Die letzte Praline
Morde gelöst haben? Im Übersee-Club schließen sie bereits Wetten auf das Datum ab. Falls Sie möchten, dass ich gewinne, sollten Sie sich damit beeilen!«
»Selbstverständlich möchte ich dies, Gnädigste, nichts wünsche ich mir mehr, als Sie glücklich zu sehen.« Sowie in meinen Armen, dachte Adalbert, sprach es jedoch nicht aus. Dies verstand sich ohnehin von selbst. »Der Fall ist allerdings verzwickt.«
»Die Presse spricht von schwarzem Glas als Tatwaffe bei dieser da Costa. Was ist denn das für ein Unsinn? Können die Belgier nicht mit etwas Ordentlichem morden? Haben die keine Stichwaffen oder Pistolen? Sie sollten auf jeden Fall diese Mareijke Dovendaan durchleuchten. Sie hat ganz offensichtlich nicht nur ein, sondern zwei Motive. Sie wollte den Job als Schokofee und, wie Herr Kossitzke mir mitteilte, auch den Mann der Schokofee. Da kann man als Frau gut nachvollziehen, dass sie mordet. Eine eifersüchtige Frau ist zu allem fähig, mein lieber Professor. Machen Sie besser nie eine Frau eifersüchtig!«
»Ich habe es nicht vor.« Adalbert spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken herunterlief.
»Gut. Und bedenken Sie auch: je klüger eine Frau, desto eifersüchtiger.«
»Das werde ich mir gut merken.«
»Das höre ich ausgesprochen gern! Doch nun zurück zum Fall: Lassen Sie bitte nicht außer Acht, dass Dovendaan das Verbrechen auch mit Fred de Vaele zusammen verübt haben könnte. Vielleicht ist er der Jaguarkrieger. Würde das vom Körperbau her passen?«
»Nun ja, vermutlich schon, er hat eine sehr durchschnittliche Größe, ist weder außerordentlich dick noch dünn.«
»Einem Mann, der sich für Albert Einstein hält, ist alles zuzutrauen.«
»Da haben Sie wohl recht.« Bietigheim überlegte. »Allerdings war dieser kein Mörder.«
»Aber in der Familie gab es einen Mord. Die Frau und die beiden Töchter von Einsteins Cousin Robert, mit dem er in der Jugend eng befreundet war, wurden im Zweiten Weltkrieg von einer unbekannten Nazieinheit erschossen. Ein tragischer Fall – vielleicht rächt er sich für dieses Verbrechen?«
»Verehrteste Frau zu Trömmsen, haben Sie vielleicht wieder etwas Rum in Ihren Darjeeling gegeben?«
»Es war doch nur ein wönziges Schlöckchen, Herr Wachtmeister.« Sie kicherte, wie nur eine Frau mit einer Reibeisenstimme wie Hildegard zu Trömmsen es fertigbrachte. »Trotzdem bleibt es dabei, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männern alles zuzutrauen ist. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten. Wissen Sie eigentlich, warum Schokolade besser ist als jeder Mann?«
»Nein, Verehrteste. Diesen Vergleich habe ich noch nie angestellt.«
»Ich nenne Ihnen gleich fünf hervorragende Gründe: Erstens: Schokolade befriedigt sogar, wenn sie weich geworden ist. Zweitens: Keiner beschwert sich, wenn du zu fest auf die Nüsse beißt. Drittens: Bei Schokolade ist die Größe egal. Viertens: Du kannst sie an allen Tagen des Monats haben. Und fünftens: Beim Genuss von Schokolade bekommt man keine Haare in den Mund.«
Adalbert lachte, obwohl sich ihm das mit den Haaren nicht ganz erschloss. »Köstlich, Gnädigste. Sie haben einen bemerkenswerten Sinn für Humor. Keine Frau gleicht Ihnen.«
»Ach, wirklich?« Ihre Stimme hatte plötzlich einen spitzen Unterton. »Dabei ist mir zu Ohren gekommen, dass Sie sich mit einer hiesigen Ureinwohnerin angefreundet haben, ja sogar bei dieser nächtigen?«
»Nur zu ihrem Schutz! Im Nebenzimmer. Wie es sich gehört.«
»Ach, hören Sie doch auf! Sie haben diesem belgischen Monstrum sicher längst gezeigt, was Sie unter der längsten Praline der Welt verstehen.«
»Oh, nein! Nichts dergleichen. Wollen wir nun zum Fall zurückkehren? Dieser ist doch bedeutend wichtiger.«
»Da bin ich mir nicht so sicher …«
Einen Augenblick schwiegen beide. Schließlich ergriff Bietigheim wieder beherzt das Wort.
»Mareijke Dovendaan mag ja ein Motiv für den Mord an Beatrice Reekmans haben, doch keines für den an Jana Elisa da Costa.«
»Diese Brasilianerin könnte Zeugin des ersten Mordes gewesen sein.«
»Warum hat sie dann vor ihrem Tod der Polizei nichts davon erzählt?«
»Weil sie Dovendaan erpresste?«
»Nein, Verehrteste. Dafür war sie nicht der Typ.«
»Das sagt Ihnen Ihr Bauchgefühl, weil Sie so viel von Frauen verstehen …?« Ganz entschieden ignorierte Adalbert den ironischen Unterton, den er in ihrer Stimme zu erkennen glaubte.
»Jawohl.«
»Darüber reden wir ein anderes Mal. Wenn Madame Baels Sie mit Haut und Haaren
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