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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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zwei Jahren, als alle entschieden, statt dessen ein Picknick zu veranstalten.«
    Falken stöhnte auf. »Es reicht, du Hexe! Scher dich zurück zum Eingang.«
    »Wie Ihr wünscht, Lord Reizbarkeit.« Die Worte waren voller Gift.
    Bevor die Alte jedoch ging, zupfte sie mit knotigen Fingern an Travis' Ärmel. »Ich habe ein Auge auf dich geworfen, mein Junge!« Sie gackerte und drückte ihm etwas in die Hand.
    Travis blickte nach unten und würgte. Auf seiner Handfläche lag ein feucht schimmernder Augapfel. Er schaukelte glitzernd hin und her und starrte ihn an. Mit einem Aufschrei ließ Travis das Auge fallen, und es rollte den Gang entlang.
    Grisla kreischte auf und jagte hinter dem Auge her; sie tastete blindlings mit beiden Händen danach. Schließlich schlossen sich ihre Finger um das Auge. Die alte Vettel steckte es zurück in seine Augenhöhle, grunzte zufrieden und trippelte fort.
    Travis wischte sich die Hand an dem Wams ab. Ihm war leicht übel. »Wie hat sie das gemacht?«
    Falken schüttelte den Kopf. »Glaub mir, das willst du nicht wissen.« Er zeigte auf die Tür. »Sollen wir?«
    Zusammen stießen sie sie auf und begaben sich in den dahinterliegenden Raum.
    Travis' Sinne protestierten überwältigt, als sie den schwindelerregenden Anblick aufnehmen wollten, der sie begrüßte. Die große Halle von Kelcior stellte einen höhlenartigen Raum dar. Hohe Steinwände gingen in eine von rußgeschwärzten Balken durchkreuzte Decke über. Zwei Reihen aufgebockter Tische, die den Raum in seiner ganzen Länge durchmaßen, grenzten an der einen Seite rechtwinklig an eine Hohe Tafel, die am Kopf der Halle auf einem Podium stand. Die Wände waren voller Fackeln, doch ihr Licht konnte kaum den Dunstschleier durchbrechen, der in der Luft hing. Der durchdringende Gestank ließ Travis beinahe würgen – eine Mischung aus angebranntem Fleisch, verschüttetem Bier, Schweiß und Erbrochenem.
    König Kels Fest war keine formelle Angelegenheit. Genauso viele Leute standen auf den Tischen, wie an ihnen saßen. Muskulöse Männer benutzten Schwerter, um riesige gebratene Keulen auseinanderzurücken, während andere aus verrosteten Helmen tranken. Dienstmägde stolperten, als sie mit Essen überladene Tabletts auf die Tische knallten und dabei großen, zupackenden Händen auswichen. Einem Krieger gelang es, eine Magd mit einem verschmutzten Gesicht zu packen, und er bekam als Belohnung einen Dolch durch die Hand gerammt. Kinder in geflickten Wämsern liefen kreischend in einem regellosen Spiel hin und her, während Tiermänner, die sich in fettige Tierhäute gekleidet und sich blauen Schlamm ins Haar geschmiert hatten, unter den Tischen knurrend mit räudigen Hunden um Tischabfälle kämpften.
    Travis sah seinen Gefährten zweifelnd an. »Sind alle deine Freunde so, Falken?«
    Der Barde schenkte Travis einen vernichtenden Blick, dann suchte er sich einen Weg durch die Menge. Travis folgte ihm dichtauf. Sie erreichten die Stufen zu der Hohen Tafel.
    Ein Brüllen übertönte donnernd den Festlärm. »Bringt mir noch eine Arochkeule! Wartet – bringt besser zwei! Ich fühle mich etwas hungrig!«
    Travis legte den Kopf in den Nacken und starrte voller Staunen in die Höhe. In der Mitte der Hohen Tafel saß der größte Mann, den er je gesehen hatte. Er hatte die Schultern und die Brust eines Grizzlybären, und sein riesiger Kopf wurde von einem roten Haarschopf gekrönt, dessen Wildheit nur noch von dem verfilzten Bartgestrüpp übertroffen wurde. Über den blau funkelnden Augen wuchsen Brauen, die sich wie lebendige Wesen sträubten. Vor ihm stand ein noch brutzelnder Brocken Wild. Kel entblößte spitze Zähne in einem barbarischen Grinsen, dann riß er mit prankenähnlichen Händen ein Stück Fleisch heraus.
    Wie es sich bei einem König gehörte – selbst bei einem unbedeutenden König –, saßen die wichtigsten Angehörigen von Kels Hof mit ihm an der Hohen Tafel. Also die stämmigsten Krieger, die vollbusigsten Weiber und die am wildesten aussehenden Tiermänner. Vor Jahren hatte sich Travis in einer Stadt, die er nicht kannte, zufällig in eine rauhe und schmierige Biker-Bar verirrt. So schrecklich diese Erfahrung auch gewesen war, mit diesem Ort konnte die Bar nicht einmal annähernd konkurrieren. Wenn er sich jetzt umdrehte und ging, würde er es schaffen, aus der Tür zu kommen, ohne ein Schwert in den Leib gestoßen zu bekommen?
    »Denk nicht mal an Flucht«, murmelte Falken aus dem Mundwinkel. »Sie können Angst

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