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Die letzte Nacht der Unschuld

Die letzte Nacht der Unschuld

Titel: Die letzte Nacht der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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brauchst nichts zu beweisen.
    Er fuhr in den Tunnel ein, Dunkelheit umschloss ihn. Die Stimme in seinem Kopf war so real, dass er tatsächlich für einen Moment glaubte, Colleen säße mit ihm im Wagen. Er konnte den frischen Duft ihrer Haut riechen. Das jähe Verlangen ließ ihn fast schwindeln, er blinzelte.
    Vor ihm kam das Ende des Tunnels in Sicht. Als er ins Sonnenlicht hinausfuhr, lag der Geschmack ihrer Haut auf seinen Lippen und ihre Worte hallten in seinen Ohren. Und plötzlich ergab alles Sinn.
    Die Absperrung kam viel zu schnell auf ihn zu, aber irgendwie schien es nicht real, denn in diesem Moment wusste er …
    Eine Explosion – Schmerz, Feuer, Bewusstlosigkeit.
    … nichts mehr.

1. KAPITEL
    Vier Jahre später …
    Clearspring Mineralwasser stammte aus den Quellen im grünen Herzen der Yorkshire Dales – damit warb die Marketingabteilung. Die Büros von Clearspring jedoch waren in einem unansehnlichen grauen Gebäude im Industriegebiet einer unansehnlichen grauen Stadt in Yorkshire untergebracht.
    Die Räume alleine waren deprimierend genug, doch am ersten Montag des neuen Jahres wirkte das Ganze besonders trist. Im Foyer stand noch immer die nadelnde Tanne, die Dekorationen an ihr hingen traurig herunter, weil noch niemand die Gelegenheit gehabt hatte, den Baum abzubauen. Colleen stand in der winzigen Küche und wartete darauf, dass das Wasser im Kessel zu kochen begann. Sie starrte auf den Kalender an der Wand.
    Neues Jahr, neuer Kalender. Neue Fotos des Campano-Rennstalls.
    Sie zog die Ärmel des wenig schmeichelhaften Pullovers – ein Weihnachtsgeschenk von ihrer Mutter – herunter, lehnte sich an die Anrichte und wiederholte stumm ihren Vorsatz für das neue Jahr.
    In diesem Jahr werde ich mit dem Warten aufhören. Ich werde jedes „Vielleicht“ und jedes „Wenn“ aufgeben und aufhören, mir ständig etwas zu wünschen, das ich nicht haben kann. Ich werde das Beste aus dem machen, was ich habe – einen wunderbaren, glücklichen und gesunden dreijährigen Sohn.
    Es juckte Colleen in den Fingern, aber sie würde nicht nachsehen. Sie würde nicht diesen dummen Kalender durchblättern auf der Suche nach dem Foto von Cristiano Maresca wie ein schwärmender Teenager.
    Letztes Jahr hatte sie es getan. Das Jahr davor auch.
    Seit dem Unfall in Monaco, der Cristiano Maresca fast das Leben gekostet hatte, fuhr er keine Rennen mehr. Doch das hatte seiner Berühmtheit keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Mit seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit hatte sich sein Status als Herzensbrecher nur gefestigt. Die wenigen Paparazzi-Fotos, die von ihm im Umlauf waren, wurden immer wieder und überall abgedruckt, zusammen mit endlosen Spekulationen, ob er je wieder auf die Rennstrecke zurückkehren würde.
    Warum dauerte das so lange mit dem Wasser?
    Colleen holte zwei Becher aus dem Schrank, gab einen Löffel Kaffeepulver in den einen und hängte einen Teebeutel in den anderen. Ihr Blick glitt zurück zu dem Kalender.
    Das Bild für Januar sah harmlos aus – zwei Campano-Rennwagen mit den Clearspring-Logos Seite an Seite auf einer Rennstrecke. Colleens Hand hob sich wie aus eigenem Willen, wollte nach dem Blatt fassen …
    „Juli.“
    Die Stimme hinter ihrem Rücken ließ sie erschreckt zusammenfahren. Hastig ließ Colleen die Hand sinken, als Lisa aus der Grafikabteilung den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    „Tu nicht so, als hättest du nicht nach Maresca gesucht. Haben wir alle schon. Er gibt den Juli.“ Damit ließ sie Colleen wieder alleine.
    Der Kessel meldete sich pfeifend. Colleen goss kochendes Wasser in die Tassen und beglückwünschte sich grimmig. Nein, sie hatte nicht nachgesehen. Und sie hatte Zeit bis Juli, um sich unter Kontrolle zu bekommen. Oder sich das Kaffeetrinken abzugewöhnen.
    Die Becher in einer Hand, klopfte sie an Dominics Tür.
    „Was, zum Teufel, ist das?“ Misstrauisch schaute Dominic in den Becher, den sie vor ihn hinstellte, und stöhnte. „Sag jetzt nicht, Lizzie hat dich mit ihrer Entgiftungskampagne überzeugt?“
    Colleen hob eine Augenbraue. „Dir auch ein frohes neues Jahr“, meinte sie trocken und ging zurück zur Tür.
    „Warte … Tut mir leid.“ Er seufzte. „Eine ganze Woche mit meiner Schwiegermutter hat wohl die nörglerische Seite in mir hervorgebracht. Lass es mich noch mal wie ein zivilisierter Mensch versuchen, der froh ist, wieder im Büro zu sein, und einem aufregenden neuen Arbeitsjahr entgegensieht.“ Lächelnd zeigte er auf den Stuhl, der auf der

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