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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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eine Grimasse. Es war völlig sinnlos gewesen, Lord Alerain davon zu überzeugen, daß sie niemanden Besonderes darstellte. Nachdem der erregte Seneschall seine Fassung wiedergewonnen hatte, hatte sie versucht, ihm zu erklären, daß da ein Mißverständnis vorlag. Ihr Name war Grace Beckett. Sie war nicht von königlicher Abstammung, und es bestand auch nicht die geringste Notwendigkeit, sich ständig vor ihr zu verbeugen oder sie als Hoheit anzusprechen.
    Trotz ihres wiederholten Protestes hatte Alerain ihr verschwörerisch zugezwinkert. »Wie Ihr wünscht, Euer Hoheit«, hatte er gesagt. »Es steht mir nicht zu, mich zu fragen, warum eine Lady von hoher Stellung den Wunsch haben könnte, unerkannt zu reisen. Das ist ein seltsames Vorkommnis, aber wir haben auch seltsame Zeiten. Obwohl ich gestehen muß, daß ich nicht ergründen kann, wo Ihr herkommt. Der Schwung Eures Kinns läßt an die edlen Häuser des nordöstlichen Eredane denken, aber Eure Wangenknochen könnten einer Herzogin des südlichsten Toloria gehören. Aber Eure Augen ähneln keiner königlichen Familie, die mir bekannt wäre.« Er war mit der Hand durch den kurzen Bart gefahren. »Es gehört zu den Pflichten meines Amtes, jeden Adligen der Domänen auf Anhieb zu erkennen, ob wir uns schon einmal begegnet sind oder nicht. Aber ich kenne Euch nicht. Dieses Beckett muß eine Domäne sein, die weit von Calavan entfernt liegt.«
    »Sehr weit«, hatte Grace erwidert.
    Danach hatte sie es aufgegeben. Es war einfacher so. Darüber hinaus war sie schlichtweg zu benommen, um ernsthaft zu protestieren. Alerain hatte ein halbes Dutzend Diener herbeigerufen und mit entschiedenen Befehlen dafür gesorgt, daß man einen Raum für sie vorbereitete. Die meisten der Diener waren in halsbrecherischem Tempo losgestürmt, aber zwei hübsche Frauen – kaum älter als Mädchen – in taubengrauen Kleidern waren zurückgeblieben. Jede von ihnen hatte einen von Graces Ellbogen genommen und sie etwas langsamer in einen Flügel des Bergfriedes geführt. Sie hätte die Hände abschütteln und ihnen sagen können, daß sie durchaus fähig war, allein zu gehen, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob das auch tatsächlich der Wahrheit entsprach. Ihre Knie zitterten, und sie fühlte sich schwindelig und leer.
    In diesem Moment hatte sie sich gefragt, was in dem ganzen Chaos eigentlich aus Durge geworden war, und einen Blick über die Schulter geworfen. Auch wenn der Ritter einen ziemlich düsteren Eindruck machte, war er ihr sympathisch, und obwohl sie nur selten Freundschaften schloß, war sie der Meinung, an diesem fremden Ort einen Freund brauchen zu können. Aber der braunäugige Ritter war nirgendwo zu sehen, und bevor sie nach ihm fragen konnte, hatten die Dienerinnen sie durch eine Tür in das Schloß geführt.
    Grace ließ einen Blick durch den Raum schweifen. Er war etwa fünf Schritte breit und fast doppelt so lang. Das Ende des Raumes wurde von einem riesigen Himmelbett dominiert. Das Bett war so hoch, daß die Fußbank, die vor dem Fußende stand, die einzige praktische Möglichkeit darstellte, überhaupt dort hineinzugelangen. Am anderen Ende des Zimmers gab es einen Kamin, in dem ein Feuer fröhlich vor sich hin loderte, und in der entgegengesetzten Wand gab es ein schmales, mit dicken Glasscheiben versehenes Fenster. An den Wänden hingen farbige Wandteppiche, die blühende Bäume, üppig miteinander verflochtene Kletterpflanzen und klare Springbrunnen darstellten. Die gewobenen Bilder waren so lebendig, daß Grace, wenn sie die Augen zusammenkniff, beinahe glaubte, auf einer idyllischen, frühlingshaften Lichtung zu stehen. Aber auch nur beinahe. Denn trotz des Feuers und der Wandteppiche und des abgetretenen Teppichs unter ihren Füßen strahlten sowohl die Steinwände als auch der Fußboden Kälte aus. Das und der muffige Geruch, der in der Luft lag, ließen Grace vermuten, daß dieser Raum seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden war.
    Um einigermaßen zu wissen, wo sie eigentlich war – sie hatte in den labyrinthartigen Korridoren des Schlosses jede Orientierung verloren –, beschloß Grace, einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Sie setzte sich in Bewegung, doch etwas, das ihr bis jetzt noch gar nicht aufgefallen war, ließ sie auf halbem Weg stehenbleiben. In einer Ecke neben dem Kamin stand eine große hölzerne, mit Wasser gefüllte Badewanne. Dampf kräuselte sich in die Höhe. Auf einem daneben befindlichen Stuhl lagen ein ordentlich

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