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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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zurückkehrte.
    »Können Sie schießen?«, fragte sie.
    Amadeo starrte auf die Kleinkaliberpistole in ihrer Hand. »Ich...«, er stotterte, »ich habe den Jagdschein gemacht. Zu Hause, vor fünfzehn Jahren.«
    »Dann ist die hier besser.« Sie reichte ihm eine recht klobige Waffe. »Eine .44 Magnum Desert Eagle. Damit kriegen Sie sogar einen Elefanten zum Stehen.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Wenn Sie gut treffen jedenfalls.«
    Er nahm die Pistole entgegen und starrte sie an. Rebecca schnallte sich bereits ein Schulterholster um und verstaute dort die Waffe, die sie ihm als Erstes angeboten hatte. Dann reichte sie ihm ebenfalls eines.
    »Verdammt, wer... was sind Sie?«, stammelte er.
    »Jemand, der mit den Dingern hier umgehen kann«, sagte sie knapp und sah zu, wie er sich das Holster umschnallte. »Ziehen Sie mal das Sakko über.« Mit ungeschickten Bewegungen schlüpfte er in das zerknitterte Stück, und Rebecca musterte ihn kritisch. »Bloß nicht zumachen«, sagte sie.
    Sie schlugen sich noch kurz in die Büsche, um sich zu erleichtern, dann ging es weiter.
    »So viel dazu, dass sie uns nicht töten wollen«, sagte Amadeo nach einer Weile.
    »Das war anscheinend ein Irrtum«, murmelte Rebecca, »doch es ergibt keinen Sinn.«
    »Weil sie nicht früher zugeschlagen haben?«, fragte Amadeo. »Den Citroen haben Sie doch auch gesehen!«
    »Und den Golf Diesel, der uns hinter Sankt Gallen gefolgt ist.« Sie blickte in den Rückspiegel, jetzt war die Fahrbahn hinter ihnen leer. »Und den Peugeot in Chalons. In England war es ein Austin, glaube ich.«
    Amadeo hatte lediglich den Citroen und den Peugeot bemerkt, trotzdem nickte er. »Sie hätten uns längst erledigen können, ohne viel Aufsehen! Irgendwo nachts auf der Autobahn. Wahrscheinlich hätten sie es sogar noch hinbekommen, dass es wie ein Unfall aussieht. Warum erst in Oxford?«
    »Sie wollten nicht nur uns«, sagte Rebecca, »sondern auch Sheldon.«
    »Aber Sheldon wusste von nichts... hoffe ich doch.«
    »Er wusste tatsächlich von nichts«, bestätigte sie, »doch das konnten sie nicht ahnen.«
    »Warum lassen sie uns dann überhaupt erst die Information zukommen, wo der Augustinus liegt! Kein Mensch in Oxford hätte etwas erfahren ohne Helmbrechts Mail! Das ergibt keinen Sinn!«
    »Nein«, murmelte sie und war ganz auf das Fahren konzentriert. Noch sechs Meilen bis zur Autobahn. »Nein, das tut es nicht.«
XL
    Die M4 brachte sie relativ zügig in die westlichen Stadtviertel, dann wurde es schwierig. Der Berufsverkehr setzte ein, und die Straßen von London füllten sich, während sie mal rechts, mal links überholten und sich durch Hammersmith und Kensington voranschoben. Schließlich tauchte linker Hand der Hyde Park auf. So, wie Rebecca fuhr, war sich Amadeo mittlerweile sicher, dass sie auch in Rom gut zurechtkommen würde.
    Trotzdem war es halb fünf durch, als sie sich endlich von Covent Garden her dem Museum näherten. Während der Fahrt auf der M4 hatten Nirvana zwei Mal Nachrichten von Rebeccas Kontaktmann angekündigt. Als die junge Frau die zweite SMS gelesen hatte, hatte sie zufrieden gebrummt. »Sie kennen jemanden, der Simmons kennt«, hatte sie gemurmelt. »Den können sie zwar nicht erreichen, aber der Name sollte uns Türen öffnen — falls wir überhaupt bis zu Simmons kommen.«
    Sie fanden ein Parkhaus an der Drury Lane, deren Fortsetzung bereits die Museum Street bildete. Von dort waren es vielleicht fünfhundert Meter bis zum Haupteingang des Museums an der Russell Street.
    Amadeo musste an Berninis Arkaden auf dem Petersplatz in Rom denken, als er die Anlage sah. Eine breite Freitreppe führte empor zu einem gigantischen antiken Portikus, dessen Giebel auf mächtigen ionischen Säulen ruhte. Der Platz vor dem Eingang war belebt, hauptsächlich von Touristen. Rebecca schob sich rücksichtslos durch die Menge, was ihr das eine oder andere Zischen und unfreundliche Blicke einbrachte. Amadeo folgte ihr, so gut er konnte. Seine Schmerzen waren fort, beinahe jedenfalls, doch seit sie zu Fuß unterwegs waren, bekam er wieder schlecht Luft.
    Rebecca stürmte die Stufen empor, wobei ihr verletzter Arm sie nicht zu behindern schien. Den flexiblen Verband verbarg ein Lederblouson. Amadeo hatte an einer Autobahnraststätte eine Stoffjacke bekommen. Sie war hässlich, und auf der Brusttasche prangte eine Stickerei in walisischem Kauderwelsch, aber wenigstens sah sie nicht aus, als hätte er darin geschlafen.
    Sie passierten die Glastüren, vorbei

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