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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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stellte die Lampe rasch ab, setzte sich zu seiner Gastgeberin auf die Bettkante und schloss sie in seine Arme.
    Benno ging gemächlich zum Balkon und drückte die Tür weiter auf.
    Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.
    So viel zum Thema Hilfe in der Not.
    »Ich spürte, dass jemand im Raum war«, brachte Madame Baels atemlos hervor, »und dann sah ich die Silhouette eines gut gebauten Mannes. Er stand sicher eine Minute regungslos am Ende meines Bettes. Ich fragte mich, was er als Nächstes machen würde. Dann trat er näher, das Mondlicht fiel auf ihn, und da erst erkannte ich, dass es der Jaguarkrieger war!«
    »Ach, Phinchen! Was hätte Ihnen alles passieren können! Wieso haben Sie denn dann nicht eher geschrien?«
    »Na, weil ich dachte, Sie wären es und würden zu mir ins Bett steigen.«
    »Aber wieso sollte ich das …«
    Doch in diesem Moment holte Adalberts Hirn seine Zunge ein, und er errötete leicht.
    Was Phinchens Augen glühen ließ.
    Die nächste Runde der Weltmeisterschaft fand spektakulär am Strand De Haans statt. Bietigheim traf zusammen mit Josephine-Charlotte Baels ein, die besonders beschwingt ihrem großen, cremefarbenen Citroën entstieg. Die Sonne meinte es gut, schickte wie eine fürsorgliche Mutter wärmende Strahlen en gros hinunter, um ihre Kinder mollig warm zu halten.
    Für die Arbeit der Chocolatiers meinte sie es ein wenig zu gut.
    Der Strand des Küstenortes war weiträumig abgesperrt, es herrschte Ebbe, und das Meer lauerte in der Ferne, neugierig beäugend, was in seinem Revier geschah. Acht weiße Pavillons waren in einem Abstand von jeweils zehn Metern errichtet worden, weit von der Wasserkante entfernt, so dass selbst bei scharfem Wind und stürmischer Flut niemand feuchte Füße bekam.
    Benno von Saber jagte sofort den Strand hinunter, um Möwen zu jagen, die ihrerseits Fische und Krebse jagten, welche wiederum irgendetwas noch Kleineres jagten. Es machte Benno hörbar Spaß, am Ende der Nahrungskette zu stehen.
    »Für wann ist die Pressekonferenz angesetzt?«, fragte Adalbert.
    Phinchen hakte sich bei ihm unter – wodurch es nun aussah, als würde sie ihn über den Strand schleifen. »Für jetzt, Adalbert. Genau jetzt.« Sie zeigte mit der freien Hand auf ein Zirkuszelt. »Dort findet heute Abend die Bekanntgabe der Finalisten statt – und in wenigen Augenblicken auch die Pressekonferenz. Ich werde ein paar einleitende Worte sprechen sowie einige Sätze zum Procedere, also, dass nur vier Kandidaten weiterkommen und die heutige Aufgabe darin besteht, einen Schokoladenkuchen mit Wein zu backen, bevor es dann in der letzten Runde … aber das wird heute natürlich noch nicht verraten! Das bleibt unser Geheimnis, oder, Adalbert?«
    »Aber sicher, Phinchen. Wie du wünschst!« Er schenkte ihr ein verschmitztes Lächeln.
    Das Zirkuszelt war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn die Morde hatten das Interesse der internationalen Presse enorm gesteigert. Längst war bekannt geworden, dass die Chocolatiers im »De Boerenpommel« untergebracht waren, weswegen Madame Baels einen Sicherheitsdienst engagiert hatte, der das Hotel abschottete. Den Teilnehmern war ein Redeverbot mit Außenstehenden auferlegt worden.
    Am Eingang des Zirkuszelts hatte Madame Baels einen Lakaien postiert, der eine große Glocke läutete, als sie nun mit Bietigheim eintrat. Die Menge teilte sich vor ihnen, hektisch nahmen alle ihre Plätze ein.
    Madame Baels trat ans Mikrofon und begrüßte voller Stil und Würde die Anwesenden, bevor sie nach einer kurzen Einführung das Wort an »den weltberühmten, charmanten und – gestatten Sie mir diese Bemerkung – überaus attraktiven Professor Dr.   Dr.   Adalbert Bietigheim, einen Kosmopoliten des Genusses, einen Hohepriester der Kulinarik« übergab.
    »Danke, Verehrteste«, übernahm der leicht errötete Bietigheim das Mikrofon. »Ist sie nicht wundervoll? Einfach großartig? Ja, das ist sie! Einen Applaus für Madame Baels!« Er klatschte an, und das Publikum stieg mit ein. »Was für ein Glück Belgien mit ihr hat, ach, was rede ich: die Welt!«
    Mittlerweile war die Röte auch allen anderen Anwesenden ins Gesicht gestiegen.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Belgier, wir haben eine sehr wichtige Mitteilung zu machen – aber erst etwas zum Thema Kakao. Sie alle schreiben über diese Weltmeisterschaft, berichten von ihr, tragen sie in aller Herren Länder, doch auch Informationen über die Produktion der Schokolade haben dies

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