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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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»Ich habe mich mit der Schere gestochen. Aber die Wunde ist nicht tief.«
    Bruder Edmund lächelte. »Dann war meine Schwester nicht die Einzige, die das Gerede über das Schicksal der Klöster beunruhigt hat?«
    »Es war nicht das Gerede, das mich beunruhigt hat.«
    Er sah mich forschend an. »Etwas anderes vielleicht?«
    Ich sagte nichts. Er schien fürsorglich, aber wie bei Bruder Richard meinte ich, Hintergedanken in der Frage zu spüren.
    »Kommt, lasst mich die Wunde säubern, Schwester Joanna. Ich habe schon erlebt, dass sich aus einem winzigen Nadelstich, der nicht versorgt wurde, schlimme schwärende Krankheiten entwickelten.«
    Er drehte meine Hand um und sah sich die Verletzung genauer an, dann wischte er mit einem feuchten Tuch das Blut weg. Seine großen, knochigen Hände waren erstaunlich zart und geschickt.
    »Schwester Joanna!«
    Ich sprang von Bruder Edmund weg und sah mich Schwester Eleanor gegenüber, der neuen Aufseherin des Klosters. Obwohl sie erst dreißig Jahre alt war, hatte die neue Priorin ihr dieses wichtige Amt zugeteilt. Es hatte vielleicht etwas damit zu tun, dass sie die Nichte der verstorbenen Priorin Elizabeth war. Die hatte sie geliebt, aber wegen des brennenden Eifers, mit dem sie Gott diente, immer wieder sanft ermahnt, weil sie um ihre Gesundheit fürchtete. Schwester Eleanor legte mehr Fastentage ein als alle anderen, verweigerte den Schlaf, um ihre Gebete zur Jungfrau Maria zu verdoppeln, und peitschte sich den Rücken mit Riemen. Ich fragte mich, ob jetzt die Priorin Joan Schwester Eleanor zur Zurückhaltung ermahnte   – oder ob sie das Gegenteil tat.
    »Was tut Ihr hier, Schwester?«, fragte sie scharf mit blitzenden Augen. »Ihr solltet in der Weberei sein.«
    Bruder Edmund trat vor. »Schwester Joanna hat sich beim Weben verletzt.«
    Schwester Eleanors schmales Gesicht verdunkelte sich noch mehr, als sie Schwester Winifred sah, die auf dem Fußende ihres Strohlagers saß.
    »Und was ist mit ihr?«, fragte sie. »Wieder ein Anfall?«
    Bruder Edmund nickte.
    »Schwester Winifred, seid Ihr wohl genug, um allein in die Webereizurückzukehren?«, fragte Schwester Eleanor in einem Ton, der Zustimmung geraten sein ließ.
    Die Novizin nickte.
    »Gut. Denn ich bin hier, um Bruder Edmund mitzunehmen, und wollte dann auch gleich Schwester Joanna holen. Die Priorin erwartet beide unverzüglich. Folgt mir.«
    Bruder Edmund und ich sahen uns verwundert an, ehe wir der Aufseherin folgten. Ich konnte mir nicht vorstellen, was die Priorin von uns wollte. Vielleicht, dachte ich, hatte es etwas mit meinem Zusammentreffen mit Bruder Richard in der Bibliothek zu tun. Aber ganz gleich, warum sie uns zu sich rief   – ich würde endlich in den letzten Raum des Klosters vordringen, in dem ich noch nicht gesucht hatte.
    Gregory, der neue Pförtner, sperrte uns die Tür von der Klausur zum Vorderhaus auf. Jacob war, wie von der neuen Priorin angekündigt, schleunigst entlassen worden und lebte jetzt in einem kleinen Haus im Ort. Gregory, nicht einmal halb so alt wie er, war ein großer Mann mit gepflegtem Bart. Er nickte Schwester Eleanor respektvoll zu, den Bruder und mich ignorierte er.
    Das Gemach der Priorin lag am Ostende des vorderen Korridors. Schwester Eleanor gebot uns, im Vorzimmer auf einer Bank zu warten, ehe sie davoneilte, um ihre Inspektion zu beenden.
    Von der anderen Seite der Tür waren Stimmen zu hören, anfangs nur leise und undeutlich. Aber bald wurden sie lauter, und ich konnte die eines Mannes und einer Frau unterscheiden. Als sie noch stärker anschwollen, hörte ich, dass es die Priorin und Bruder Richard waren, die sich da drinnen eine heftige Auseinandersetzung lieferten.
    »Wie kommt Ihr auf den Gedanken, Ihr könntet Cromwell trauen?«, rief Bruder Richard aufgebracht. »Weil er Eure Bestechung angenommen hat? Glaubt Ihr, das wird Euer Kloster retten? Er ist einer, der die Bestechung lächelnd einstecken und das Kloster dennoch auflösen wird. Ihr werdet es noch bereuen, Euch mit ihm eingelassen zu haben!«
    »Und Ihr glaubt, Gardiner wird uns retten?«, schrie die Priorin. »Dann seid Ihr der größere Narr. Bei Cromwell weiß jeder, woran er ist. Er macht kein Geheimnis daraus, welche Politik er verfolgt. AberWinchester, dieser Fuchs, hat noch immer jeden verraten, der sich auf ihn verlassen hat.«
    Bruder Edmund sprang zur Tür und hämmerte dagegen.
    Sie wurde von einem wütenden Bruder Richard aufgerissen. Er starrte Bruder Edmund an, und ich hatte den

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