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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Fuß langsam vom Gas. Als der Toyota in die Landstraße in Richtung Chalons einbog, entdeckte Amadeo Schatten unter ihren Augen. Sie hatte mehr als fünf Stunden am Steuer gesessen. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie auch nur an einem WC gehalten hatte.
    Schon in der Einfallstraße nach Chalons fiel gelbes Licht aus den Fenstern eines Cafés.
    »Chez Attila«, las Rebecca. »Da hätt ich jetzt eher Balkanküche erwartet.«
    Amadeo reckte sich. »Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern hat nur ein paar Kilometer von hier...« Das Gähnen kam so unvermittelt, dass er den Satz nicht zu Ende sprechen konnte.
    »Ach, die Sache mit den Römern und den Hunnen?«, fragte sie. »Dieses große Gemetzel?«
    Er bekam seinen Kiefer wieder unter Kontrolle. »Man ist sich heute nicht mehr ganz sicher«, sagte er, als sie ausstiegen. Es war ein kalter Morgen, und er schlug die Arme um den Körper. Irgendwo würde er sich eine vernünftige Jacke besorgen müssen. Sein neues Sakko bot schon keinen schönen Anblick mehr. »Man ist sich nicht ganz sicher, ob das Gemetzel wirklich so groß war. Außerdem ist mittlerweile umstritten, ob es denn nun eigentlich ein Sieg war für die Römer. Aber damals hat das Imperium zum letzten Mal gerettet, was von der Zivilisation noch übrig war in Europa. Alles schon unter christlichem Vorzeichen.«
    Rebecca hatte bereits die Tür des Bistros geöffnet. Er wusste nicht, ob sie ihm überhaupt zugehört hatte. Letztendlich, dachte er, Petrus hin, Paulus her, wäre wirklich nicht viel übrig geblieben ohne die Kirche.
    Sie suchten sich einen kleinen Stehtisch direkt am Fenster aus, bestellten sich zwei cafés au lait , dazu Croissants und Marmelade. Die übrigen Gäste waren wohl Einheimische auf dem Weg zur Arbeit. Niemand schenkte Rebecca und ihm besondere Aufmerksamkeit, als sie sich auf Deutsch unterhielten. Erstaunlich genug; sie mussten ein seltsames Paar abgeben, die rothaarige Schönheit in Cargohosen und Dockers und der seltsame Mann in dem völlig zerknitterten Sakko und mit einem Haarschopf, der allen Versuchen widerstanden hatte, ihn im Schminkspiegel des Toyota irgendwie herzurichten.
    Amadeo genoss seinen café — es war der erste seit Fiumicino. Als ihm Rebecca gestern Abend einen Tee angeboten hatte, hatte er nicht gewagt, um caffè zu bitten. Caffè bei einem Teetrinker war keine gute Idee.
    Die junge Frau blickte auf die Uhr, es war jetzt sechs Uhr durch. Sie zückte ihr Handy und wählte.
    »Wen rufen Sie an?«, fragte er.
    Sie hob abwehrend die Hand, brachte den Apparat ans Ohr und begann im nächsten Augenblick zu sprechen. »¡Hola!« Eine Pause. »Pardon...« Wer auch immer am anderen Ende der Leitung war, sie musste ihn geweckt haben. »Sí. Nosotros somos en Champagne. En Chalons. Sí.«
    Das war Spanisch, und Amadeo verstand nicht mehr als hin und wieder einen Brocken. Die Sprache war dem Italienischen ähnlich, aber so schnell, wie sie sprach — und so viel —, hatte er keine Chance, den Faden zu finden. Ein oder zwei Mal hörte er seinen Namen, einmal auch etwas, das wie »Helmbrecht« klang. Irgendwie seltsam inmitten der raschen Worte.
    » Vale. Adiós.« Sie klappte das Handy zusammen.
    »Wer war das?«, fragte er.
    »Jemand, den ich kenne. Man wird uns in Oxford erwarten«, erwiderte sie. »Ich erfahre noch, wer und wo.« Sie gähnte, und diesmal hielt sie die Hand vor den Mund. »Gut, dass Sie das Steuer nehmen.«
    Zwanzig Minuten später saßen sie wieder im Wagen. Das Getriebe knirschte protestierend, als Amadeo den Gang einlegte, dann waren sie auf der Straße.
    Als sich hundert Meter hinter ihnen ein dunkler Peugeot aus einer Parkbucht löste, blickte Amadeo unauffällig in den Rückspiegel. Der Wagen hielt Abstand, aber er blieb hinter ihnen, auch als Amadeo links abbog in Richtung Autobahn. Dann setzte sich ein roter Citroen dazwischen.
    Als sie in Richtung Reims/Calais auffuhren, war der Citroen noch da, der Peugeot dagegen war verschwunden.
    Amadeo sah lange in den Rückspiegel. Nein. Er musste sich getäuscht haben.
XXXVII
    Tunnel kamen irgendwo zwischen Aufzügen und Flugzeugen, und der Eurotunnel war ganz besonders widerlich. Solange Amadeo am Steuer saß, hatte er selbst in Tunneln das Gefühl, zumindest eine gewisse Kontrolle zu haben, was mit ihm passierte. Das hier war anders. Er saß am Steuer, das war gut, nur blickte er durch die Windschutzscheibe auf das Heck eines alten VW Passat, der wie Rebeccas Toyota im Innern eines Zugsegments von

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