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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nächsten Tag brachte ein Page eine Botschaft von König Boreas. Am Abend sollte ein Bankett stattfinden, und die Anwesenheit der Lady Grace von Beckett wurde erwünscht. Aryn lachte aufgeregt. Grace hingegen geriet in Panik.
    »Ein Bankett?« Sie ließ sich auf einen Stuhl vor dem Kamin sinken. »Ich glaube nicht, daß ich dazu schon bereit bin.«
    »Unsinn«, sagte Aryn. »Bankette sind einfach. Du mußt bloß viel essen.«
    »Etwas sagt mir, daß König Boreas mich nicht nur zum Essen einlädt. Schließlich soll ich seine Spionin sein.« Sie blickte zu der jungen Baronesse hoch. »Und wer wird noch dasein?«
    Aryn überflog den Rest der königlichen Botschaft. »Das Bankett wird zu Ehren der verschiedenen Abgesandten der Könige und Königinnen der anderen Domänen veranstaltet. Sie sind alle eingetroffen, um die nötigen Vorbereitungen für den Rat der Könige zu treffen, bevor die Herrscher selbst ankommen.«
    »Du meinst, jeder wird ein Adliger sein?« fragte Grace mit wachsender Verzweiflung.
    Aryn nickte. »Aber das wird nicht so schlimm sein, wirklich nicht. Einen kennst du doch schon. Weißt du nicht mehr? Durge von Embarr? Und er ist mit Sicherheit der Verdrießlichste von allen.«
    Grace dachte an den unbeugsamen, aber freundlichen Ritter. »Eigentlich gefiel mir das an ihm.«
    Aryn zuckte mit den Schultern. »Nun, er hat dich aus dem Dämmerwald gerettet, also wirst du ihm Nachsicht entgegenbringen.« Die Miene der Baronesse hellte sich auf, und sie kniete neben Graces Stuhl nieder. »Grace, ich weiß, daß das alles furchteinflößend wirken muß. Aber man wird nicht jeden Tag von Calavans König eingeladen. Es wird Spaß machen. Du wirst schon sehen.«
    Spaß. Aryn schien die Bedeutung dieses Wortes auf geradezu fundamentale Weise mißzuverstehen.
    Es klopfte an der Tür. Überrascht sprangen beide Frauen auf die Füße.
    »Herein«, rief Grace einen Moment später. Die Tür öffnete sich, und Gefahr im smaragdgrünen Gewand rauschte herein.
    Aryn nickte, es war eine steife Geste. In ihren saphirblauen Augen stand Mißtrauen geschrieben. »Lady Kyrene.«
    Gräfin Kyrene lächelte und zeigte ihre kleinen Zähne. Das dunkelgoldene Haar fiel ihr in Ringellöckchen auf die Schultern. »Lady Aryn. Es ist eine Freude, daß Ihr wohl so begierig seid, mich zu begrüßen, daß Ihr dabei Eure Manieren vergeßt, aber darf ich Euch liebenswürdigerweise daran erinnern, daß dies hier das Gemach der Lady Grace ist und es deshalb ihr zusteht, mich als erste zu begrüßen?«
    Aryns Wangen röteten sich. Grace trat schnell vor.
    »Guten Morgen, Lady Kyrene.« Sie hoffte, daß das Zittern in ihrer Stimme nicht allzu offensichtlich war. »Es ist schön, Euch wiederzusehen.«
    Die Gräfin kam näher, begleitet vom Geruch reifer Aprikosen. »Ich bin so froh, daß Ihr die Zeit hattet, Euch um für den Hof angemessenere Ausstattung zu kümmern, Lady Grace. Ich weiß, daß die Dringlichkeit Eurer Reise das nicht zuließ. Und die Wahl Eures Gewandes ist so entzückend. Meine Mutter liebte diese Mode.«
    »Ich nehme das als Kompliment«, erwiderte Grace, obwohl es offensichtlich nicht so gemeint war.
    Kyrene lächelte wieder, aber es konnte nicht ganz den Schatten der Unzufriedenheit verbergen, der ihren Mundwinkeln anhaftete. »Freut Ihr Euch auf das Bankett?«
    Grace wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich habe gerade erst davon erfahren. König Boreas hat mir erst vor kurzem eine Einladung geschickt.«
    »Ah ja, der König.«
    Kyrenes Stimme glich einem Schnurren, als hätte Grace unabsichtlich ein großes Geheimnis verraten. Egal, was sie auch sagte, anscheinend las die Gräfin stets einen verborgenen Sinn heraus.
    Kyrene trat ans Fenster und blickte hinaus. »Ich bin sicher, Ihr möchtet Euch bei König Boreas für die Freundlichkeit bedanken, mit der er Euch aufgenommen hat. Natürlich seid Ihr eine Frau von adligem Blut. Es ist anständig von Euch, daß Ihr ein solches Interesse für Euren Gastgeber zeigt.« Sie drehte sich um. »Doch da ich ebenfalls eine Besucherin dieses Hofes bin und wir darum sozusagen auf eine gewisse Art Geschwister sind, halte ich es für meine Aufgabe – nein, für meine Pflicht –, Euch vor dem König zu warnen.«
    Aryn trat vor, die linke Hand zur Faust geballt. Sie war bleich vor Zorn. »Sie warnen? Sie wovor warnen, Kyrene?«
    Die Gräfin lachte. »Sanfte Aryn, Ihr seid so arglos, was sich für eine so junge und unerfahrene Person, wie Ihr es seid, auch gehört. Aber bitte versucht zu

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