Die letzte Mission
dem Wohnzimmer, ohne das Licht einschalten zu müssen.
Er setzte sich auf den Stuhl hinter dem unaufgeräumten Schreibtisch, griff nach der Tastatur und sah zu, wie sich auf dem Flachbildschirm ein aufwändig gerahmtes Familienporträt aufbaute. Im Handumdrehen hatte er das Verzeichnis »Meine Dokumente« gefunden und ging die darin gespeicherten Dateien durch.
Fast alle Dateien hatten etwas mit dem Elektronikgeschäft von Braiths Mann zu tun, aber Fade fand noch ein paar interessante Kleinigkeiten. Das Adressbuch enthielt persönliche Daten von Strand und Egan – einschließlich Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer. Strand wurde in ein paar Tagen fünfzig. Allerdings nur, wenn Fade nicht vorher zum Zug kam.
Diese Art der Recherche war zwar erheblich einfacher, als in Grundbucheinträgen zu suchen, und erheblich hygienischer, als im Müll zu wühlen, aber es gelang ihm nicht, weltbewegend neue Informationen auf den Schirm zu holen. Keiner der beiden Männer hatte vor, an diesem Wochenende den Rasen zu mähen, und er bezweifelte sehr, dass Strand eine große Geburtstagsfeier an einem Ort mit zahlreichen Angriffsmöglichkeiten geplant hatte. Vielleicht gab es ja Termine, die sie aus ihrem Versteck zwangen. Er startete das Kalenderprogramm des Computers und führte eine schnelle Suche durch, aber Kelly Braith hatte den Terminplan ihres Chefs nicht dort gespeichert, was ihn auch nicht überraschte. Er wollte das Programm schon schließen, als ihm ein Eintrag in zwei Tagen ins Auge fiel.
Torte abholen.
Fade erstarrte und wechselte wieder in das Adressbuch, wo er sich noch einmal Strands Geburtsdatum ansah. Tatsächlich, in zwei Tagen.
Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht, während sich in seinem Kopf ein Plan bildete. Und nicht einfach nur ein Plan. Ein Plan, der eines Albert Einstein würdig war. Nein, eines Leonardo da Vinci. Ein Plan, der so einfach und elegant war, dass Mozart eine Symphonie zu seinen Ehren komponiert hätte, wenn er noch am Leben gewesen wäre.
Das Rumpeln eines Garagentors von der anderen Seite des Hauses riss ihn aus seinen Gedanken. Fade huschte in die Küche, während das Grinsen auf seinem Gesicht immer breiter wurde. Wie fast immer würden ihm die logistischen Details etwas Kopfzerbrechen machen, aber wenn er sich Mühe gab, konnte es funktionieren. Eigentlich hätte er Matt Egan gebraucht, um seinen Plan wasserdicht zu machen. Aber da das nicht ging, würde er auf das Glück vertrauen, das er immer dann zu haben schien, wenn es darum ging, jemanden zu töten.
NEUNUNDZWANZIG
Hillel Strand blätterte den Polizeibericht um und schwärzte mit einem breiten Filzstift den gesamten ersten Absatz auf der Seite. Dieser Schwachkopf Pickering war so versessen darauf gewesen, Karen Manning die Schuld an dem Fiasko in die Schuhe zu schieben, dass sie gekündigt hatte – was bedeutete, dass sie ein weiteres unberechenbares Element in einer an und für sich schon nicht mehr kontrollierbaren Situation hatten. Er griff nach einem Kugelschreiber und schrieb etwas in den Rand des Berichts. Lauren: Was macht sie jetzt? Presse? BEOBACHTEN!!
Er blätterte weiter und strich den Rest von Mannings schriftlichem Bericht durch, in dem sie den Anruf schilderte, den sie von al Fayed bekommen hatte. Auf diese Weise stellte er sicher, dass alle Hinweise auf einen Kontakt zwischen den beiden gelöscht wurden, bevor die Akte gescannt und per E-Mail an Matt Egan weitergegeben wurde. Al Fayeds Interesse an Manning war die beste Spur, die sie hatten. Manning wurde von Doug Banes observiert, und falls al Fayed versuchen sollte, einen direkten Kontakt zu ihr herzustellen, würde er für immer verschwinden, wobei man keine Rücksicht auf moralische Bedenken und alte Freundschaften nehmen würde.
Diese Spur hatte die Polizei in ihrer fragwürdigen Weisheit mehr oder weniger ignoriert. Manning hatte sich damit einverstanden erklärt, dass ihr Telefonanschluss abgehört wurde, aber abgesehen davon vertraute die Polizei blind darauf, dass sie alles Interessante meldete, das nicht auf Band aufgezeichnet wurde. Pickering ging weiterhin davon aus, dass al Fayed auf der Flucht war, und hielt die Möglichkeit, dass er sich noch im Großraum Washington herumtrieb und mit ihnen spielte, für wenig wahrscheinlich.
Strand schob die Akte beiseite und starrte auf den Stapel Kleidung, der ordentlich gefaltet auf dem Boden lag. Er hatte das Büro jetzt seit einer Woche nicht mehr verlassen, und mit jeder Stunde
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