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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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des Schlosses wieder, der offensichtlich nur wenig benutzt wurde. In diesen dunklen Korridoren waren weder Diener noch Wächter unterwegs. Ein staubiger Geruch lag in der Luft, Spinnweben hingen von der Decke herab. Sie fragte sich schon, ob sie jemals den Weg zurück in die belebteren Teile finden würde, als sie um eine Ecke bog und zu ihrer Erleichterung auf ein bekanntes Gesicht stieß.
    »Euer Durchlaucht!«
    Diesmal kamen die Worte aus dem Mund von Lord Alerain, dem Seneschall des Königs. Er war so gekleidet wie an dem Tag, an dem Grace ihn vor dem Stall kennengelernt hatte, in Schwarz und Kastanienbraun; darüber trug er eine lange Weste. Für den Bruchteil eines Herzschlags schien Alerain überrascht. Der Moment verging, und er war wieder so gewissenhaft und präzise wie der kurze Schnitt seines grauen Haars. Er legte eine beringte Hand an die Brust und verneigte sich vor Grace. Sie machte ihren besten Knicks und sorgte sich nicht, ob sie ihn richtig hinbekommen hatte. Ein Vorteil dieser Gewänder lag darin, daß andere nur mit großer Mühe sehen konnten, was genau man eigentlich unter dem vielen Stoff tat.
    »Entschuldigt mich nur einen Augenblick, Mylady«, sagte Alerain. Er wandte sich einem Mann zu, der ein paar Schritte abseits stand. Der Mann schien eine Art Diener zu sein, der ein schlichtes Wams und eine Lederkappe trug. Er wäre völlig unauffällig gewesen, hätten seine Augen nicht unterschiedliche Farben gehabt: Das eine war braun, das andere blau.
    »Du darfst jetzt gehen und deinen Auftrag erledigen«, sagte Alerain in leisem, aber befehlendem Tonfall.
    Der Mann nickte – die Geste erschien etwas schroff – und setzte sich in Bewegung. Als er Grace passierte, blickte er sie mit seinen eigentümlichen Augen an, und ganz kurz verzog sich sein unrasiertes Gesicht zu einem Grinsen. Das kam Grace merkwürdig vor – keiner der anderen Diener erwiderte auch nur ihren Blick. Dann war er auch schon verschwunden, und sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Alerain zu.
    »Ich hätte nicht erwartet, Euch in diesem Teil des Schlosses anzutreffen, Euer Durchlaucht.«
    »Da seid Ihr nicht der einzige.« Grace hob die Hände in einer komisch-verzweifelten Geste. »Ich glaube, ich habe mich verlaufen.«
    »Nun, da müssen wir Abhilfe schaffen.« Alerain bot ihr seinen Arm, und nach kurzem Zögern akzeptierte Grace ihn. Der Seneschall führte sie den Korridor entlang. Eine Zeitlang gingen sie schweigend. Schließlich fand Grace den Mut zum Sprechen.
    »Ich hatte gehofft, König Boreas zu finden.« Sie wollte das eigentlich noch weiter ausführen, aber mehr bekam sie in diesem Augenblick nicht heraus.
    Alerain schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, der König kann Euch heute nicht empfangen, Mylady. Er ist ziemlich mit den Vorbereitungen für die Ratsversammlung beschäftigt. Habt Ihr eine Bitte, die ich an ihn weiterleiten könnte?«
    Alerains Freundlichkeit schürte ihren Mut. »Ich hatte gehofft, den König zu fragen, ob ich etwas für ihn tun kann.« Sie wollte erklären, daß sie Ärztin war, aber Alerain sprach zuerst.
    »Ihr lernt alles über die Domänen und ihre verschiedenen Herrscher und ihre Geschichte?«
    Grace nickte. »Ja. Lady Aryn hat mir schon viel beigebracht.«
    »Gut. Das ist alles, was der König im Moment von Euch erwartet, Mylady. Er wird sich über Eure Fortschritte freuen. Und sollte er wünschen, daß Ihr noch etwas anderes tut, bin ich sicher, daß er Euch zu sich ruft.«
    Die Worte brachten Grace aus dem Gleichgewicht. Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber da kam nichts. Konversation gehörte nicht zu ihren Stärken, egal auf welcher Welt sie sich befand. Sie waren zu einer belebten Halle gekommen, und Alerain löste sich von ihrem Arm.
    »Ich fürchte, ich muß mich um andere, weniger erfreuliche Pflichten, als Euch zu begleiten, kümmern, Mylady. Findet Ihr von hier aus Euren Weg allein?«
    Grace sah sich um. Die Halle erschien ihr vage bekannt. Wenn sie sich richtig erinnerte, befand sich ihr Gemach nicht weit entfernt. »Ich glaube, das schaffe ich.« Sie versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als sie sich fühlte.
    Alerain lächelte und machte eine korrekte Verbeugung. Er verabschiedete sich, drehte sich um und schritt davon. Grace seufzte und suchte sich einen Korridor aus. Sie war enttäuscht, als sie sich kurz darauf vor der Tür ihres Gemachs wiederfand. Soviel zum Abenteuer. Aber sie konnte nichts anderes tun, also öffnete sie die Tür und trat ein.

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    Am

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