Die letzte Praline
ihren Stellungen hervor und überschlugen sich in Lob über Adalberts braven Foxterrier. Es stellte sich heraus, dass Vanessa Hohenhausen ihn im Speisesaal gelassen hatte, wo ihm auf einem Porzellanteller etwas Wurst dargeboten worden war. Diese hatte ihm jedoch nicht gereicht – wie sich herausstellte, als der Professor den Raum betrat. Benno hatte den Schrank ausfindig gemacht, in dem die Butter aufbewahrt wurde, ihn aufgestupst und sie auf dem ganzen Boden sowie auf sich selbst gleichmäßig verteilt. Er glänzte nun wie eine Speckschwarte.
»Na, du kleiner Seeräuber. Hast du dich auch gut benommen?«
Benno bellte bestätigend, in seinen Augen hatte er sich tadellos verhalten. Die Butter dagegen nicht. Er bekam gleich das erste Stück Pansen zur Begrüßung, was aufgrund der Butter besonders schnell in seinen Magen flutschte.
Adalbert rief in Richtung Terrasse: »Fräulein Hohenhausen, der Hund war in Ihrer Obhut, rubbeln Sie ihn bitte ab. Er ist mir zu fettig. Das gehört sich nicht für einen von Saber.«
Halbwegs entfettet, enorm strubbelig, aber glücklich erhielt er ihn kurze Zeit später wieder und ließ sich von Pit zurück zu seinem Hotel bringen. Benno stellte sich als kein bisschen nachtragend heraus, es schien sogar, als habe er seinen Kurzaufenthalt im Hotel der Chocolatiers und die fürsorgliche Betreuung durch Vanessa Hohenhausen sehr genossen.
Es dauerte nicht lange, und sie bogen in die Wollestraat ein. Doch bevor Adalbert sich verabschiedete, unterrichtete er Pit noch über die nächsten Schritte. »Da Sie außer der Entfernung des Pommes-frites-Banners momentan nichts zu tun haben, schauen Sie sich doch einmal dieses Choco-Paradijs an. Eine Massage wird Ihnen sicher guttun, so gekrümmt, wie Sie immer in Ihrem Wagen sitzen. Und vielleicht wird dort auch ein Peeling angeboten, eine Maniküre würde Ihnen ebenfalls nicht schaden. Am besten lassen Sie sich komplett renovieren. Wünsche einen schönen Resttag!« Schnell stieg er mit Benno im Arm aus, bevor Pit etwas antworten konnte.
Die Außenlampe am Eingang des Hotels hatte etwas von einem Leuchtturm, der den Weg in den sicheren Hafen wies. Die Aussicht auf ein frisch bezogenes Bett mit fester Matratze und gestärkten Leinen, in dem er sich etwas ausruhen konnte, stimmte ihn fröhlich. Zuvor würde er sich an der Hotelbar noch einen perfekt zubereiteten Tee genehmigen. Er hatte dem Personal mittlerweile oft und mit angemessener Lautstärke erläutert, wie dies zu bewerkstelligen war. Fraglos würde er ein besseres Hotel verlassen, als er es betreten hatte. Generationen von Teetrinkern mussten ihm zu Dank verpflichtet sein.
So gestärkt und ausgeruht, würde der gemeinsame Abend mit Madame Baels folgen – welcher ihnen beiden sehr guttun würde. Sie würden die morgige Pressekonferenz besprechen, auf welcher er die Forderungen des Erpressers erfüllte. Hoffentlich konnten sie sich auf diese Weise etwas Zeit erkaufen, bis der Jaguarkrieger überführt werden konnte. Es musste schnell gehen, doch überhastetes Handeln nützte niemandem. Morgen fand zudem das Halbfinale der Weltmeisterschaft statt, alles würde noch eine Stufe größer und beeindruckender werden. The show must go on. Im wahrsten Sinne – damit niemand mehr starb. Ein Kandidat würde für Jana Elisa da Costa nachrücken müssen, er würde dies ebenfalls gleich mit Madame Baels besprechen, wenn er bei ihr tafelte. Wie auch den Ausschluss Franky van der Elsts.
Adalbert blieb vor dem Hoteleingang stehen und atmete tief durch. Er war nach Brügge gekommen, um sich mit Schokolade, mit Genuss, mit der Süße des Lebens zu beschäftigen, und nun ging es um die Bitterkeit des Todes.
Er würde diese Morde aufklären müssen, so schnell wie möglich. Ähnliches war ihm bereits zweimal geglückt – und er hatte es vollbracht, ohne selbst dabei getötet zu werden.
Auch diesmal würde es nicht anders sein.
Hoffentlich.
Aber nun erst einmal: Ruhe. Und Tee.
Es war an der Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Manchmal kam es ihm vor, als sei sein Kopf wie ein kleiner Bienenschwarm, in dem eine fleißige Biene bereits den Weg zum Nektar gefunden hatte, aber noch Zeit brauchte, bis sie den anderen vorgetanzt hatte, wo dieser zu finden war. Auch jetzt gerade tanzte eine Biene heftig in seinem Kopf, ja, sie tanzte sich fast den gestreiften Po wund, doch die anderen im Stock hatten es immer noch nicht verstanden.
Gleich würde sich dies ändern!
Er betrat die Lobby des »Relais Bourgondisch
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