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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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das der Grund, warum sie nichts fühlen konnte.
    Schließlich wurde die Kälte zu groß, um sie ertragen zu können, und sie schloß das Fenster.

47
    Am nächsten Morgen – Graces fünftem auf Calavere – klopfte Aryn nicht an der Tür ihres Gemachs. Am Abend zuvor hatte die Baronesse erklärt, den größten Teil des Tages mit König Boreas in einer Audienz zu verbringen, um die für den Rat erforderlichen Einzelheiten auszuarbeiten. Grace war auf sich selbst gestellt.
    Eine Zeitlang saß sie vor dem Feuer und las. Sie war entschlossen, sich die hier gebräuchliche Sprache selbst beizubringen. Die halbe Münze stellte einen bemerkenswerten Gegenstand dar und hatte ihr mit Sicherheit das Leben gerettet, indem sie ihr erlaubte, mit den Menschen dieser Welt zu kommunizieren, aber sie wagte nicht, sich darauf zu verlassen. Was war, wenn sie sie verlor?
    Es war eine mühsame Arbeit. Zuerst las sie einen Absatz mit der Münze in der Hand, dann legte sie sie beiseite und studierte die seltsamen Worte, deren Bedeutung sie nun kannte. Schon jetzt konnte sie ein paar Sätze ohne die Hilfe der Münze lesen.
    Schließlich blinzelte sie mit erschöpften Augen. Es gibt nicht genug Maddok, um einen Gehirntod zu kurieren, Grace. Schluß damit.
    Sie stand auf, legte das Buch auf die Kommode zu den anderen, dann fing sie an, ruhelos umherzuwandern. Es dämmerte ihr, daß sie dieses Gemach seit ihrer Unterredung mit König Boreas vor vier Tagen nicht verlassen hatte. Sicher, es hatte auch keine Notwendigkeit dazu bestanden. Aryns Gesellschaft, die Bücher und die Ruhe hatten ihr gereicht. In regelmäßigen Abständen brachte man Essen, und in der Ecke stand ein mit einer Abdeckung versehener Nachttopf, den die Dienerinnen zweimal täglich ersetzten. Aber da steckte mehr dahinter. Jenseits der Tür lag eine ganze Welt, die sie nicht verstand, aber innerhalb dieser vier Wände war ein kleiner, begrenzter Raum, den sie kontrollieren und bewältigen konnte, genau wie die Notaufnahme des Denver Memorial. Nur daß das Gemach anfing, immer mehr ihrem alten Apartment zu ähneln. Grace fühlte sich gelangweilt und eingesperrt, ihre Beine sehnten sich nach Bewegung. Es war Zeit, ihr Gemach zu verlassen.
    Um wohin zu gehen?
    Sie dachte darüber nach, dann kam ihr eine Idee. Sie konnte gehen und mit König Boreas sprechen. Bestimmt würde er eine Aufgabe für sie haben. Vielleicht gab es im Schloß ja Kranke oder Verletzte. Obwohl sie nicht behaupten konnte, die Notaufnahme oder das Denver Memorial Hospital zu vermissen, die Tätigkeit des Heilens vermißte sie dann doch – die Stellen zu finden, an denen andere verletzt waren oder Schmerzen litten, und diesen Schmerz dann zu beseitigen.
    Schnell, nur um ihre Entschlossenheit nicht zu verlieren, nahm sie die Schultern zurück, öffnete die Tür ihres Gemachs und trat in den Korridor hinaus. Falls sie gedacht hatte, jemand würde sie aufhalten, hatte sie sich geirrt. Der Korridor war leer bis auf einen jungen Pagen, der gerade eine Besorgung erledigte.
    »Euer Durchlaucht!« sagte er, verbeugte sich und eilte weiter.
    Grace unterdrückte ein Aufstöhnen. Obwohl sie weder ihre Stellung noch ihre Heimat kannten, hatten König Boreas und Aryn irgendwann entschieden, daß sie zumindest eine Herzogin war. Und die richtige Anrede für eine Herzogin lautete Aryn zufolge Euer Durchlaucht. Das war keine große Verbesserung gegenüber Euer Hoheit, aber Bettler konnten nun mal nicht wählerisch sein.
    Sie blickte in beide Richtungen. Sie sahen gleich aus. Grace versuchte, sich den Weg ins Gedächtnis zurückzurufen, auf dem Aryn sie zu König Boreas geführt hatte, aber es gelang ihr nicht, also riet sie, in welcher Richtung der Bergfried lag, und ging los.
    Nach einer Stunde war ihr klar, daß sie sich verirrt hatte. Bis dahin war sie durch ein Labyrinth aus Korridoren, Treppen und mit hohen Decken versehenen Sälen gegangen. Sie war bei jedem Fenster stehengeblieben, nur um auf einen unerwarteten Teil des Schlosses hinauszublicken. Unterwegs waren ihr zahllose Leute begegnet – Diener, Wächter und, nach ihrer kostbaren Kleidung zu urteilen, Adlige der verschiedensten Ränge. Alle verbeugten sich vor ihr oder nickten ihr zu, je nach ihrer Stellung. Sie hätte gern einen von ihnen nach der Richtung gefragt aber keiner blieb stehen, um sie anzusprechen oder sie nach ihrem Ziel zu fragen. Anscheinend setzte man voraus, daß Herzoginnen wußten, was sie taten.
    Schließlich fand sie sich in einem Teil

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