Die letzte Mission
ab, und wenn zur Abwechslung mal kein Krieg dort ist, verhungern sie. Die Araber schnallen sich immer noch Bomben um den Bauch und rennen damit durch die Gegend. Die Nordkoreaner und Iraner arbeiten immer noch kräftig an ihren Atomwaffen. Was hatte es für einen Sinn?«
»Vielleicht haben wir für Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanische Lebensart gekämpft?«
Fade lachte. »Aber was ist Wahrheit? Oder Gerechtigkeit? Oder, wenn wir schon dabei sind, die amerikanische Lebensart? Das ändert sich doch jeden Tag. Kannst du dich noch daran erinnern, dass Käse einmal etwas Gesundes war, Saddam Hussein den Nahen Osten gegen Extremismus verteidigt hat und Milli Vanilli brillante Sänger waren? Soldaten, die jünger sind als wir, sterben für Ideale, die in fünf Jahren vollkommen veraltet sein werden. Wir wissen doch gar nicht, was zum Teufel wir mit der Welt machen sollen. Also, warum lassen wir sie nicht einfach in Ruhe?«
Egan zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck Bier. »Manchmal ist es eben schwer, einfach nur dazustehen und zuzusehen, ohne etwas zu versuchen. Und manchmal hat es gar nichts mit edlen Motiven zu tun. Manchmal ist es Angst oder Politik oder ein Überbleibsel aus dem Kalten Krieg. Verdammt, ich weiß es nicht.«
Fade schwieg wieder und sah zu, wie ein Mann in einem Flanellhemd auf die Bühne sprang und von dort aus in die Menge hechtete, während Elise sich immer noch alle Mühe gab, die Lebensdauer ihrer Gitarre zu verkürzen.
So nah beieinander zu sitzen machte es den Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit leicht, die tatsächlichen Gegebenheiten der Gegenwart teilweise auszublenden. Egan war immer der Boss gewesen und hatte seine Arbeit verdammt gut gemacht. Aber tief in jedem Mann steckte die Sehnsucht danach, so zu sein wie Salam al Fayed. Natürlich war es großartig, ein erfolgreicher Geschäftsmann oder Schauspieler oder sonst was zu sein, aber trotzdem gab es etwas, das eine Million Jahre alt war und einen danach verlangen ließ, der Stärkste, der Tapferste, der Schnellste zu sein. Der große Krieger zu sein, dessen Name in ehrfürchtigem Flüstern ausgesprochen wurde.
»Das mit der Torte war genial«, sagte Egan, als Elises Song in chaotischen Lärm ausartete und schließlich zu Ende war. Nachdem sie ihre Gitarre in einem Metallständer platziert hatte, verließ die Band die Bühne, um Pause zu machen.
Fade grinste. »Ich weiß nicht, ob ich sauer auf dich sein soll, weil du mich daran gehindert hast, Strand zu töten. Dem Kerl diesen Brechdurchfall zu bescheren war fast genauso gut.«
»Warum siehst du es dann nicht als Sieg und verlässt das Land?«
»Schau her.« Er trat so fest mit der Ferse gegen die Messingstange am unteren Ende der Bar, dass sich die Flaschen auf der Theke bewegten. »Ich habe rein gar nichts gespürt.«
»Fade, ich …«
Er legte einen Finger auf die Lippen und zeigte über Egans Schulter.
»Ich hab gehört, dass du hier bist«, sagte Elise. Sie legte Egan die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuss. Fade sah der Szene einen Moment lang aufmerksam zu, aber als Elise sich ihrem Mann auf den Schoß setzte und dem Barkeeper winkte, wandte er den Blick ab.
»Was machst du denn hier?« Sie drehte sich so, dass die Menge möglichst wenig von ihr sehen konnte. Trotzdem erregte sie eine Menge Aufmerksamkeit. Im Moment schienen sich die Leute jedoch zurückzuhalten und sprachen sie nicht an.
»Meine Besprechung war früher als erwartet zu Ende, daher bin ich hergefahren.«
Sie nahm ein Glas Eiswasser vom Barkeeper entgegen und leerte es fast mit einem Zug. Egan schob sie in eine Position, die etwas bequemer für ihn war, und strich ihr ein paar schweißnasse Haarsträhnen aus dem Gesicht.
»Und wann musst du wieder zurück?«
»Heute Abend. Direkt nach dem Konzert.«
Sie verdrehte die Augen. »Das darf doch nicht wahr sein. So viele Besprechungen kann ein Mann doch gar nicht haben.«
»Ich …«
»Du musst wenigstens auf einen Sprung zu Hause vorbeischauen und mit Kali reden.«
Er hob den Kopf und bemerkte, dass Fade sie wieder ansah. Elise im Arm zu halten war genau das, weshalb er gekommen war, warum also wollte er sie jetzt plötzlich wegstoßen? Die Antwort darauf war nicht schwer. Wie würde er sich wohl fühlen, wenn er Fades Leben führen würde und Fade das seine? Was würde er denken, wenn er so etwas sehen würde?
»Matt?«
»Ich glaube, das geht nicht. Ich …«
»Willst du uns nicht vorstellen?«
Elise sah Fade an, dann ging ihr
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