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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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seinen Zügen lag, und auch die zärtliche Liebe, mit der er Jesus betrachtete. »Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.«
    Und Jesus sprach: » Und darum, Simon, Sohn des Jona, habe ich dich Kephas genannt und Petrus, denn beides heißt: der Fels.«
    Denn Petrus war voller Ungeduld und doch unwandelbar in seiner Treue, wie er sie begriff. Jesus aber sprach viel von ihm in jener Nacht, als ich an seiner Schulter ruhte. Zudem sprach er von der Angst, die ihn heimsuchte, jede Nacht, wenn er Zwiesprache hielt mit seinem Vater. »Sie sinnen, mich zu verderben«, sprach er zu mir. » Und so muss es kommen, denn der Sohn Gottes muss erhöht werden, damit das Wort erfüllt ist.«
    Da aber an jenem Abend Nikodemus bei uns gewesen war, ein Angehöriger des Hohen Rates, und ihm Fragen gestellt hatte, glaubte ich, seine Rede ginge von den Pharisäern. Doch seine Rede ging nicht von den Pharisäern .
    »Sondern von wem?« Die grünen Augen verengten sich.
    »Keine Ahnung«, sagte Amadeo. »Da ist es wieder zu Ende.« Er zögerte einen Augenblick. »Petrus kann er ja schlecht gemeint haben.«
    »Nein«, murmelte sie. Sie zwinkerte, und das ließ sie mehr denn je aussehen wie eine Katze. »Und jetzt?«
    »Vitriol«, sagte er achselzuckend.
    Sie nickte, und er sah ihre Anspannung. Er war selbst gespannt, doch er nahm sich vor: Komme, was da wolle, er würde sich nicht noch einmal unter Druck setzen lassen von diesen schimmernden, geheimnisvollen Augen. Es gab keinen Grund zu hetzen. Keinen! Ausgenommen vielleicht sein fast unmerkliches Zittern, als er ihren Blick auf sich spürte. Rasch nahm er das Reagenzglas zur Hand und wählte einen feinen Haarpinsel aus.
    Vorsichtig trug er am Rand des untersten Fragments einen dünnen Film der Flüssigkeit auf. Bisher hatte sich die lateinische Zeile immer an dieser Stelle befunden, daher war es nicht notwendig, das uralte Manuskript über Gebühr in Mitleidenschaft zu ziehen. Vor allem, da dies das einzige Stück des Textes war, das er im Original besaß. Die anderen hatten sie .
    Der Pinsel fiel ihm aus der Hand.
    Er starrte auf das Paket.
    Auf einmal hatte er begriffen.
    »Das kommt von ihnen« , flüsterte er. Er hatte Rebecca genau im Auge gehabt, als er seine Geschichte erzählt hatte. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als die Rede auf die Männer in den dunklen Anzügen gekommen war.
    »Das Paket?« Rebecca nahm es auf und betrachtete es von allen Seiten. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Die Fragmente!« Seine Stimme klang unangenehm schrill. »Sie haben die Fragmente, und wir haben die lateinischen Texte darauf sichtbar gemacht. Sie wissen, dass sie einen Vergil suchen müssen.«
    Nachdenklich drehte sie das Paket hin und her. »Offensichtlich — wenn sie heute Mittag schon neben Ihnen an der Auskunftstheke standen.«
    »Schütteln Sie es nicht so heftig«, bat Amadeo. »Wenn es eine Bombe ist...«
    »Das ist keine Bombe«, sagte Rebecca mit absoluter Gewissheit. »Jedenfalls nicht das, was man landläufig als Bombe bezeichnen würde. Dafür ist es viel zu leicht.«
    »Es könnte Plastiksprengstoff sein«, wandte er ein.
    »Auch Plastiksprengstoff braucht einen Zünder.« Sie fuhr fort, das Paket von allen Seiten zu untersuchen. »Es könnte natürlich Anthrax sein oder etwas in der Art.«
    »Milzbrand?« Amadeo keuchte.
    »Oder Lassa-Fieber, Ebola... es gibt da wirklich widerliche Sachen.«
    »Sie sind ganz sicher Museumspädagogin?«, fragte er vorsichtig.
    Sie betrachtete ihn unverwandt. »Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, Amadeo. Mehr müssen Sie nicht wissen.«
    »Sie wollen sagen, Sie sind nur meinetwegen hier?«
    Rebecca schüttelte ihre Mähne. »Mehr dürfen Sie nicht wissen. Das Paket ist in Ordnung. Hätten die Sie erledigen wollen, so hatten sie mehr als eine Gelegenheit dazu. Geben Sie mir bitte mal eins von Ihren Bastelmessern.«
    Amadeo reichte ihr das Restauratorenwerkzeug. »Seien Sie wenigstens vorsichtig damit.«
    Geschickt zerschnitt sie an der Oberseite des Pakets die Plastikfolie und legte die Kartonverpackung frei. »Möchten Sie?«
    Amadeo schüttelte den Kopf.
    Rebecca öffnete das Paket und sah hinein. »Was ist das?« Sie hob einen runden Gegenstand heraus, etwa so groß wie ein Golfball und auch von ungefähr derselben Farbe. »Das ist«, sie hielt ihn ins Licht. »Elfenbein. Und hier unten... Schauen Sie mal, Amadeo: Das ist doch ein

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