Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Mission

Die letzte Mission

Titel: Die letzte Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
Vom Netzwerk:
antwortete Egan. »Nur verzweifelt.«

EINUNDDREISSIG
    Mit der Zeit wuchs Fades Respekt vor den Millionen Menschen, die sich ihr Geld mit der Arbeit an Computern verdienten. Er hatte einmal zwei volle Tage lang bewegungslos in einem schlammigen Fluss darauf gewartet, dass ein ganz bestimmter Kambodschaner den Fehler machte und zu nah an ihn herankam. Damals hatte er das für einen harten Einsatz gehalten, aber verglichen mit der körperlichen und geistigen Anstrengung, stundenlang in gekrümmter Haltung über seinem neuen Laptop zu brüten, war es ein Kinderspiel gewesen. Er fühlte sich, als hätte ihm jemand ein Messer zwischen die Schulterblätter gestoßen, und das Stillsitzen machte ihn noch verrückt. Oder – in den Augen von Presse und Polizei – noch verrückter, als er es sowieso schon war.
    Das taube Kribbeln in seinem Fuß war schlimmer als je zuvor. Und die verkrampfte Muskulatur im unteren Teil seines Rückens schien die Kugel nur noch tiefer in die Wirbelsäule zu drücken. Er brauchte jemanden, der ihm half. Vielleicht sollte er eine Stellenanzeige in der Washington Post schalten. Etwas in der Art: »Interessante Einsteigerposition im Attentatsgeschäft. Ausgezeichnete Karrierechancen.«
    Fade grinste, als er vorsichtig aufstand und zu der Kochplatte neben der Spüle ging, auf der Fertignudeln in einem Topf kochten. Auf der Soße schwamm eine graue Schicht aus Bleifarbe und Asbest, die ununterbrochen von der alten Decke heruntertropften. Im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, sich ein sicheres Haus auszusuchen, das nicht ganz so heruntergekommen war, doch damals hatte er nicht wissen können, dass er es irgendwann einmal brauchen würde. Eigentlich hatte er dort nur seine falschen Papiere, das Bargeld und die Waffen abholen und dann so schnell wie möglich das Weite suchen wollen. Langfristiger Komfort war damals kein Kriterium gewesen.
    Er schaltete den kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher neben sich ein und zappte durch die Kanäle. Erleichtert stellte er fest, dass man wieder die üblichen Serien sendete und er – zumindest fürs Erste – mit keinem Wort erwähnt wurde. In den Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten gestern Abend war berichtet worden, dass Karen gekündigt hatte und die Polizei bei der Suche nach ihm auf »wichtige Spuren« gestoßen war. Er hätte sie gern angerufen und gefragt, was passiert war, doch stattdessen schöpfte er die giftige Schicht von seinen Nudeln und trug den Topf zu seinem behelfsmäßigen Arbeitsplatz.
    Fade musste noch zwei Stunden hart arbeiten, aber dann hatte er es geschafft, Adressen aus dem Telefonbuch mit der Mapping-Software seines Computers grafisch darzustellen. Auf diese Weise konnte er sich jede Bäckerei und Konditorei zwischen Kelly Braiths Haus und dem Sitz des Heimatschutzministeriums anzeigen lassen. Er hoffte, dass Braith ihren Chef gern genug hatte, um nicht einfach eine Torte aus dem Tiefkühlregal des nächsten Supermarkts zu holen, aber doch nicht so gern, um einen kilometerweiten Umweg in Kauf zu nehmen, weil sie etwas in einer gerade angesagten Konditorei bestellt hatte. Wenn seine Vermutung falsch war, würde es ein sehr langer Tag werden.
    Er nahm das neue Satellitentelefon, dass er am Morgen gekauft hatte, und fing an zu wählen.
    Als er bei der zwölften Bäckerei war, hatte er das Headset aufgesetzt und machte Klimmzüge am Türrahmen, der aussah, als würde er jeden Moment aus der Wand herausbrechen. Die Bewegung brachte das Gefühl in seinem rechten Fuß zurück, allerdings dauerte es um einiges länger als sonst. Offenbar war die viele Aufregung schlecht für seine zarte Konstitution.
    »Wild Flour, was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo. Eine Freundin von mir, Kelly Braith, hat mich gebeten, morgen eine Torte für sie abzuholen, und ich würde gern wissen, ob ich etwas früher vorbeikommen könnte.«
    »Wie war der Name noch mal?«
    »B-R-A-I-T-H.« Er ließ den Türrahmen los und fing an, um den Cadillac herumzulaufen.
    »Ah, da ist es ja …«
    Er blieb so abrupt stehen, dass er um ein Haar mit dem Schienbein an der hinteren Stoßstange hängen geblieben wäre. »Was haben Sie gesagt?«
    »Ich habe die Bestellung gefunden. Karottentorte. Happy Birthday Hillel, stimmt’s?«
    »Genau. Das ist sie.«
    »Ich habe hier notiert, dass die Torte um sieben Uhr dreißig abgeholt werden soll. Wir machen um sieben auf. Ab da können Sie kommen.«
    »Großartig. Und wann schließen Sie heute Abend?«
    »Siebzehn Uhr dreißig, aber dann ist

Weitere Kostenlose Bücher