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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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jede Vorwarnung von einem grellen Lichtschein zerrissen wurde.
    Travis fuhr herum, hielt eine Hand vor die Augen und blinzelte in den sonnenhellen Glanz. Bis auf ein elektrisches Summen in der Luft war die Welt verstummt. Die Härchen auf seinen Armen und in seinem Nacken richteten sich auf; es war wie der Vorbote eines Blitzschlages. Wie hatten sie ihn gefunden? Aber das war nicht so schwer zu begreifen. Da sie den Gegenstand ihrer Suche nicht im Magician's Attic gefunden hatten, würden sie sie fortgesetzt haben. Und es führte nur eine Straße aus Castle City heraus. Diese Straße.
    Einen Augenblick lang stand er völlig erstarrt da, ein Tier, das im tödlichen Schein der näher kommenden Scheinwerfer gefangen war. Ein blutrotes Funkeln erregte seine Aufmerksamkeit. Das Stilett, das Jack ihm gegeben hatte, steckte noch immer in seinem Gürtel, und der Edelstein in seinem Knauf leuchtete blutrot. Er riß den Kopf wieder hoch. Der grelle Lichtschein schwebte den Highway entlang. Endlich ließ die Angst seine Lähmung zerbrechen. Travis drehte sich um und rannte kopfüber in die Nacht. Seine Lungen brannten. Er ignorierte den Schmerz, nahm den Kopf runter und lief noch schneller.
    Aus der Dunkelheit ragte ein Rechteck vor ihm auf. Er kam rutschend zum Stehen, schaffte es nur mit Mühe, nicht mit dem Ding zusammenzustoßen. Es war die alte Reklametafel. Er stand vor ihrer Rückseite, da er sich ihr diesmal aus der entgegengesetzten Richtung genähert hatte. Das Netzwerk der Streben, die die flache Tafel stützten, schimmerte im Zwielicht wie alte Knochen. Angetrieben von einem unwiderstehlichen Drang, den er nicht benennen konnte, ging er um die Werbetafel herum, um sich die Vorderseite anzusehen. In genau diesem Augenblick zerriß der Wind am Himmel eine Wolke in kleine Fetzen, und der Mond tauchte wieder auf. Sein Licht fiel auf die Reklametafel. Travis keuchte auf.
    Die Zigarettenreklame war verschwunden. An ihre Stelle war das freigelegte Bild der wilden, ursprünglichen Landschaft getreten. Als zuvor das Loch in der darüberliegenden Werbung nur den kleinen Ausschnitt preisgegeben hatte, war dort allem Anschein nach eine Szene im Tageslicht dargestellt worden, aber jetzt nahm eine nächtliche Landschaft die Reklametafel ein. Berge, die sich wie eine Krone über einen schier grenzenlosen Wald erhoben, streckten sich einem sternengesprenkelten Himmel entgegen; alles war mit einem perligen Schimmer bestäubt, als würde der über allem schwebende Mond irgendwie sein Licht darauf werfen. Die Landschaft hatte eine Schönheit an sich, die zugleich neu und uralt war, als wäre sie Äonen unberührt geblieben und hätte nur darauf gewartet, wieder erblickt zu werden.
    Alles in allem sah die Reklametafel wieder genauso aus wie auf der Fotografie aus dem Jahre 1933, die er im Magician's Attic gesehen hatte. Erst als Travis das bewußt geworden war, fiel sein Blick auf die Worte, die in fließender Handschrift auf den unteren Rand geschrieben standen. Er konzentrierte sich, und schließlich ergaben die Buchstaben einen Sinn:
    Finde das Paradies
    Darunter stand in kleinerer Schrift:
    Bruder Cys Erlösungsshow, 1 Me. nördl. von C. City
    Travis spürte ein Lachen in sich aufsteigen. Also war Bruder Cy schon 1933 hiergewesen. Das Wissen hätte ihn schockieren, ihn aus dem Gleichgewicht bringen müssen. Doch nach all dem, was geschehen war, tat es das irgendwie nicht. Tatsächlich ergab es sogar auf absurde Art einen Sinn.
    Etwas auf der Tafel erregte seine Aufmerksamkeit, und er blickte nach oben. Nein, es war gar nicht auf der Tafel, sondern in ihr drin – etwas Flockiges, es glich einem Stück Baumwolle. Etwas, das sich … bewegte.
    Es war eine Wolke. Sie schwebte über die düsteren Berge, von rechts nach links, geriet an den Rand der Reklametafel und verschwand. Fasziniert trat Travis einen Schritt näher heran. Nun sah er, daß es nicht nur die Wolke war. Alles auf dem Bild bewegte sich. Winzige Bäume schwankten im Sog eines unsichtbaren Windes, und der silbrige Faden eines Wasserfalls glitzerte, als Gischtwolken von seinem Fuß emporwallten. Sogar die Sterne lebten, funkelten wie richtige Sterne, waren mal hell und mal matt und dann wieder hell, während sie über das Himmelszelt rasten.
    Es war überhaupt kein Bild. Irgendwie hatte es sich in ein Fenster verwandelt, das einen Einblick bot in … ja, was? Einen anderen Ort? Eine andere Zeit? Er dachte an Schwester Mirrims Worte. Eine andere … Welt?
    Ein

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