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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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den Plünderern. In einigen der Dörfer, durch die Melia und Beltan gekommen waren, hatten Gerüchte über seltsame Geschöpfe, die umherstreiften und Unheil stifteten, das einfache Volk in Unruhe versetzt.
    Travis spitzte die Ohren, als er das hörte. Er dachte an Trifkin Moosberes Schauspielertruppe und die seltsamen Gestalten, die er hinter Bruder Cys Vorhang erblickt hatte.
    »Seltsame Geschöpfe?« fragte Falken mit gerunzelter Stirn.
    Es war Beltan, der darauf antwortete. »Das stimmt. Es sind stets die abgelegensten Dörfer – die am Rand tiefer Wälder oder hoher Berge. Immer wieder behaupteten die Leute, Geschöpfe aus den alten Geschichten und Legenden gesehen zu haben. Dinge wie Kobolde und Grüne Männer und sogar Elfen.« Er schnaubte skeptisch. »Natürlich bin nicht einmal ich so dumm, diese Geschichten zu glauben. Ich schätze, das sind bloß Gerüchte, die die Dorftrunkenbolde und geschwätzigen Hausfrauen in die Welt gesetzt haben.«
    »Und vermutlich hast du auch damit recht«, sagte Melia. »Doch eigentlich überrascht es mich nicht besonders, daß sich solche Gerüchte verbreiten. Die Leute werden in schwierigen Zeiten nun mal ängstlicher und abergläubischer. Sie kennen die wahren Ursachen für Katastrophen wie Seuchen und Hungersnöte nicht, und so wenden sie sich auf der Suche nach Erklärungen alten Legenden zu.« Wut flackerte in ihren Augen auf. »Entweder ihnen oder neuen Religionen.«
    Falken legte den Kopf schief.
    »In den Domänen ist ein neuer Mysterienkult im Aufstieg begriffen«, sagte Melia.
    Der Barde fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Die Mysterienkulte sind uralt. Alle in den Domänen praktizierten Kulte kamen vor Jahrhunderten über das Sommermeer hier in den Norden. Wie kann es da plötzlich einen neuen geben?«
    Melia strich ihr Kleid glatt. »Das ist eine gute Frage, und darüber hinaus eine, für deren Beantwortung ich viel geben würde. Soweit ich es verstanden habe, müssen die Anhänger des Rabenkultes ihren Geist der Obhut ihres Gottes anvertrauen. Außerdem behaupten sie, das Leben selbst sei unwichtig, denn im Tode würden sie eins mit dem Rabengott und die ewige Ekstase erleben.«
    »Das ist ja schrecklich praktisch«, sagte Falken sarkastisch. »Mit anderen Worten, die Priester des Kultes müssen gar nicht erst versuchen, etwas von den derzeitigen Problemen und dem Zwist zu erklären. Sie können sie sogar dazu benutzen, um neue Konvertiten zu gewinnen.«
    Melias Wangen röteten sich vor Wut. »Genau. Und es führt alles zu einer schrecklichen Art von Apathie. Anhänger dieses Kultes unternehmen auch nicht den geringsten Versuch, das Leid in dieser Welt zu mindern, da das ihren Priestern zufolge sinnlos ist. Wenn das Leben zu schwer wird, sehnen sie sich nur noch stärker nach der Wonne des Todes. Für die Anhänger des Rabenkultes hat das Leben keinerlei Bedeutung. Nur der Tod.« Sie ballte die kleine Hand zur Faust. »Es ist völlig pervers«, sagte sie mit einer Vehemenz, die irgendwie persönlich erschien.
    Falken rieb sich mit der behandschuhten Hand das Kinn; er wirkte müde und traurig. »Ja, das ist es. Leider ist das nur ein weiteres Zeichen dunkler Zeiten.« Er holte tief Luft. »Nun, ich glaube, unsere weitere Marschrichtung dürfte klar sein. Wir müssen so schnell wie möglich nach Süden reisen, zum Rat der Könige auf Calavere, um dort zu berichten, was wir in Erfahrung gebracht haben.«
    »Nicht so schnell, Falken«, sagte Beltan. »Du mußt uns noch erzählen, wo dich deine Reise hingeführt hat und was du dort fandest. Hast du das vergessen?«
    In die wäßrigen blauen Augen des Barden trat ein entrückter Blick. »Nein, das habe ich nicht vergessen. Die Wahrheit ist, daß ich mir noch nicht ganz darüber im klaren bin, was ich erfuhr, und ich möchte nichts darüber sagen, bevor ich mir sicher bin. Nur soviel: Meine Reise war lang und dunkel, sie führte mich zum Fal Threndur und von dort aus weiter in die Schattenkluft bis zum Runenportal, hinter dem die Schatten von Imbrifale lauern.«
    Melia und Beltan starrten Falken an. Ein Frösteln rann Travis den Rücken hinunter. Also darum war der Barde durch den Winterwald nach Süden gereist, fort von den Eisenzahnbergen.
    Falkens Blick klärte sich wieder. »Mehr werde ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht über meine Reise sagen. Aber es gibt da etwas, das ich dir zeigen möchte, Melia, und das kann ich genausogut auch jetzt tun. Ich würde eine zweite

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