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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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haben gerade selbst gehört, was der heilige Paulus schrieb im Brief an die Römer. Sie werden sagen: Ist es an der Kirche, hier zu richten? Glauben Sie mir: Die Heilige Kirche macht es sich nicht leicht. Wir erkennen durchaus die Zeichen der Zeit, erkennen sehr wohl die Fortschritte der Wissenschaft. Wir erkennen auch, dass jene, die unter dieser Anomalie leiden, ihr eigenes Kreuz auf den Schultern tragen. Sie sind gerufen, ein keusches Leben zu führen.«
    »Leiden?«, stieß Amadeo hervor. »Das nennen Sie die Zeichen der Zeit erkennen? Steht in der Bibel nicht auch, einer trage des anderen Last? Steht in der Bibel nicht, in meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen? Steht in der Bibel nicht, dass man nicht töten soll? Kennen Sie Ihr eigenes Buch nicht?«
    »Wenn Sie Verantwortung tragen, junger Mann...« Bracciolini machte eine Handbewegung ins Ungefähre. Die Möglichkeit, Amadeo könne jemals in eine solche Verlegenheit kommen, war rein hypothetisch. »Dann bedeutet das eine Verpflichtung. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert , spricht der Herr. Und mein Kreuz ist es, als Staatssekretär seiner Heiligkeit Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht populär sind.«
    »Nicht populär?«, keuchte Amadeo. Er schüttelte den Kopf.
    Eine Regung trat auf die strengen Züge des Kirchenmanns. »Wenn ich mein Kreuz nicht aufnähme, Signor Fanelli, würde das bedeuten, das Wort Gottes aufzugeben, dessen sittliche Macht diese Welt zweitausend Jahre lang vor der Dunkelheit bewahrt hat. Es wäre sehr einfach, mein eigenes Gewissen zu beruhigen, indem ich meiner Verpflichtung untreu werde. Aber ich widerstehe dieser Anfechtung. Dieses Kreuz ist größer als Sie oder ich oder sonst jemand.«
    »Damit rechtfertigen Sie einen Mord?« Es war unwirklich, absolut unwirklich. Amadeo verspürte den Impuls, sich in die Hand zu kneifen. Das konnte er nicht gehört haben. Er leidet tatsächlich, dachte er, und seine Gänsehaut verstärkte sich.
    »Größer als Sie und wir?«, fragte Rebecca. »Oder einfach nur für Sie eine Nummer zu groß? Sonst wären wir jetzt nicht hier, richtig?«
    Amadeo starrte sie entsetzt an. Der Mann hatte sie in der Hand! War ihr das denn nicht klar? Auch wenn sie keinen von ihnen gesehen hatten: Amadeo hatte keinen Zweifel, dass es in der Klosteranlage von dunklen Anzügen nur so wimmelte.
    »Ich möchte mit Ihnen gemeinsam nach einer Lösung suchen.« Bracciolinis Stimme war ohne Erregung. »Ich möchte Sie bitten, mir die in Ihrem Besitz befindlichen Papyri auszuhändigen. «
    »Ach?«, fragte Rebecca ironisch. »Das ist alles? Danach lassen Sie uns gehen?«
    »Nein«, erwiderte der Kardinal ruhig. »Nicht bevor Ihre Aufgabe beendet ist.«
    »Welche Aufgabe?«, fragte Amadeo verwirrt.
    »Zu viele Menschen wissen inzwischen von diesen Papyri, zu viele Menschen wissen, dass es noch weitere gibt. Sie sind nicht dumm, Frau Steinmann.« Amadeo fiel auf, dass Bracciolini ihn in seinen Blick nicht einbezog. Reizendes Kompliment, dachte er. »Sie würden die Originale doch nicht im Handtäschchen mit sich herumtragen. Ich möchte die Originale — alle Originale, inklusive derjenigen, die Sie noch nicht gefunden haben.«
    »Sie wissen natürlich, dass es Aufnahmen gibt«, sagte Amadeo. Er war selbst überrascht, wie ruhig seine Stimme klang. »Es existieren Fotos.«
    Bracciolini winkte gelangweilt ab. »Jetzt stellen Sie sich wirklich dumm. Heute, in der Zeit der digitalen Fotografie? Eine abstruse Verschwörungstheorie mehr oder weniger. Wer würde eine so abenteuerliche Geschichte glauben ohne die Originale?«
    »Und was geschieht, wenn Sie die Originale haben?« Amadeo hatte das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu werden. Sie waren dort, in der Dunkelheit, hier im Raum oder nicht. Sie waren da. Es brauchte nicht mehr als eine von Bracciolinis knappen Gesten, und zwei, drei Atemzüge später... »Lassen Sie uns dann frei?«
    »Sie«, erwiderte der Kardinal, »und Ihren Mentor.« Er nahm einen Gegenstand von seinem Tisch und hielt ihn Amadeo entgegen.
    Helmbrechts Brille! Amadeo ergriff sie mit zitternden Händen.
    »Sobald«, Bracciolinis Stimme hätte einen Diamanten zerschneiden können, »Sie gemeinsam mit Professor Helmbrecht erledigt haben, was wir von Ihnen erwarten: Sie haben Fragmente einer alten Handschrift entdeckt, Fragmente, die Sie abfotografiert und an Gott und die Welt verschickt haben. Selbst wenn Sie, Signor Fanelli, der Spur der Offenbarung

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