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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Schützengräben.«
    »Was reden Sie jetzt schon wieder für dummes Zeug?«
    »Na, schauen Sie doch raus, Professore. Es könnte natürlich auch ein völlig schiefgelaufener Kindergeburtstag sein. Oder eine Mischung aus beidem.«
    Pit hatte recht.
    Das Hotel, in dem die Chocolatiers untergebracht waren, hatte eine Terrasse mit Holzbohlen, von der aus man wunderbar auf die weite Polderlandschaft blicken konnte, entfernt waren ein paar Schafe zu sehen, einige Kühe, Möwen zogen ihre Bahnen im scharfen Wind, die Wolken zogen wie Dampfloks über den Himmel, und der Wind drückte das Gras fast platt.
    Franky van der Elst hatte die Gartenstühle zu einem unordentlichen Haufen zusammengeworfen und hielt ein Stiefmütterchen samt Topf wurfbereit empor.
    Vanessa Hohenhausen stand hinter dem großen metallischen Gasgrill, der an den Dampfkessel einer Lokomotive erinnerte. In ihren Händen befanden sich Tomaten.
    Urs Egeli schaute aus dem Fenster des kunterbunten Kinderspielhauses hervor. Er hatte sich mit Schäufelchen und Eimerchen bewaffnet.
    Der Letzte in der Runde war Pierre Cloizel, der sich hinter einem umgekippten Tisch verschanzt hatte. In der Hand hielt er Kuvertüre, von der er nun einen großen Riegel abbrach und ausholte. »Dann schauen wir doch einmal in die Historie, ihr blasierten Angeber! Frankreich ist die Heimat der Pralinen! Denn wer erfand sie? Na? Der Koch von César de Choiseul, dem Grafen von Plessis-Praslin, einem Minister des Sonnenkönigs Ludwig XIV.!«
    »Aber wo war das?«, schaltete sich Vanessa Hohenhausen ein. »In Deutschland! Und von wo stammte der Koch ursprünglich? Ebenfalls aus Deutschland! Lass mich dein Geschichtswissen auffrischen: Ende des 17.   Jahrhunderts residierte in Regensburg der immerwährende Reichstag, auch dein ach so toller Sonnenkönig schickte einen Abgesandten hin – nämlich Plessis-Praslin. Die mühselige Kongressarbeit sollte den Teilnehmern mit einer besonderen Spezialität, dem ›Reichstagskonfekt‹ versüßt werden. Der Überlieferung nach sollen einige der überzuckerten Nüsse und Mandeln in flüssige Schokolade gefallen sein. Der Koch Clémont Jaluzot macht aus der Not eine Tugend und verkaufte den Unfall als spezielle Kreation. Zu Ehren des französischen Vertreters Plessis-Praslin bekam das Produkt den Namen Praline. Erstmals in Deutschland ausgesprochen!«
    Jetzt schaltete sich Franky van der Elst von seiner sicheren Position hinter den Gartenstühlen ein. »Das mit der Schokolade ist doch Legende, es handelte sich einfach um Mandeln in karamellisiertem Zucker – also gebrannte Mandeln. Das sind überhaupt keine Pralinen. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass eine Praline per Definition nicht nur mundgerecht sein, sondern auch einen Schokoladenanteil von mindestens fünfundzwanzig Prozent haben muss. Die Ehre dieser epochalen Erfindung gebührt natürlich einem Belgier. Es war Jean Neuhaus, der 1912 das Verfahren entwickelte, Metallförmchen mit flüssiger Schokolade auszugießen, sie zu füllen, zum Beispiel mit Trockenfrüchten, und sie mit einem Schokoladenplättchen zu verschließen. Und, ganz wichtig: Sie konnten nach dem Erkalten aus den Formen gestürzt werden. Er war es, der als Erster eine Mandel-Nuss-Masse mit Schokolade überzog und Praline nannte. Und später war er es auch, der die Ballotin erfand, ohne diese Verpackung hätten Pralinen überhaupt nicht stilgerecht transportiert werden können. Was sagt ihr nun? Na?!«
    Urs Egeli lachte laut. »Und wer war Jean Neuhaus? Der Nachfahre eines ausgewanderten Schweizers! Ha! Und noch etwas: Es war der Schweizer Daniel Peter, der 1875 die Milchschokolade erfand! Und wenn das immer noch nicht reicht: 1879 erfand der Schweizer Rudolph Lindt das Conchieren, welches die Schokoladenherstellung revolutionierte, wie ihr ja wohl alle wisst. Erst dadurch wurde sie so zartschmelzend und aromatisch. Und 1913 produzierte Lindt die erste gefüllte Schokolade der Welt. Spiel, Satz und Sieg: Schweiz. Die wahre Heimat von Schokolade und Praline!«
    »Entschuldigen Sie bitte, meine Herren, meine Dame«, mischte sich der Professor nun ein. »Ich störe ungern Ihre wissenschaftliche Diskussion, bin jedoch auf der Suche nach meinem Hund Benno von Saber. Er hat weder die Milchschokolade noch die Praline erfunden, aber liegt mir dennoch sehr am Herzen. Wenn er könnte, würde er die Pansenpraline für Hunde erfinden, mit Knochenstücken zum Abnagen.«
    Das schien die Stimmung zu lockern, die Kombattanten kamen hinter

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