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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Bess an, sie schien nichts vernommen zu haben. Es musste meine Nervosität sein.
    Die Zeit kroch dahin; ich blickte zu dem Fenster hinauf, das mir am nächsten war. Ich konnte nur das Gesicht einer schönen jungen Frau mit blondem Haar erkennen. Die Jungfrau Maria. Ich war sicher. Doch diese Frau hielt den Kopf auf eine stolze, eitle Art. Sie sah aus wie jemand, dessen Porträt ich bewundert hatte. Eine junge Plantagenet-Königin, die den Künstler inspiriert hatte.
    Wieder vernahm ich das Geräusch. Diesmal reagierte Bess. Sie fasste mich fest ums Handgelenk. Ihre Nägel gruben sich in mein Fleisch, aber ich ertrug es, ohne zu zucken.
    »Susanna? Bess?«, rief Tom mit Flüsterstimme irgendwo hinter uns, vor der Kapelle.
    Ich schloss die Augen.
    »Ihr seid doch da drinnen, gebt’s zu.«
    Bess erstarrte.
    »Tut mir leid, dass ich euch Angst gemacht hab«, sagte Tom in versöhnlichem Ton. »Das war falsch. Ich hab den Kopf verloren. Kommt jetzt raus, und alles ist erledigt.«
    Bess ließ mich los, sie schien aufstehen zu wollen. Ich riss die Augen auf.
    »Nein, Bess!«, flüsterte ich beinahe lautlos.
    Ich fühlte etwas Kaltes an meiner Hand. Es war ihr Schlüsselbund.
    Sie drückte ihren Mund an mein Ohr. »Miss, ich geh jetzt raus und lenke ihn ab. Ich sag, Ihr wärt mir vorausgelaufen, aber ich hätte noch beten wollen. Er wird mich in die Gesindestube zurückbringen und unterwegs nach Euch Ausschau halten. Nie im Leben erwartet er, dass Ihr jetzt zum Beauchamp lauft. Das ist die entgegengesetzte Richtung.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Ohne dich finde ich nicht zu meiner Zelle zurück.«
    »Doch, Ihr findet den Weg. Aber geht durch den Tunnel, von draußen kommt Ihr nachts nicht in den Beauchamp rein.« Sie drückte mir die Schlüssel fest in die Hand. »Legt die in Eurer Zelle unters Bett. Mir wird schon was einfallen, um morgen vorbeizukommen.«
    Ehe ich weiter widersprechen konnte, sprang Bess auf und lief schnell nach hinten zur Kapellentür.
    »Hast du dich wieder gefangen, Tom?«, fragte sie scharf. »Entweder du führst dich auf wie ein anständiger Christenmensch, oder ich komm nicht raus.«
    »Wo ist Susanna?« Seine Stimme war nicht mehr so einschmeichelnd wie zuvor.
    »Ich wollte hier noch beten, weil ich so außer mir war. Aber siewollte nur in ihr Bett in der Gesindestube. Sie hält nicht viel vom Beten.«
    »Ach was?«
    Meine Hand mit dem Schlüsselbund zitterte. Er glaubte Bess nicht. Gleich würde alles vorbei sein.
    Aus der Ferne erklang plötzlich eine zweite Männerstimme. »Wer ist da? Gebt Euch zu erkennen!«
    »Tom Sharard, Sir. Ich begleite Bess vom Nachtdienst zurück.«
    Ich hörte Bess’ schnelle Schritte, als sie aus der Kapelle eilte. Sie entfernten sich zusammen mit denen von Tom. Männerstimmen waren zu hören, dann Bess’ Stimme, was gesprochen wurde, konnte ich nicht ausmachen. Aber die Stimmen klangen weder erregt noch zornig; irgendwie hatte Bess die Lage gemeistert. Die Stimmen wurden leiser, als das Trio sich entfernte, und nach einer kleinen Weile hörte ich gar nichts mehr.
    Als ich aufstehen wollte, gaben meine Knie nach, und ich fiel zitternd vor Angst auf die Kirchenbank. Wie sollte ich zum Beauchamp zurückfinden, wenn ich nicht einmal stehen konnte? Ich dachte daran, die ganze Nacht im White Tower zu bleiben und es in der Morgendämmerung zu riskieren. Aber meine Zelle im Beauchamp Tower wurde stets kurz nach Sonnenaufgang kontrolliert, wenn der erste Wärter die Runde machte. Niemals würde es mir gelingen, bei Tageslicht als Susanna an all den Wärtern vorbei rechtzeitig meine Zelle zu erreichen.
    Ich musste jetzt losgehen   – bei Nacht. Und ich musste es allein wagen.
    Ich nahm den Weg zurück durch die Gewölbe, von denen eins ins andere führte   – das war nicht schwer. Als ich die große Halle erreichte, lief ich hinüber zur anderen Seite. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich konnte die steinernen Mauern und den Wehrgang erkennen. Und es war überraschend einfach, die Holztür zum unterirdischen Gang zu finden. Zehn Schlüssel hingen an Bess’ Bund; der zweite passte.
    Der modrige Geruch, den ich schon kannte, schlug über mir zusammen. Unten, am Fuß der Treppe, war alles schwarz, und ich hatte keine Kerze.
    Zitternd trat ich vor, schloss die Tür hinter mir und tastete mich, die Hand immer an der Mauer, die Stufen hinunter. Mein Fuß berührte den Boden des Tunnels, aber es war zu beängstigend. Ich rannte stolpernd wieder nach

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