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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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formellen Tonfall. »Zwei Reisende, die Schutz vor der kommenden Nacht suchen.«
    »Dann sucht euch besser eine andere Festung«, sagte die Stimme. »Wir haben schon genug Landstreicher aufgenommen. Wir könnten nicht mal einen dazwischenquetschen, geschweige denn zwei. Auf Wiedersehen!«
    Das Tor schloß sich, aber Falken klemmte die Stiefelspitze in den Spalt, um es aufzuhalten.
    »Falls du es nicht wissen solltest, hier gibt es keine anderen Festungen«, sagte der Barde. »Wir sind hier vielleicht an der Außengrenze der Domänen, aber selbst hier gelten die Gesetze der Gastfreundschaft. Oder hast du das vergessen?«
    Das rief ein schrilles Kichern hervor. »Ich habe nichts vergessen. Doch ich fürchte, König Kel hält nicht viel von Gesetzen. Natürlich abgesehen von denen, die er selbst aufstellt. Trotzdem bezweifle ich, daß ihr einen Herrn finden werdet, der gastfreundlicher zu denen ist, die er schätzt – oder strenger zu denen, die er nicht schätzt.« Das Auge schloß sich zu einem schmalen Schlitz. »Was wirst du sein, Falken von der Schwarzen Hand? Freund oder Feind?«
    Falkens überraschter Gesichtsausdruck rief einen weiteren Heiterkeitsausbruch hervor.
    »Ja, ich weiß, wer du bist, Wanderer. Ein Türhüter wäre von wenig Wert, wenn er den Grimmigen Barden nicht kommen sehen würde!« Das Auge wandte sich in Travis' Richtung. »Aber was ist das für ein köstlicher Leckerbissen, den du da mitgebracht hast?«
    Travis wand sich unbehaglich unter dem prüfenden Blick des Auges, obwohl er den Grund dafür nicht genau benennen konnte.
    Falken starrte das Auge böse an. »Beantworte nur meine Frage. Läßt du uns nun eintreten oder nicht?«
    »Oh, also gut«, sagte die Stimme. »Wenn es denn unbedingt sein muß, darfst du passieren. Aber du tätest klug daran, meine Frage zu beantworten, und wenn auch nur dir selbst. Bist du Freund oder Feind? Wie ich mich erinnere, war König Kel bei deiner letzten Abreise über den Namen Falken Schwarzhand nicht sonderlich erfreut.« Das Auge verschwand.
    »Was sollte das denn heißen?« flüsterte Travis.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher.«
    Travis gefiel nicht, was er da hörte, aber bevor er den Barden weiter befragen konnte, schwang das Tor mit einem Quietschen nach innen auf. Fackellicht quoll hervor. Der Türhüter war nirgendwo zu sehen. Travis holte tief Luft und folgte Falken in den dahinterliegenden Korridor. Das Tor schlug mit einem lauten Knall hinter ihnen zu. Die beiden Männer fuhren herum.
    Travis brauchte einen Augenblick, bevor ihm klar wurde, daß das, was er in dem unsicheren Licht für einen Lumpenhaufen gehalten hatte, in Wirklichkeit eine alte Frau war. Sie schob einen Holzbalken quer über das Tor, dann trippelte sie auf sie zu. Aus den Lumpen, die ihren formlosen Körper einhüllten, ragten knochige Arme und Beine wie die Glieder einer Spinne. Sie starrte die beiden mit ihrem hervorquellenden Auge an.
    »Willkommen in Kelcior!« sagte sie mit einem drolligen Krächzen.
    Falken war offensichtlich nicht beeindruckt. »Ist also das aus König Kel geworden? Nur ein einzelnes altes Weib, das seine Tür bewacht? Was ist aus seinen berühmten Kriegern geworden?«
    »Pah!« sagte die Alte. »Krieger.« Sie deutete mit einer knotigen Hand auf eine Nische. Dort hockten zusammengesunken zwei in schmieriges Leder gekleidete Männer und schnarchten. »Die waren bei Sonnenuntergang betrunken – wie gewöhnlich.«
    Falken kniff unwillkürlich die Augen zusammen. »Du hast ihnen aber nicht zufällig dabei auf irgendeine Weise geholfen, Hexe?«
    Ein aus hervorstehenden Zähnen bestehendes Grinsen hellte ihr Gesicht auf. »Ist wohl kaum mein Fehler, wenn sie nicht nachschauen, was in ihrem Bier rumschwimmt, bevor sie es runterkippen!«
    Falken schnaubte. »Bringst du uns nun zu Kel oder nicht?«
    »Ah! Zu wichtig, um mit so einer wie Grisla herumzuhängen, was?« Die Hexe imitierte eine spöttische Verbeugung. »Wie du willst, Lord Nasehoch. Grisla wird tun, was du befiehlst, und zwar mit bebendem Vergnügen. Hier entlang, hier entlang!«
    Die alte Vettel Grisla nahm eine qualmende Fackel von der Wand und führte sie einen dunklen Korridor entlang bis zu einer Flügeltür. Von der anderen Seite drang ein dumpfes Brausen heran.
    Die Alte deutete auf die Tür. »Die führt in die große Halle. Der König gibt heute abend ein Fest.«
    »Wann gibt Kel kein Fest?« fragte Falken.
    Grisla kratzte ihr verfilztes Haar. »Ich glaube, da war ein Melinstagmorgen vor

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