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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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von Rechtsanwalt Berti erschien.
    Forster trat vom Fenster zurück und ging ins Büro, um sich auf das Treffen einzustellen. Er hatte Anweisungen gegeben, das Gespräch unter dem Vorwand eines Anrufes nach einer Viertelstunde zu unterbrechen. Er wollte nicht in die Details gehen, noch nicht. Es war sinnlos, sich vor dem 20. Dezember in Plaudereien zu verlieren.
    »Signor Forster, ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Aber nein, Herr Advokat. Bitte … nehmen Sie Platz, nehmen Sie Platz!«
    Rechtsanwalt Berti glich eigentlich weniger einem Geier, sondern eher einer lästigen Fliege. Plump, mit Brille, dunklem Anzug und einem Brummen in der Stimme. Eine fette Fliege, die den Sommer überlebt hatte. Eine von denen, die nie sterben.
    »Unser Streitfall ist in den letzten Monaten leider wenig vorangekommen«, begann der Anwalt. »Es ist nun an der Zeit, Klarheit …«
    »Streitfall?«, unterbrach ihn Forster. »Ich dachte, es handelt sich um ein Abkommen, um eine gütliche Übereinkunft auch zu Gunsten der K-Investment.«
    »Selbstverständlich.« Die Fliege brummte lauter. »Verzeihen Sie. Sie haben zugesichert, bis Ende des Jahres die vereinbarte Summe zu zahlen, und darüber hinaus die Möglichkeit einer zukünftigen Zusammenarbeit in Aussicht gestellt.«
    »Die nötigen Kontakte für das Geschäft habe ich.« Forster beschloss, aufrichtig zu sein. »Im Augenblick fehlt mir jedoch das Geld.«
    Rechtsanwalt Berti fuhr zusammen, als habe man ihm ins Gesicht gespuckt.
    »Im Augenblick fehlt Ihnen … im Augenblick fehlt Ihnen das Geld?«
    »Ich hab nicht gesagt, dass sich das nicht noch regeln wird. Sehen Sie, Herr Advokat, ich warte den Ausgang eines wichtigen Geschäftes ab. Bis Weihnachten werde ich Ihnen sagen können, ob alles geklappt hat.«
    »Und wenn nicht?«
    »Es wird klappen, problemlos. Es handelt sich nur noch um eine Formalität.«
    »Das hoffe ich, Signor Forster.«
    Forster merkte, dass er schwitzte. Zum Teufel mit der »Formalität«.
    »Ein Millionengeschäft, eine große Sache … und ich werde den gesamten Ertrag der K-Investment zukommen lassen.«
    »Das freut mich. Sagten Sie, das Geschäft ist bis Weihnachten abgeschlossen?«
    »Innerhalb der nächsten Tage.«
    »Dennoch …«
    Berti sprach den Satz nicht zu Ende, sondern täuschte einen Hustenanfall vor. Jetzt würde er sein wahres Gesicht zeigen.
    »Bitte?«, warf Forster ein, ohne seine Nervosität verbergen zu können.
    »Nichts, nichts. Dennoch ist es, wie gesagt, unerlässlich, diesmal konkrete Schritte einzuleiten. Je länger wir warten, desto mehr Geld verlieren wir, verstehen Sie? Und einige Investoren sind diesbezüglich recht empfindlich …«
    Forster steckte die Drohung ein.
    »Seien Sie unbesorgt, Herr Advokat. Zu Weihnachten können wir gemeinsam den guten Ausgang unseres … Streitfalls feiern.«
    »Das hoffe ich.« Berti erhob sich. »Ich weiß, dass Sie ein wenig Pech hatten.«
    »Pech?« Forster runzelte die Stirn. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Mir ist da etwas von Steuerhinterziehung zu Ohren gekommen …«
    »Ein Fehler, und außerdem, was tut das zur Sache?«
    »Das stimmt«, der Anwalt nickte. »Zugegebenermaßen ist Steuerhinterziehung in der Schweiz keine Straftat. Sie könnten mit einem Bußgeld davonkommen, aber wenn es um wiederholte Steuerumgehung und -hinterziehung im Namen Ihrer Kunden geht …«
    »Es reicht!« Forster erhob sich ebenfalls. »Sie werden Ihr Geld bekommen, in Ordnung?«
    »Ich meine es nur gut mit Ihnen.« Berti erlaubte sich ein Lächeln. »Einstweilen meine besten Wünsche.«
    Das vorgetäuschte Telefonat war gar nicht nötig gewesen.
    Die Fliege verschwand, während sich Forster von dem Treffen erholte. Rechtsanwalt Berti hatte ihn im Griff. Das ließ sich nicht verbergen. Sogar seine Steuerprobleme hatte er ausgespielt. Forster wagte nicht daran zu denken, wie er ihn zermalmen würde, wenn es ihm nicht gelänge, seine Schulden und entsprechenden Zinsen zu zahlen.
    Zum Glück kam Jonathan ins Arbeitszimmer und lenkte ihn von seinen Sorgen ab.
    Er war neben Elton sein zweiter Vertrauensmann. Mit seinem schütteren Nackenhaar und dem sanften Blick wirkte er wie ein Kellner. Aber er war fähig, ohne mit der Wimper zu zucken einen anderen Menschen blutig zu schlagen. Kaum war er eingetreten, sagte Jonathan:
    »Wenn nichts mehr anliegt, werde ich jetzt gehen.«
    Er stand abwartend vor dem Schreibtisch.
    »Denk dran«, sagte Forster, »der Zeitplan ist wichtig. Ihr müsst lange im Voraus in Bellinzona

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