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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Gewinde!«
    »Geben Sie her!« Nicht sonderlich zartfühlend nahm er ihr den vermeintlichen Golfball aus der Hand. »Ich weiß, was das ist«, murmelte er. Er konnte spüren, wie seinem Gesicht jede Farbe entwich. »Das ist der Griff von Helmbrechts Krückstock.«
XXXIV
    »Da muss irgendein Schreiben sein!«, beharrte Amadeo. »Sie müssen das doch kommentieren.«
    »Tun sie aber nicht.« Rebecca drehte das offene Paket um und klopfte auf die Unterseite. »Leer.«
    Amadeo legte die elfenbeinerne Kugel auf dem Schreibtisch ab, nahm den Karton entgegen und tastete den Boden sorgfältig ab. »Das begreife ich nicht«, murmelte er. »Was soll das?«
    Rebecca betrachtete den Restaurator nachdenklich. »Hat es mit diesem Knauf vielleicht eine besondere Bewandtnis? Hat er jemals davon erzählt?«
    Amadeo schüttelte den Kopf. »Früher brauchte er den Stock gar nicht. Erst als er in Rom ankam... gestern.« War das wirklich erst gestern gewesen?
    »Na, dann ist die Sache ja klar«, sagte sie und strich sich mit den Fingern durchs Haar. Bei jeder anderen Frau hätte das affektiert gewirkt, doch nicht bei ihr.
    »Natürlich«, erwiderte er ätzend. »Warum bin ich nicht selbst drauf gekommen?«
    Sie sprach ganz ruhig. »Das ist ein Zeichen, Amadeo. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ihrem Professor geht es gut.«
    »Ach, ja?« Zur Abwechslung warf nun er ihr einen funkelnden Blick zu. »Ist Ihnen klar, dass er ohne diesen Stock kaum ein paar Schritte gehen kann?«
    »Das ist es«, bestätigte sie. »Genau deshalb ist es auch ein Zeichen. Sie zeigen Ihnen, dass sie den Professor haben, und schicken Ihnen einen Beweis. Es ist ein sehr rücksichtsvoller Beweis, wenn ich das erwähnen darf. Stellen Sie sich vor, sie hätten Ihnen ein Ohr geschickt.«
    Amadeo japste.
    »Sehen Sie?«, nickte Rebecca. »Dann müssten wir uns Sorgen machen. Das wäre ein Zeichen dafür, dass Professor Helmbrecht in Gefahr ist. Oder sie hätten seine Brille nehmen können. Aber auch das haben sie nicht, und ich denke, es ist klar, warum sie das nicht getan haben?«
    »Ach, tatsächlich?«, fragte er verwirrt.
    »Sie gehen davon aus, dass er die Brille noch brauchen wird«, sagte Rebecca. Wieder strich sie sich eine widerspenstige Strähne roten Haares zurück.
    Sie hatte überraschend kräftige Hände, fiel ihm auf. Gepflegt und mit langen, schmalen Fingern, allerdings waren es nicht die Hände einer Frau, die den ganzen Tag nichts anderes tut, als sich die Nägel zu lackieren. Nun denn, die Museumspädagogik war ein weites Feld. Das ging von der Wiederbelebung historischer Backrezepte bis zu Feldversuchen mit dem altenglischen Langbogen. Rebeccas Nägel waren jedenfalls kurz geschnitten — und tatsächlich lackiert. Schwarz lackiert. Sie würden weder beim Brotbacken stören noch beim Bogenschießen. Und auch nicht beim Bombenbasteln, fügte eine warnende Stimme in seinem Hinterkopf an.
    »Hören Sie mir zu?«
    Ertappt fuhr er zusammen. Diesen grünen Augen entging absolut nichts.
    »Er wird die Brille brauchen, wenn er sich mit dem nächsten Manuskript auseinandersetzt«, erklärte sie.
    »Mit dem nächsten Manuskript?« Amadeo sah zu den Papyri auf Rebeccas Schreibtisch. »Warum sollten sie...« Er schüttelte verständnislos den Kopf. »Ist Ihnen nicht klar, was dieser Text für den Vatikan bedeutet? Er könnte die ganze Kirche vernichten! Niccolosi und dieser Junge sind deswegen gestorben! Dass wir noch mehr von diesen Texten finden und entschlüsseln, dass noch deutlicher wird, was Johannes zu offenbaren hatte, ist das Letzte, was sie sich wünschen können.«
    Sie stimmte ihm zu. »Davon sollte man ausgehen, dennoch ist es offenbar genau das, was sie von uns erwarten. «
    »Aber das ist...« Er presste die Fingerspitzen gegen die Schläfen. Irgendwie musste er seinen Verstand zwingen, Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Abrupt hielt er inne. »Von uns?«
    »Von Ihnen und dem Professor«, erklärte sie. »Und von mir. Ich denke nicht, dass sie mit mir rechnen, aber das sollten sie von nun an.«
    »Warum?«
    »Müssen Sie nicht wissen«, sagte sie knapp.
    »Ich will es aber wissen!«, widersprach er. »Ich habe jetzt gewaltig vorgelegt, und damit sind Sie dran! Wer sind Sie, Rebecca?«
    Sie betrachtete ihn einen Augenblick. »Ihre beste Chance, Amadeo«, sagte sie mit ernster Stimme. »Vielleicht sogar Ihre einzige Chance, die nächsten Tage mit heiler Haut zu überstehen. Es tut mir leid, aber das muss genug sein.« Sie sah, wie er den Mund

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