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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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ihnen entfernt stand. »Das hier soll ja wohl kaum ein Vorstellungsgespräch für einen Praktikumsplatz sein. Obwohl dir der nicht schaden könnte. Eure belgische Chocolatierskunst ist maßlos überbewertet. Schlechte Grundschokolade, industrielle Produktion, Innovationsstau.«
    »Lassen Sie meinen Vater in Ruhe! Beenden Sie den Streit.« Die Anspannung war in van der Elsts Stimme deutlich zu hören.
    »Ich habe mit deinem Vater keinen Streit. Wie kommst du überhaupt darauf?«
    »Weiß ich nicht, er sagt mir nichts, aber er brüllt ständig wütend Ihren Namen, wenn wir arbeiten.«
    »Und deswegen lässt du mich hier hochkommen? Hätte es nicht auch ein Gespräch im Hotelflur getan? Meinst du, ich habe meine Zeit gestohlen? Heute ist Halbfinale, Herrgott noch mal!«
    Pit sah auf seine Armbanduhr. Der Professor hatte das Halbfinale wegen des Wetters zwar auf den frühen Abend verschoben, aber lange war es nicht mehr bis dahin.
    »Hier sind wir ungestört, Monsieur Cloizel. Und … ich muss Ihnen noch etwas erzählen. Und Sie etwas fragen. Weil ich weiß, dass Sie ein guter Mensch sind. Also, es geht um …«
    Die erste Glocke schlug. Sie blieb nicht lange allein. Es war ohrenbetäubend. Der junge van der Elst beugte sich ganz nah zu Cloizels Ohr, der sich in der Hoffnung, dort vor dem Lärm geschützt zu sein, in eine Fensternische drückte. Doch hier gab es keinen Schutz, denn der Klang der schwingenden Glocken musste weit hinaus, noch Kilometer entfernt vom Belfried künden und durfte sich selbst von schlechtem Wetter nicht aufhalten lassen. Pit hielt sich derweil die Ohren zu und fluchte wie ein Bierkutscher. Zu spät bemerkte er darum, dass die beiden sich direkt an ihm vorbeidrückten. Sie erkannten ihn.
    Emile van der Elsts Blick war ängstlich, Cloizels überrascht.
    »Waren Sie nicht eben noch im Hotel? Was suchen Sie …?« Dann begriff der Franzose. »Von Ihnen lasse ich mir nicht nachspionieren, von Ihnen nicht, Schokobär !«
    Sie eilten die steile Treppe hinunter.
    Als der junge van der Elst noch einmal zurück zu Pit blickte, erkannte dieser darin etwas, das er nicht erwartet hatte:
    Schuldbewusstsein.
    Adalbert Bietigheim verspürte eine leichte Vibration am Körper. Das war ungewohnt. Normalerweise vibrierte er nicht. Hatte er noch nie getan. Es gab auch keinen Grund für ein solches Verhalten. Nervös drehte er sich im Zirkuszelt, wo gerade alles für die am Abend stattfindende Bekanntgabe der Finalisten vorbereitet wurde, nach allen Seiten um. Ein Podest mit Platz für die vier Auserwählten, große Aufsteller der Sponsoren, überdimensionale Fotos von Schokolade und Pralinen. Madame Baels organisierte das Chaos vorbildlich, mit Verve und Energie und einer klaren, bellenden Stimme, die bis ins Mark der grobschlächtigen Hilfsarbeiter drang.
    Adalbert blickte zu Benno. Er war es schon mal nicht, der vibrierte. Wie beruhigend. Foxterrier sollten einfach nicht vibrieren.
    Kurz entschlossen packte sich Adalbert an das Körperteil, welches er sonst ausschließlich beim Toilettengang und zur Reinigung berührte. Und ertastete dort etwas Hartes.
    Das Iphel5!
    Er hatte das Wurfgeschoss nach der Jagd auf den Jaguarkrieger wieder eingesammelt, schließlich gehörte es sich nicht, seinen Müll liegen zu lassen. Adalbert zog es hervor. Im Display erschien: Jemand ruft Sie an – drücken Sie den grünen Knopf, und halten Sie den Hörer an Ihr Ohr. Ein darunter angebrachter grüner Knopf blinkte, er zeigte einen Hörer. Adalbert drückte ihn.
    »Professor Dr.   Dr.   Adalbert Bietigheim hier.«
    »Mein herzallerliebster Professor, welch eine Freude, Ihre Stimme zu hören. Geht es Ihnen gut?«
    »Frau zu Trömmsen!« Die Göttliche. Woher hatte sie bloß diese Nummer?
    »Genau die. Wie ich sehe, haben Sie mein kleines Geschenk erhalten. Es ist mir einfach unerträglich, Sie nicht jederzeit erreichen zu können. Das verstehen Sie sicherlich.«
    Jetzt wurde Bietigheim einiges klar. »Und deshalb haben Sie Herrn Kossitzke dazu gebracht, mir dieses tragbare Telefoniergerät unterzuschieben. Aber Gnädigste, Sie wissen doch, wie sehr ich solche Dinger verabscheu…«
    »Papperlapapp! Es gibt Ihnen Gelegenheit, mit mir zu telefonieren. Überall und jederzeit. Ist das etwa so unattraktiv?«
    »Aber nein! Natürlich nicht.«
    »Sehen Sie. Oder besser: Hören Sie!«
    »Sehr wohl.« Bietigheim setzte sich auf die oberste Bankreihe im Zirkuszelt – weit entfernt von Madame Baels.
    »Wann werden Sie das Rätsel um diese

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