Die letzte Praline
entwendet.«
»Ja.« Der Katze war es zu langweilig, nur schnurrend um die Beine des Jaguarkriegers zu streichen, deshalb pieselte sie nun auf seine Schuhe. »Verdammtes Mistvieh!«
»Warum haben Sie ihre Leiche gestohlen?« Die Antwort auf diese Frage würde Bietigheim bekommen, und wenn er dafür das Gokart auf den Mann werfen musste.
Plötzlich waren Schritte zu hören. Stimmen näherten sich.
»Ich muss weg.«
»Wie viele werden noch sterben? Was hatten Sie am Zirkuszelt zu suchen? Was bei Vanessa Hohenhausen? Wir haben Ihre Bedingungen doch erfüllt!«
»Noch nicht alle.« Der Jaguarkrieger trat in die Pedale. »Die Chocolatiers müssen es ebenfalls zusagen.« Das Quietschen des Gokarts entfernte sich. »Auch Cloizel und seine Firma!«, rief er noch einmal zurück.
»Das wird er nie, und das wissen Sie. Das kann er gar nicht. Hören Sie!«
Der Jaguarkrieger war schon um eine Straßenecke gebogen, doch seine Stimme war noch leise zu hören. »Dann werden weitere dran glauben müssen. Und auch Sie sollten sich nicht zu sicher fühlen, Herr Professor. Sie würden für eine gute Sache sterben.«
Adalbert würde es allerdings bevorzugen, überhaupt nicht zu sterben. Schon gar nicht vor dem heutigen Abendessen mit Phinchen.
KAPITEL 7
Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen …
… je mehr Schokolade, desto besser.
Pit saß fluchend hinter dem Steuer seines Taxis. Ihm schmeckte es überhaupt nicht, dass der Professor ihn abkommandiert hatte, unverzüglich ins Hotel der Chocolatiers umzuziehen. Da gab es in der Umgebung nix außer Gras, Schafen und Kühen, die nachts blökten oder grunzten oder was auch immer. Kein einziges Pub in der Nähe. Und immer blies ein scharfer Wind. Wer wollte da schon wohnen? Pit hatte sich im »Relais Bourgondisch Cruyce« so wohlgefühlt. Die hatten echt ein super Frühstück! Große Wurstplatte und sogar einen Käse, der wie Wurst schmeckte, so ein geräucherter. Nach Pits Meinung sollte man sowieso alles räuchern: Käse, Gemüse, Salat, Obst, Kartoffeln – und vor allem Professor Bietigheim. Der scharwenzelte um Madame Baels herum wie die Katze um die Maus. Wenn Hildegard zu Trömmsen das erfuhr, würde die Hölle los sein. Sie hatte ein ziemliches Temperament – und nahm ihm, ihrem liebsten Chauffeur, immer noch übel, dass er der Liebe wegen nach Cambridge gezogen war.
Pit parkte im selben Moment vor dem »Relais Bourgondisch Cruyce«, um seine Sachen zu holen, als die Lüdenscheid-Bietigheims mit prall gefüllten Einkaufstaschen heimkehrten. Sie schienen mehrere Chocolaterien ausgeraubt zu haben.
»Ah, der Pit!«, rief Vater Wolfi. »Sie bringen uns doch sicher gern zu dem Bootsanleger, von dem aus der Schaufelraddampfer nach Damme tuckert. Wir wollten da nämlich tüchtig Aal essen! Warten Sie, wir bringen nur kurz die Tüten hoch und gehen alle noch mal aufs Töpfchen!«
Mit einem Mal hielt Pit es für eine Superidee, das Hotel zu wechseln, mal was anderes von der Welt zu sehen, raus aus dem Zentrum Brügges, aufs ruhige Land, wo der Wind frische und gesunde Luft vom Meer herüberblies.
Schnell kramte er alles in seinem Zimmer zusammen, zahlte flott und brauste aus der Stadt. Er nutzte die Chance, sich eine große Portion Fritten mit Mayo, Ketchup und Zwiebeln – eine Speciaal – zu bestellen, auf die er noch extra Knoflook und Pindasaus, Erdnusssoße, gab. Wenn schon, denn schon! Wichtig war: so viel Sauce, dass die Fritten nicht mehr zu sehen waren. Da Bietigheim zurzeit schlecht auf Fritten zu sprechen war, musste er dieses kulinarische Abenteuer eben solo angehen. Natürlich nur außerhalb des Taxis! Keine Flecken in Alfons. Der Wagen war reiner als seine Seele. Mit großem Abstand.
Die Zufahrtsstraße zum Hotel »De Boerenpummel« wurde von der Polizei kontrolliert, doch Pit ließen sie durch, da er bereits als Gast erwartet wurde. An der Rezeption erklärte man ihm, leider sei nur das Zimmer der verstorbenen Jana Elisa da Costa frei, die Polizei habe es am Morgen geräumt, und es sei danach akribisch gesäubert worden. Es mache ihm hoffentlich nichts aus? Pit fragte nur, ob das Bett frisch bezogen worden sei. Nachdem das bejaht wurde, nickte er zufrieden.
»Ich hab schon in etlichen Betten gepooft, in denen Leute geschlafen haben, die mittlerweile unter der Erde liegen. Viel wichtiger ist: Gibt’s zum Frühstück ordentlich Wurst? Legen Sie auf jeden Fall mehr hin. Das Raubtier hier muss gefüttert werden.« Er deutete auf seinen Bauch, den er zu
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