die Polizei bei einem auftaucht und man etwas braucht, mit dem man eine Strafminderung aushandeln kann, nicht wahr?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden!«
Egan griff sich ein Sofakissen, das wie ein gehäuteter Pudel aussah, und legte es auf das Knie des Mannes. Dann zog er seine Pistole aus dem Halfter und drückte den Lauf dagegen.
»Scheiße! Sind Sie übergeschnappt?«
»Nein«,
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