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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dann goss sie den Champagner generös ein, reichte Adalbert ein Glas und griff nach dem zweiten. Zum Anstoßen rückte sie noch etwas näher, ihre Knie berührten seinen Oberschenkel.
    Es knisterte. Nicht nur im Kaminfeuer.
    »Sonst haben wir in Brügge ständig Stromausfälle. Jetzt könnte ich gut einen gebrauchen.« Phinchen lächelte.
    Die zwei tranken und setzten die Gläser ab.
    Ihre Lippen näherten sich im Schein des heißen Feuers.
    Da schrillte das Telefon in einer Mordslautstärke.
    Josephine-Charlotte Baels setzte verärgert ihr Glas ab. »Wer ruft denn jetzt noch an? Hoffentlich nicht noch ein Unglück. Ich vertrage wirklich keines mehr. Für einen Tag sind es mehr als genug.«
    Wütenden Schrittes stampfte sie in den Flur zum Apparat, ihr Pferdenegligé flatterte hinter ihr her.
    Kurze Zeit später war ihre Stimme laut zu hören. »Ja, der ist da, aber woher wissen Sie? … Das tut sehr wohl etwas zur Sache … Nein, können Sie nicht, er hat auch einmal Feierabend … Ja, das entscheide ich, rufen Sie nicht mehr hier an … Sie sind eine unverfrorene Person … Ich habe kein Schild an ihm gesehen, das zeigt, wem er gehört.« Sie legte auf.
    Nachdem Phinchen sich zurück auf das Sofa gesetzt hatte, trank sie das Glas in einem Schluck leer und schenkte sich sofort nach.
    »Eine gewisse Hildegard zu Trömmsen?«, fragte Adalbert und versuchte seine Stimme nicht nervös klingen zu lassen.
    »Impertinente Person. Stehen Sie sich nahe?«
    Er kippte den Champagner herunter und versuchte, eiligst das Thema zu wechseln. »Könnte ich auch noch einen Schluck haben?«
    Sie füllte beide Gläser bis zum Rand auf.
    »Verehrteste, ich habe beschlossen, von nun an Ihr Beschützer zu sein, deshalb werde ich gleich vor Ihrer Haustür Position beziehen, um die Nacht dort zu wachen. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ihnen etwas widerführe.«
    »Ach, papperlapp. Sie schlafen natürlich hier, Adalbert. Oben gibt es ein Gästezimmer mit Durchgang zu meinem Schlafgemach. Das ist genau richtig. Für Herrenbesuch habe ich außerdem immer einen Schlafanzug im Schrank.«
    »Wie klug von Ihnen.«
    »Die kluge Frau ist stets vorbereitet.« Sie lächelte. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Beim Jaguarkrieger«, antwortete Bietigheim und erwähnte den Bruderschaftskuss an diesem Abend mit keiner Silbe mehr. Denn das schlechte Gewissen hatte ihn gepackt. Und Hildegard zu Trömmsen, diese Frau, mit der ihn eine nahezu telepathische Beziehung verband, musste gespürt haben, dass ihre Beziehung in Gefahr war, und wie von Zauberhand die Nummer gewählt haben, weil sie sich endlich ihrer Liebe für ihn bewusst geworden war. Adalbert hatte ein schlechtes Gewissen. Beinahe hätten ihn die Wogen der Leidenschaft hinfortgetragen.
    Er versuchte sich wieder auf die drängenden Probleme zu konzentrieren und sprach den Ausschluss von Franky van der Elst an. Doch Phinchen war vehement dagegen, da dies nur noch mehr schlechte Presse bedeuten würde. Im Halbfinale könne man das viel eleganter lösen. Sie ließ keine Einwände gelten. Adalbert beschloss, ihr nicht noch mehr Kummer zu bereiten, und willigte schweren Herzens ein, obwohl er van der Elst, diesen Unmenschen, keine Sekunde länger ertragen wollte. Anschließend gingen sie nochmals die Details der Morde durch, bevor Adalbert sich wie ein formvollendeter Gentleman zur Nacht verabschiedete. Er versicherte seiner Gastgeberin, dass er wachsam nebenan liege, sie solle einfach rufen, falls sie ihn brauche.
    Phinchen lächelte daraufhin verschmitzt.
    Das Gästezimmer beherbergte ein breites Bett mit fester Matratze, das auch einer schweren Person genügend Halt bot. Viele Kerzen standen im Zimmer, die Decke war verspiegelt. Was für eine hübsche innenarchitektonische Idee! Nie zuvor hatte Bietigheim so etwas gesehen. Sie ermöglichte ihm, Benno von Saber im Auge zu behalten, ohne den Kopf heben zu müssen. Der treue Foxterrier hatte es sich am Fußende bequem gemacht.
    Kaum eine halbe Stunde später ertönte ein ohrenbetäubender Schrei aus dem Nebenzimmer. Adalbert griff eine Nachttischlampe, klemmte sich Benno unter den Arm, dann friemelte er flugs die Zwischentür auf und stürzte hinüber.
    Das Erste, was er sah, war die geöffnete Balkontür.
    Dann ein Stück Jaguarfellkostüm, das nach draußen verschwand. Phinchen hatte sich ängstlich die Bettdecke über den Kopf gezogen.
    Adalbert beschloss, dem Eindringling nicht zu folgen, sondern ließ Benno mit dem Kommando »Fass!« hinab,

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